Elon Musk: In 7 Jahren könnten Menschen auf dem Mars landen

Die überarbeiteten Pläne des Unternehmers sehen vor, Menschen mit einer riesigen Rakete zum Mars zu bringen – und womöglich eine Mondbasis zu etablieren.

Von Nadia Drake
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:45 MEZ
Elon Musk, der Gründer von SpaceX, spricht beim International Astronautical Congress vor einer Illustration der überarbeiteten BFR (Big Falcon Rocket).
Foto von Peter Parks, AFP, Getty

Ein Jahr nach der Verkündung eines kühnen Plans, der laut Elon Musk bis 2060 eine Million Menschen auf den Mars bringen könnte, nimmt Musk bereits Feinabstimmungen an seinem Entwicklungsplan vor.

Bei einer etwas zusammenhanglosen Präsentation auf dem International Astronautical Congress im australischen Adelaide umriss Musk eine überarbeitete Version seines ursprünglichen Plans. Er hob vor allem Berichtigungen hervor, die sich auf eine geplante Rakete mit 42 Triebwerken beziehen, der Musk den Spitznamen BFR (Big Falcon Rocket) gegeben hat. Ebenfalls thematisiert wurde ein diffuses Vorhaben, mit dem die Rakete durch Belieferungen der ISS und der Lieferung von Satelliten ins Weltall bezahlt werden soll.

In der Zukunft könnten sich die Ziele der BFR allerdings vervielfachen. Musk schlug vor, dass die Rakete auch genutzt werden könnte, um Menschen in weniger als einer Stunde von einem beliebigen Punkt der Erde zu einem anderen zu transportieren – oder um einen Außenposten auf dem Mond zu errichten.

„Das wird uns den Bau einer Mondbasis ermöglichen. Es ist 2017. Wir sollten bereits eine Mondbasis haben. Was zum Teufel ist los?“, fragte Musk, der Gründer von SpaceX und Tesla Motors.

MARSPLAN IN DER NEUAUFLAGE

Musk sprach bereits oft über seinen Wunsch, auf dem Mars zu sterben – nur nicht durch einen Aufprall –, und über seinen Glauben daran, dass sich die Menschheit auf weitere Planeten ausbreiten muss, um zu überleben. Letztes Jahr stellte er auf derselben Konferenz, die 2016 in Guadalajara in Mexiko stattfand, seinen mit Spannung erwarteten Plan für die Besiedlung des Mars vor.

Die erste Ausführung dieses Interplanetaren Transportsystems stützte sich auf die BFR – eine gewaltige, mit 42 Triebwerken ausgestattete und 120 Meter hohe Rakete. Die Trägerrakete soll wie eine größere Version der wiederverwendbaren Falcon-9-Raketen funktionieren, die SpaceX bereits im Einsatz hat, und soll mehrfach Tank- und Raumfahrzeuge beliefern, die bis zu 100 Personen in den Erdorbit bringen können.

Musks Vision zielt auf bis zu 1.000 Raumfahrzeuge ab, die sich in einer festen Formation im Erdorbit befinden sollen. Etwa alle 26 Monate, wenn Erde und Mars in einer günstigen Position zueinander stehen, soll diese Schiffsflotte unseren nächsten Nachbarn ansteuern und unterwegs Solarpaneele entfalten.

Nach einer Reise von drei bis sechs Monaten würden diese Schiffe dann Überschallraketen aktivieren und sanft auf dem Roten Planeten landen, um dort ihre menschliche Fracht und Vorräte abzuladen. (Musk hat noch keine näheren Angaben dazu gemacht, wie genau all diese Menschen nach der Landung auf einem Planeten mit nicht bestellbarem Boden und einer nicht atembaren Atmosphäre überleben sollen.)

In der diesjährigen Berichtigung des Plans wurde die BFR verkleinert und ist nun nur noch ein wenig größer als die Saturn-V-Rakete, welche die Apollo-Astronauten zum Mond brachte. Um das klarzustellen: Die BFR 2.0 ist nach wie vor riesig. Sie kann Fracht transportieren und verfügt über Wohnbereiche, die sich über acht Stockwerke erstrecken und mehr Volumen als die Passagierkabine eines Airbus A380 haben. Außerdem hat sie eine schnittige Flosse, die ihr dabei helfen wird, auf Himmelskörpern mit dicker, dünner oder gar keiner Atmosphäre zu landen – das erhöht ihren potenziellen Nutzen im gesamten Sonnensystem ungemein.

Musk erwartet, dass noch dieses Jahr mit dem Bau der Rakete begonnen werden kann. Ihm zufolge sei es nicht völlig unwahrscheinlich, dass zwei solcher Schiffe, die nur mit Fracht beladen sind, schon 2022 starten können. Das mag wie die nahe Zukunft klingen, aber „fünf Jahre erscheinen mir wie eine lange Zeit“, sagt Musk.

Wenn SpaceX die Deadline einhalten kann, würde das Unternehmen laut Musk als nächstes versuchen, im Jahr 2024 vier Raumfahrzeuge zu starten: zwei mit Fracht und zwei mit Crew. Die zwei Missionen hätten die Aufträge, die beste Wasserquelle auf dem Mars zu finden und eine Treibstofffabrik auf dem Mars zu errichten, um SpaceX Rundflüge zwischen Erde und Mars zu ermöglichen.

SOLIDE GRUNDLAGEN, AMBITIONIERTE ZIELE

Diese riesige Rakete etwas zu verkleinern, ist kein völlig unerwarteter Schachzug.

Musk ist für seine ambitionierten Vorhaben bekannt: SpaceX ist das erste Unternehmen, das erfolgreich Raketenteile wiederverwendet, die Elektroautos von Tesla (die Modelle S3X und Y) haben auf mehrere Jahre hinaus Wartelisten und der Hyperloop – der die Reisezeit zwischen San Francisco und Los Angeles auf 45 Minuten verkürzen könnte – befindet sich gerade in der Entwicklung.

Aber seine Zeitpläne entlockten Experten für Weltraumflüge oft ein Augenrollen, da sie wussten, dass man seinen angestrebten Deadlines nicht trauen konnte. Beispielsweise verspricht SpaceX seit Jahren, eine große und wiederverwendbare Rakete namens Falcon Heavy auf den Markt zu bringen. Bisher wurde die Rakete – die eine wesentliche Rolle in Musks Plan spielt, Menschen zum Mond zu bringen und 2018 einen Lander auf dem Mars abzusetzen – noch nicht einmal getestet.

Mit etwas trockenem Humor – und womöglich als Reaktion auf die Kritik an den Verzögerungen – versicherte Musk, dass der Start im Jahr 2022 kein Tippfehler sei. Aber immerhin gab er zu, dass es ein „ehrgeiziges“ Ziel ist.

Musks Traum vom Mars ist waghalsig, um es vorsichtig auszudrücken. Um ihn zu erreichen, wären beispiellose technische Innovationen nötig. Die wissenschaftlichen und technischen Grundlagen seien solide, sagte Bobby Braun letztes Jahr in einem Interview. Er ist der Dekan für Ingenieurswesen und angewandte Wissenschaften an der Universität von Colorado in Boulder. Die verkleinerte Version von Musks ursprünglichem Bauvorhaben sei sogar noch besser durchführbar.

Stattdessen ist eher die Finanzierung eine der großen Hürden. SpaceX hat einfach nicht genug Geld, um dieses Unterfangen allein zu bezahlen. Zudem ist es nicht gerade einfach, öffentliche oder private Partner von einer Beteiligung zu überzeugen.

Musk hat aber auch diesen Punkt angesprochen.

„Ich denke, dass wir eine Möglichkeit gefunden haben, dafür zu bezahlen“, sagt er. „Das ist sehr wichtig.“

Momentan beinhaltet dieser Plan den Bau von ein paar Falcon-9-Trägerraketen und Dragon-Raumschiffen. Damit sollen dann so viele Frachtlieferungen ins All wie möglich verkauft werden.

Innerhalb von ein paar Jahren sollen dann laut Musk alle Ressourcen von SpaceX für den Bau der BFR verwendet werden. Diese Rakete könnte Menschen dann in weniger als einer Stunde um die Welt fliegen und uns sogar zum Mond bringen. „Wir glauben, dass wir das mit den Einnahmen für die Belieferung der [Internationalen] Raumstation und für den Start von Satelliten schaffen können“, fügt er hinzu. (Lesenswert: Erster Blick auf die Raumanzüge der Zukunft)

LEBEN AUF DEM MARS?

Das Unterfangen, Menschen auf dem Mars abzuliefern, wirft allerdings auch ethische Fragen auf, die Musk nicht angesprochen hat. Eine davon betrifft die Möglichkeit, dass wir und unsere Technik den Planeten kontaminieren könnten. Damit könnten wir entweder bereits auf dem Mars vorhandenes Leben schädigen oder sogar jede Möglichkeit zerstören, überhaupt herauszufinden, ob dort je Leben existierte.

Für die Besiedlung des Mars ist die Ankunft von Menschen aber nur der erste Schritt. Der Planet muss auch tatsächlich bewohnbar sein. Gemessen an menschlichen Standards ist der Mars momentan tödlich: Wir können seine Luft nicht atmen, sein Boden ist für uns giftig und sein Wasser ist in unterirdischem Eis eingeschlossen.

Musk hat dieses Problem in der Vergangenheit bereits eingeräumt und vorgeschlagen, den Mars durch Terraforming in eine saftige, grüne Welt zu verwandeln, die Leben ermöglichen kann. Seine Methode der Wahl? Den Himmel über den Polen des Planeten mit Atomsprengköpfen zu beschießen, um das aktuell im Eis eingeschlossene Wasser freizusetzen.

Solch drastische Maßnahmen würden wahrscheinlich katastrophale Folgen für jedes Leben haben, das sich auf dem Mars womöglich vor der Ankunft der Menschen etabliert hat. Lucianne Walkowicz, die den Lehrstuhl für Astrobiologe der Library of Congress innehat, bezeichnet es als einen absolut falschen Gedanken, eine andere Welt als Reserveplaneten zu verwenden und ihn dafür zu zerstören.

„Es gibt viele ausgezeichnete Gründe, zum Mars zu reisen. Aber wenn man irgendwem erzählt, dass der Mars als Reserve für die Menschheit da ist, ist das, als würde der Kapitän der Titanic einem erzählen, dass die richtige Party später auf den Rettungsbooten steigt“, sagte Walkowicz letztes Jahr während eines TED-Talks zur Ethik der Marserforschung. „Wenn wir verstehen können, wie wir aus lebensfeindlichen Umgebungen der Erde bewohnbare Räume schaffen und diese erhalten können, können wir vielleicht auch unsere eigene Umwelt sowohl erhalten als auch darüber hinausgehen.“

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