„Koko konnte uns zeigen, zu was alle Menschenaffen fähig sind.“

Die berühmte Gorilladame gewährte uns überraschende Einblicke in das Gefühlsleben und die Sprachkompetenz von Tieren.

Von Douglas Main
Veröffentlicht am 22. Juni 2018, 14:02 MESZ

Koko, ein Westlicher Flachlandgorilla, starb am 19.06.2018 im Alter von 46 Jahren im Schlaf. Die Gorilladame war für ihre emotionale Tiefe und ihre Fähigkeit, sich in Gebärdensprache zu verständigen, berühmt geworden.

Im Laufe ihres Lebens erlangte sie internationale Bekanntheit und eignete sich ein Vokabular von mehr als 1.000 Zeichen an. Zudem verstand sie mehr als 2.000 gesprochene englische Worte, wie die Gorilla Foundation berichtet.

Zweimal zierte sie die Titelseite des internationalen National Geographic Magazins: Das erste Mal war im Oktober 1978 mit einem Bild von sich selbst, das sie in einem Spiegel geschossen hatte (vermutlich eines der ersten bekannteren Tier-Selfies). Im Januar 1985 war sie dann ein zweites Mal auf dem Titelbild zu sehen – zusammen mit ihrem kleinen Kätzchen.

Sie wurde zweifelsohne das prominenteste Mitglied ihrer Art, die von der Weltnaturschutzunion als vom Aussterben bedroht eingestuft wird.

Koko der Gorilla nutzt Gebärdensprache (1981)
Die Gorilladame Koko starb im Juni 2018 im Schlaf. 1981 drehte National Geographic eine Dokumentation über Koko und ihre bemerkenswerten Fähigkeiten.

„Weil sie klug genug war, um Aspekte der menschlichen Sprache zu begreifen und zu verwenden, konnte Koko uns zeigen, zu was alle Menschenaffen fähig sind: Sie können über ihre Welt nachdenken und andere Lebewesen, denen sie sich verbunden fühlen, lieben und betrauern“, schrieb Barbara King in einer E-Mail. Die emeritierte Professorin für Anthropologie am College of William and Mary schrieb mehrere Bücher über die Persönlichkeiten und Gefühle von Tieren.

„Genauso wichtig ist aber, dass sie uns darauf aufmerksam gemacht hat, welchen Preis unsere wissenschaftliche Neugier auf andere empfindungsfähige Lebewesen für das einzelne Tier hat“, sagt sie.

„Selbst, wenn wir ihrem Leben feierlich gedenken, müssen wir uns daran erinnern, dass sie ihr Leben von ihrer Kindheit bis zu ihrem Tod auf höchst unnatürliche Weise in Gefangenschaft verbringen musste.“

Koko wurde am 4. Juli 1971 im Zoo von San Francisco geboren und Hanabi-ko getauft, japanisch für „Feuerwerkskind“. Die Forscherin Francine Patterson begann 1972, mit Koko zu arbeiten und ihr die Gebärdensprache beizubringen.

Später wurde sie nach Stanford gebracht. Kurz darauf gründeten Patterson und ihr Kollege Ronald Cohn die Gorilla Foundation. Im Jahr 1979 zog Koko mit der Gruppe schließlich in die Santa Cruz Mountains in Kalifornien.

Die Forschung über und Arbeit mit Koko und anderen Gorillas offenbarte, dass Menschenaffen über eine ähnliche Sprachkompetenz wie Kleinkinder verfügten. Anne Russon, eine Forscherin an der York University, bezeichnete als es „großen Schritt vorwärts“, dass man Koko und anderen Tieren Gebärdensprache beibrachte, anstatt einfach nur verbal mit ihnen zu kommunizieren.

Neben ihrer Sprachfertigkeit zeigte Koko auch Gefühlsäußerungen, die mit denen von Menschen vergleichbar sind. Außerdem schien sie einen Sinn für Humor zu haben und verhielt sich mitunter sogar ein bisschen schelmisch.

Foto von Cover Ronald Cohn, National Geographic

Cynthia Gorney interviewte Koko im Jahr 1985. Zunächst schien Koko sie nicht so recht zu mögen und nannte sie per Gebärdensprache sogar eine Toilette. Gorney erinnert sich, dass Patterson sie dafür ermahnte: „Koko! Das ist nicht nett.“

Letztendlich freundete sich die Gorilladame dann aber doch noch mit Gorney an, und als sie gefragt wurde, wohin Gorillas gehen, wenn sie sterben, zeigte sie: „Gemütliches Loch tschüss“.

Koko war nicht nur im National Geographic Magazin zu sehen, sondern in diversen Dokumentationen. In einem Video aus dem Jahr 2001 amüsiert sie sich ein bisschen mit dem Schauspieler Robin Williams und setzte sich seine Brille auf.

In einer Mitteilung verkündete die Gorilla Foundation, dass sie „Kokos Erbe weiter ehren und unsere Mission fortführen wird“, indem sie die Kompetenz von Menschenaffen im Bereich der Gebärdensprache weiter erforscht und Artenschutzprojekte in Afrika und andernorts betreibt.

Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

 

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