„Totalausfall des Winters“: Deutschland künftig ohne Schnee?
Es war der zweitwärmste Winter seit 1881: Viele Regionen meldeten neue Temperaturrekorde – bis auf 21,5 Grad stieg das Quecksilber im Februar.
Wer der Eiseskälte entfliehen wollte, musste diesmal nicht weit reisen. Der deutsche Winter 2019/2020 war mit durchschnittlich 4,2 Grad der zweitwärmste seit Beginn flächendeckender Aufzeichnungen im Jahr 1881. Das geht aus aktuellen Zahlen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hervor.
List auf Sylt? Kein einziger Frosttag. Müllheim bei Freiburg? Rekordwerte mit 21,5 Grad am 16. Februar. Auch in vielen anderen Regionen überschritten die Temperaturen zeitweise frühlingshafte 15 Grad. In Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern erlebten die Menschen den wärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn vor fast 140 Jahren.
Wegen der ständig einströmenden milden Meeresluft erreichten die Temperaturen nur selten winterliches Niveau. Am kältesten war es am 20. Januar und am 6. Februar in Oberstdorf mit jeweils minus -14,7 Grad.
Nur der Winter 2006/2007 war wärmer
Mit einer Durchschnittstemperatur von 4,1 Grad Celsius lag der Temperaturdurchschnitt um 3,9 Grad über dem Wert der Referenzperiode zwischen 1961 und 1990. „Nur der Winter2006/2007 war etwas wärmer“, sagt DWD-Klimaexperte Florian Imbery.
Kaum Schnee und deutlich zu nass: Im Flachland fiel erstmals am 27. Februar Schnee. Grundsätzlich lagen die Niederschläge deutlich über dem vieljährigen Mittel. „Das ist vor allem dem Februar geschuldet. Dezember und Januar waren eher zu trocken“, bilanziert Imbery.
Galerie: Die Welt im Winter
Damit nicht genug: Die aktuelle DWD-Klimavorhersage für Deutschland zeigt, dass es im Jahr 2020 in allen deutschen Regionen um 1,0-1,5 Grad wärmer werden könne als im Mittel der Referenzperiode 1981-2010.
Auch europaweit viel zu mild
Nicht nur in Deutschland – nahezu überall in Europa fiel der Winter extrem mild aus. Verantwortlich dafür war nach Angaben des DWD der Kältepol der Nordhalbkugel, der sich im Raum Nordkanada-Grönland ständig regenerierte.
Das zugehörige Starkwindband schickte immer wieder Tiefdruckgebiete über Island nach Nordrussland. Dadurch befand sich ein Großteil Europas in einer kräftigen, extrem milden Südwestströmung. Sie sorgte vielerorts für einen „Totalausfall des Winters“, resümiert der DWD. Global registrierte der DWD sogar den wärmsten Januar seit Messbeginn.
Wetter
Klimawandel beeinflusst das Wetter seit 2012 jeden Tag
2012 geborene Kinder haben bisher keinen einzigen Tag ohne den Einfluss des Klimawandels erlebt.
5G wird die globale Wettervorhersage stören
Frühwarnsysteme für Hurrikans retten Menschenleben. Möglich ist das nur durch Instrumente, die schwache Signale in der Atmosphäre messen – 5G könnte diese Signale stören.
Klimawandel: Immer mehr Unwetter in Deutschland?
Starkniederschläge zählen zu den folgenschwersten Wettererscheinungen. Meteorologen und Umweltorganisationen warnen, das Risiko werde deutlich unterschätzt.