Handys für den Regenwald

Topher White, 33, bekämpft illegale Abholzung, indem er Smartphones im Regenwald platziert: Wenn die Kettensägen aufkreischen, schlagen die Handys Alarm.

Von Lisa Srikiow
Foto von Rainforest Connection

Topher White, 33, bekämpft illegale Abholzung, indem er Smartphones im Regenwald platziert: Wenn die Kettensägen aufkreischen, schlagen die Handys Alarm. Eine kluge Idee, befand die National Geographic Society und nahm White als Emerging Explorer in ihr Förderprogramm für Nachwuchsforscher auf.

Wie genau erkennen Ihre Geräte die Holzfäller?
Jedes Handy registriert sämtliche Geräusche im Umkreis von drei Quadratkilometern und sendet die Aufzeichnungen in die Cloud. Ein Programm wertet die Daten aus und identifiziert Kettensägen oder Autos anhand der großen Ausschläge, die sie verursachen. Die Ranger vor Ort erhalten dann eine Benachrichtigung per E-Mail und können sofort einschreiten.

Gibt es im Dschungel überhaupt Empfang?
Als ich 2011 im indonesischen Regenwald Urlaub machte, sah ich, dass esdort zwar weder fließendes Wasser noch Elektrizität gab. Dafür surften die Menschen ständig mit ihren Handys im Internet. Das hat mich überhaupt erst auf diese Idee gebracht.

Sie waren vorher kein aktiver Umweltschützer?
Nein, damals half ich nur als Tourist in einem Gibbon-Reservat aus. Ich habe in Ohio Physik studiert, danach in mehreren Labors gearbeitet und außerdem als Software- und Elektro-Ingenieur für einige kleine Unternehmen Handy-Apps gebaut. In Indonesien begriff ich jedoch, dass ich für den Kampf gegen illegale Abholzung eine einfache Lösung hatte.

Wie sah dieser Kampf vorher aus?
Die indonesischen Ranger hatten große Schwierigkeiten mit illegalen Rodungen. Gerade mal drei Wächter patrouillierten im Schutzgebiet, und die wussten einfach nicht, wann sie wo eingreifen mussten. Als ich merkte, dass es ein gutes Handynetz gibt, dachte ich: Warum nutzen wir keine Handys, um illegale Aktivitäten zu orten?

Wie lange brauchten Sie, um Ihre Idee umsetzen?
Ich habe bis 2012 in Frankreich gearbeitet. Erst als ich in meine Heimat San Francisco zurückkehrte, baute ich einen Prototypen. Es war sicher auch die Silicon-Valley-Kultur, die mich motivierte, weiterzumachen. Bis dahin sah ich einfach keine Möglichkeit, wie ich als Ingenieur den Regenwald schützen könnte. Doch inspiriert von der Aufbruchstimmung im Silicon Valley gründete ich „Rainforest Connection“, um Geräte zu bauen und sie unter die Leute zu bringen.

Und wie verlief der erste Praxistest?
Als wir die Handys in Indonesien testeten, bekamen wir am zweiten Tag einen Alarm und erwischten die Holzfäller auf frischer Tat. Es war toll: Als Ingenieur nicht nur etwas gebaut zu haben, das irgendwer irgendwie benutzt, sondern etwas, das den Umweltschützern bei ihrer Arbeit hilft.

Installieren Sie selbst die Handys vor Ort?
Ja, allerdings arbeiten wir an einer frei zugänglichen Anleitung, um sie insNetz zu stellen. Wir wollen, dass jeder irgendwann einmal unsere Technologienutzen kann. Wir sind nur ein kleines Team und können nicht überallsein, wo man unsere Geräte braucht. Uns geht es auch nicht ums Geldverdienen, wir sind auf Spenden angewiesen.

Wo kommen Ihre Systeme zum Einsatz?
Wir haben Projekte in Indonesien, in Afrika und in Brasilien. Im Amazonasgebiet habe ich beispielsweise mit der indigenen Bevölkerung, den Tembé, zahlreiche Handys im Regenwald installiert, um ihre Heimat zu schützen. Für sie geht es dabei schlicht ums Überleben. Allerdings trägt die Zerstörung der Regenwälder auch maßgeblich zum Klimawandel bei, sie ist der zweitgrößte Verursacher dieser Katastrophe. Die meisten Rodungen sind gesetzeswidrig. Die nötigen Vorschriften, um illegale Abholzung zu stoppen, gibt es also bereits. Es haperte nur an der Umsetzung, unsere Geräte können da Abhilfe schaffen.

(NG, Heft 9 / 2015, Seite(n) 8,9)

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