Wie Hundekot Naturschutzgebiete gefährdet

Naturreservate bieten Menschen weltweit einen erholsamen Ausgleich vom städtischen Leben. Doch der Kot und Urin ihrer treuen Vierbeiner kann diese Natur erheblich schädigen.

Von Marina Weishaupt
Veröffentlicht am 15. Feb. 2022, 09:31 MEZ, Aktualisiert am 15. Feb. 2022, 12:56 MEZ
Eineinhalb Jahre lang untersuchten Forscher die Auswirkungen von Hundefäkalien in Naturschutzgebieten rund um Gent.

Eineinhalb Jahre lang untersuchten Forscher die Auswirkungen von Hundefäkalien in Naturschutzgebieten rund um Gent. Ihre Ergebnis: Jährlich kommen dort pro Hektar rund elf Kilogramm Stickstoff und fünf Kilogramm Phosphor zusammen.

Foto von Mikkel Bigandt - Adobe Stock

Wälder, Wiesen, Feuchtgebiete und Heideflächen bieten nicht nur menschlichen Besuchern positive Vorteile - auch ihre Hunde erfreuen sich daran. Deren Fäkalien können eben diese sensible Natur jedoch erheblich schädigen, wie Forscher der Universität Gent nun herausgefunden haben.

Eineinhalb Jahre lang haben Pieter De Frenne, Professor an der Fakultät für Biowissenschaften, und sein Team die Auswirkungen von Hundefäkalien genauer untersucht. Ihr Ergebnis: Allein in den vier größten Naturschutzgebieten rund um die belgische Stadt Gent kommen jährlich pro Hektar rund elf Kilogramm Stickstoff und fünf Kilogramm Phosphor zusammen. Dies ergab sich aus 487 Zählungen über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren, in denen sie über 1600 Hunde in den Gebieten ausmachten. Gestützt wurden die Hochrechnungen mittels analysierter Erdproben.

Vor allem die Ergebnisse der hohen Mengen an Stickstoff seien bemerkenswert und sorgten für Überraschung, denn die Emissionen durch fossile Brennstoffe und Landwirtschaft würden im direkten Vergleich dazu zwischen fünf und 25 kg pro Hektar beitragen. „Atmosphärische Stickstoffeinträge aus Landwirtschaft, Industrie und Verkehr erhalten zu Recht viel politische Aufmerksamkeit, aber Hunde werden in dieser Hinsicht völlig vernachlässigt”, sagte De Frenne. Übertragen auf die rund 87 Millionen Hunde, die in Europa leben, sei das eine durchaus unterschätzte Gefahr.

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Zusätzliche Nährstoffe schädigen Naturschutzgebiete

Das Beifügen von Nährstoffen durch Hunde klingt zunächst wie ein vorteilhafter Nebeneffekt. Schließlich fördert Stickstoff das Pflanzenwachstum und gilt als unentbehrlicher Baustein des Lebens. Vor allem auf landwirtschaftlich genutzten Feldern ist er oftmals bereits im Überschuss vorhanden, sodass der Überschuss nicht mehr von den Pflanzen und Böden aufgenommen werden kann.

Auch schützenswerte Naturschutzgebiete leiden unter übermäßigem Nährstoffgehalt in Böden und Gewässern. Deshalb sei das Management von diesen besonders auf das Entgegenwirken des zu hohen Gehalts an Nährstoffen ausgerichtet. Vor allem seltene Pflanzen- und Tierarten seien darauf angewiesen, um nicht von wuchernden Pflanzen verdrängt zu werden.

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    Für ihre Experimente bezüglich der zusätzlichen Nährstoffzufuhr durch Hunde modellierten die Forschenden vier Szenarien in vier verschiedenen Reservaten. Wesentliche Bedeutung hatten dabei die Faktoren, ob die Hunde angeleint waren und ob die Besitzer die Hinterlassenschaften ihre Hunde beseitigten. Durch die eingehaltene Leinenpflicht verringerte sich die Stickstoff- und Phosphorzufuhr in den Flächen der Reservate, nahm jedoch entlang der Wege stark zu. Auf ein ganzes Jahr berechnet, machte dies pro Hektar 175 kg Stickstoff und 73 kg Phosphor pro Hektar aus.

    Laut dem Forscherteam überschritten diese Zahlen die gesetzlichen Grenzwerte für die Düngung von landwirtschaftlich genutzter Flächen. „Was ziemlich erstaunlich ist, da unsere Studie Naturschutzgebiete betraf“, so De Frenne. Zudem erwies sich das Szenario mit Leinenpflicht und dem Einsammeln von Kot als das wohl schonendste. Die zugeführten Stickstoffwerte nahmen um 56 Prozent ab - der Phosphorgehalt reduzierte sich sogar um 97 Prozent. Die erfreulichen Zahlen bezüglich Phosphor seien vor allem darauf zurückzuführen, dass dieser sich größtenteils im Kot der Hunde ablagere, so das Forscherteam. Ihnen zufolge können Hundebesitzer durch das Einsammeln und Entsorgen also maßgeblich zum Schutz der Biodiversität beitragen.

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