H5N1: “Die Vogelgrippe kommt nicht zurück – sie war nie weg“

In Israel ist der Ausbruch der Geflügelpest massiv, und auch in Deutschland infizieren sich immer mehr Tiere. Experten überrascht das nicht: Das Virus kursiere seit zwei Jahren in Europa - ohne Pause.

Von Deborah Roth
Veröffentlicht am 11. Jan. 2022, 09:22 MEZ, Aktualisiert am 11. Jan. 2022, 15:20 MEZ
Der Zoo in Heidelberg meldete vergangene Woche, dass eine Rothalsgans an dem H5N1-Virus gestorben sei.

Der Zoo in Heidelberg meldete vergangene Woche, dass eine Rothalsgans an dem H5N1-Virus gestorben sei.

Foto von AdobeStock

Während es bei uns Menschen um Omikron und Corona geht, sorgt im Tierreich aktuell ein anderes Virus wieder verstärkt für Sorge: die Vogelgrippe. Besonders gravierend ist die Lage in Israel. Dort sind in den vergangenen Wochen über 5000 Kraniche an der Krankheit verendet. Die israelische Umweltministerin Tamar Sandberg bezeichnet die Geschehnisse als “schlimmsten Schlag für die Tierwelt in der Geschichte des Landes.”

Auch in deutschen Geflügelbetrieben und Zoos ist die Vogelseuche angekommen. So meldete der Zoo in Heidelberg vergangene Woche, dass eine Rothalsgans an dem Virus gestorben sei - seitdem sind viele Vögel dort in ihre Häuser oder überdachte Rückzugsorte gebracht worden.

Das FLI stellt Übersichtskarten der bisher in Deutschland festgestellten HPAI-Infektionsfälle zur Verfügung.

Foto von Tsn, Fli

H5N1-Fälle in Deutschland

Seit Anfang Oktober 2021 wurden vom Friedrich-Löffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI), 93 Ausbrüche in Deutschland registriert, 23 davon bei Wildgänsen in Hamburg. In sehr wenigen Einzelfällen ist das Virus in Deutschland auch bei verendeten Seehunden nachgewiesen worden. In Großbritannien wurde die Krankheit unterdessen sogar auf einen Menschen übertragen. Wie gefährlich ist die Zoonose?

H5N1 gilt auch für Menschen als potenziell gefährlich, Ansteckungen sind jedoch extrem selten. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) infizierten sich zwischen 2003 und 2021 weltweit 825 Menschen, für die Hälfte von ihnen endete die Infektion tödlich. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sind für H5N1 und Subtypen nicht nachgewiesen worden. Die größte Gefahr sind massive Ausbrüche in der Tierhaltung, die die Tötung Hunderter Nutztiere mit sich bringen können.

Gekommen um zu bleiben

Für die Experten des FLI ist die Verbreitung der Vogelgrippe unterdessen keine große Überraschung: Das Virus sei seit zwei Jahren in Europa ständig präsent. „Das derzeit dominierende Geflügelpestvirus H5N1 ist diesmal nicht mit dem Herbstvogelzug nach Europa eingetragen worden, sondern das Resultat aus Geflügelpest-Viren, die seit 2020 in Europa auftreten und bleiben“, erklärt Prof. Dr. Thomas Mettenleiter, Präsident des FLI. 

Während man in den Vorjahren deutliche Pausen in den Sommermonaten beobachtet habe, in denen keine Geflügelpest-Viren nachgewiesen wurden, meldeten im letzten Sommer verschiedene EU-Länder immer wieder Fälle bei Wildvögeln. In Deutschland habe es zwar von Juli bis Anfang Oktober keine Meldungen gegeben, doch in benachbarten Ländern durchaus. “Das Virus war also durchgängig bei Wildvögeln in Europa vorhanden, was früher so nicht aufgetreten ist.“

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    Die Experten des FLI wissen um das hohe Risiko einer Ausbreitung von Geflügelpestviren des Subtyps H5. Zum Schutz der Wildvögel, Geflügel und Vögel in Haltung empfiehlt Thomas Mettenleiter „die Sicherheitsmaßnahmen in den Geflügelhaltungen auf hohem Niveau zu halten und, wenn nötig, weiter zu verbessern“. 

    Brandenburg und Niedersachsen haben bereits landesweit eine Stallpflicht für Freilandgeflügel in Betrieben angeordnet. Nutz- und Heimtiere sollen darüber hinaus unbedingt von Futter- und Trinkstellen der Wildvögel ferngehalten werden. 

    Das FLI mahnt, die Sicherheitsvorkehrungen äußerst ernst zu nehmen. Bei Spaziergängen sollte man um tote Vögel einen Bogen machen und diese nicht in die Hand nehmen oder mit dem Schuh berühren.

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