Deutsche Gewässer in kritischem Zustand

Laut WWF sind nur acht Prozent der Bäche und Flüsse ökologisch intakt. Auch um das Grundwasser stehe es schlecht.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 6. Nov. 2018, 10:38 MEZ
Elbe
Idylle an der Elbe? Die Wasserqualität vieler deutscher Gewässer ist laut WWF prekär.
Foto von Ralph Frank, WWF

Belastetes Grundwasser, begradigte Flüsse, Artenarmut: Die meisten Gewässer in Deutschland sind in einem ökologisch schlechten Zustand. Zu diesem Ergebnis kommt die Umweltschutzorganisation WWF in einer aktuellen Untersuchung, die auf offiziellen Behördendaten fußt. Die Lage sei flächendeckend prekär und verstoße gegen die EU-Wasserrahmenrichtlinie. Hiernach sind die EU-Staaten unter anderem dazu verpflichtet, alle Gewässer in einen „guten ökologischen“ und „guten chemischen Zustand“ zu bringen.

Bei der Umsetzung dieser Ziele gibt es nach Worten des WWF gravierende Unterschiede zwischen den Bundesländern. Bayern, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein bildeten zwar die Spitzengruppe beim Wasserschutz, blieben aber dennoch „weit hinter den gesetzlichen Vorgaben“ zurück. Besonders schlecht sehe es in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen aus. Eine Bewertung für Hamburg und Bremen war laut WWF nicht möglich. Beide Länder hätten ihre gesamten Flüsse und Bäche als „erheblich beeinträchtigt“ eingestuft. Natürliche Fließgewässer gebe es dort nicht mehr.

Wörthsee
Einer der saubersten Badeseen in Bayern: Der Wörthsee im Landkreis Starnberg.
Foto von National Geographic

Hohe Nitrat- und Quecksilberbelastung

Insgesamt zeichnet der WWF ein alarmierendes Bild: Mehr als ein Drittel der deutschen Grundwasservorkommen sei in einem „schlechten chemischen Zustand“. Grund hierfür sei der Nitrateintrag durch den Agrarsektor. Die Quecksilberbelastung, laut WWF vor allem eine Folge der Kohlestromerzeugung, liege beinahe flächendenkend über den Grenzwerten. Überdies seien fast alle Flüsse als Wasserstraßen ausgebaut. Nur noch acht Prozent der deutschen Bäche und Flüsse könnte man als ökologisch intakt bezeichnen. Insgesamt seien die Seen in einem besseren ökologischen Zustand als die Fließgewässer.

„Alle sechszehn Bundesländer verfehlen die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie“, kritisiert WWF-Vorstand Christoph Heinrich und fordert die Politik zum Handeln auf. „Es wurde zu lange weggesehen, wenn weite Teile der Industrie und des Agrarsektors auf Kosten unseres Wassers gewirtschaftet haben. Das Problem wurde verschleppt.“

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