Die Macht der Urzeitfeuer: Paläobotaniker Prof. Dr. Dieter Uhl im Porträt

Er gilt als Experte bei der Erforschung fossiler Pflanzen. Prof. Dr. Dieter Uhl leitet die Paläontologie und Historische Geologie am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 16. Okt. 2019, 15:22 MESZ
Edmonds Urzeitreich: Was versteinerte Pflanzenreste verraten
Paläobotaniker Prof. Dr. Dieter Uhl untersucht fossile Pflanzen, um die Umwelt der Vergangenheit zu rekonstruieren. „Man kann immer etwas Neues entdecken, was noch nie jemand vorher gesehen hat“, sagt der promovierte Diplombiologe.

Wenn Dieter Uhl über das Zeitalter der Dinosaurier spricht, klingt es, als sei er eben erst von einer Zeitreise zurückgekehrt. „Die Paläontologie ist für mich die faszinierendste Wissenschaft“, sagt der promovierte Diplombiologe. „Man kann täglich Neues entdecken – sei es im Gelände, am Mikroskop oder in alten Sammlungen.“ Besonders stark schlägt sein Forscherherz für die Paläobotanik, die Wissenschaft von den fossilen Pflanzen. Versteinerte Pflanzenreste liefern wertvolle Erkenntnisse über urzeitliche Ökosysteme.

Ein Schwerpunkt seiner über 25-jährigen Forschungsarbeit ist die Feuerökologie des Jungpaläozoikums und der Kreidezeit vor rund 300 bis 66 Millionen Jahren. „Feuer spielen eine gestaltende Rolle in einem Ökosystem“, betont Uhl, der auch als außerplanmäßiger Professor für Paläontologie an der Universität Tübingen lehrt. Finden Forscher etwa verkohlte Pflanzenfossilien, können sie daraus Rückschlüsse auf urzeitliche Klima- und Umweltbedingungen ziehen – und damit auch auf die Anpassungsfähigkeit von Flora und Fauna.

Edmonds Urzeitreich: Zwischen Knochen und Kettensägen

Im Rahmen des aktuellen Senckenberg-Grabungsprojekts „Edmonds Urzeitreich“ befasst sich Uhl mit der Rekonstruktion der urzeitlichen Vegetation sowie der Umwelt- und Klimabedingungen – inklusive des Vorkommens von Paläovegetationsbränden.

Wiedergeburt längt erloschener Welten

Für die Forschung pendelt der 51-Jährige regelmäßig zwischen Büro, Labor, Hörsaal und Ausgrabungsstätten. Ein echtes Highlight markierte die Entdeckung seiner ersten „eigenen“ Tierart – eines urzeitliches Krebses, 1999 beschrieben als Uronectes palatinus.

Dass die Paläontologie laufend neue Abenteuer mit sich bringt, bekommt der Biologe immer wieder am eigenen Leib zu spüren. Zum Beispiel, als er einen verunglückten Kollegen aus einer stillgelegten Kohlemine in einer abgeschiedenen Region in China bergen musste. Sein typischer Arbeitstag? „Den gibt es nicht“, sagt Uhl und lacht: „Wenn es den gäbe, würde ich den falschen Job machen.“

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    Prof. Dr. Dieter Uhl leitet die Paläontologie und Historische Geologie am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.
    Foto von Marleen Friess

    Short Facts: Prof. Dr. Dieter Uhl

    Forschungs- und Aufgabenbereich: Abteilungsleiter Paläontologie und Historische Geologie am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt

    Berufsweg: Diplom in Biologie (Botanik), Spezialisierung auf Paläobotanik. Promotion in Tübingen (1999), wissenschaftliche Arbeit in Münster, Tübingen und Utrecht, ab Ende 2007 bei Senckenberg. Seit 2010 außerplanmäßiger Professor an der Uni Tübingen für das Fach Paläontologie

    Beitrag zum aktuellen Edmontosaurus-Projekt „Edmonds Urzeitreich“: Rekonstruktion der urzeitlichen Vegetation sowie der Umwelt- und Klimabedingungen, inklusive des Vorkommens von Paläovegetationsbränden

    Technische Tools: Mikroskop, Binokularlupe, Rasterelektronenmikroskop, Flusssäurelabor (um Gesteine aufzulösen), Computer

    Wichtige Forschungsergebnisse: Nachweis, dass es im Perm weltweit häufig zu Vegetationsbränden kam – davor hatte man angenommen, die Erdepoche sei quasi feuerfrei gewesen. Nachweis, dass es direkt nach dem Massenaussterbe-Ereignis am Ende des Perm eine „Feuerlücke“ in der untersten Trias gab.

    Spannende Forschungserlebnisse: Die Entdeckung einer neuen Art (fossiler Krebs), Geländearbeit in Süd-Brasilien, Bergung eines verunglückten Kollegen aus einer stillgelegten Kohlemine in China.

    Lieblingsfossil: Alles, was Blätter hatte

    Leidenschaften neben der Paläontologie: Familie, Regionalgeschichte, die Pfalz

     

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