NASA & SpaceX: Die kommerzielle Raumfahrt hebt ab

Die NASA-Mission Demo-2 soll mit einem Raumfahrzeug von SpaceX erstmals Astronauten zur ISS bringen.

Von Nadia Drake
Veröffentlicht am 27. Mai 2020, 14:57 MESZ
Die Zugangsrampe für das Crew Dragon-Raumfahrzeug und die Rakete Falcon 9 von SpaceX wird am 21. ...

Die Zugangsrampe für das Crew Dragon-Raumfahrzeug und die Rakete Falcon 9 von SpaceX wird am 21. Mai 2020 in Position gebracht. Am 27. Mai soll die NASA-Mission Demo-2 im Kennedy Space Center starten.

Foto von Bill Ingalls, NASA

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde aufgrund der wetterbedingten Terminverschiebung aktualisiert.

SpaceX steht kurz davor, ein neues Kapitel in der Geschichte der Raumfahrt zu schreiben: Die Crew Dragon-Kapsel des Unternehmens wird zwei Astronauten der NASA auf die Internationale Raumstation (ISS) bringen. Nachdem der erste Termin am Mittwoch aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen abgesagt werden musste, startet der Demo-2-Flug nun am 30. Mai um 21:22 Uhr (UTC +2). Der Start ist gleich aus zwei Gründen eine Besonderheit. Zum einen ist es das erste Mal seit fast zehn Jahren, dass ein bemanntes Raumfahrzeug von den USA aus starten wird. Und es ist weltweit das erste Mal, dass ein privates Raumfahrtunternehmen seine eigenen Raketen und sein eigenes Crewkapseldesign nutzt, um Menschen in den Erdorbit zu bringen.

„SpaceX ist seit vielen Jahren ein großartiger Partner der NASA und hat unter anderem für die Güterversorgung auf der ISS gesorgt und wird nun bald auch Besatzung dorthin bringen“, sagte der Verwaltungsleiter der NASA, Jim Bridenstine, in der letzten Woche bei einem Telefonat mit Journalisten. „Das ist gerade alles sehr aufregend.”

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Aufgrund der Corona-Pandemie hat die NASA Zuschauer dazu angehalten, zu Hause zu bleiben und den Start über einen Livestream zu verfolgen. Die Weltraumreise der beiden NASA-Astronauten Doug Hurley und Bob Behnken wird von der NASA und SpaceX übertragen. Auf YouTube wird es eine Live-Berichterstattung von ABC News und National Geographic zu dieser historischen Mission geben.

Zwei Shuttle-Veteranen auf dem Weg zur ISS

Die Mission Demo-2 soll vom Launch Complex 39A des Kennedy Space Center in Florida starten – dieselbe Startrampe, von der auch Apollo 11 und der letzte Space-Shuttle-Flug STS-135 starteten. Mit der aktuellen Mission hat die NASA allerdings zum ersten Mal den Transport von Besatzungsmitgliedern von einem privaten Unternehmen gebucht.

Für die Astronauten Hurley (53) und Behnken (49) ist Demo-2 außerdem eine seltene Gelegenheit: Sie werden die ersten Menschen sein, die in diesem neuartigen Raumfahrzeug fliegen werden. Die beiden wurden 2015 speziell für das kommerzielle Crewprogramm der NASA ausgewählt. Beide sind ehemalige Testpiloten des Militärs – Hurley für die Marines und Behnken für die Air Force. Beide sind mit Astronautinnen verheiratet und arbeiten seit dem Jahr 2000 als Kollegen in der Astronaut Group 18 der NASA zusammen.

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    „Vermutlich träumt jeder Testpilotenschüler davon, eines Tages die Gelegenheit zu haben, in einem brandneuen Raumfahrzeug zu fliegen. Und ich habe das große Glück, diese Gelegenheit mit meinem guten Freund hier zu bekommen“, sagte Behnken vor Kurzem bei einer Pressekonferenz mit Hurley.

    Die beiden Astronauten halfen bei früheren Missionen bereits, Teile der ISS in den Orbit zu bringen, darunter auch Module mit Lebenserhaltungssystemen und Wissenschaftslaboren sowie den zweiarmigen Reparaturroboter Dextre. Mit Demo-2 startet zum 15. Mal in der US-Geschichte ein brandneues Raumfahrzeug ins All. „Wir haben das bei Mercury, Gemini und Apollo gemacht, bei den Space-Shuttles und jetzt machen wir das mit der Rakete Falcon 9 und der Crew Dragon-Kapsel von SpaceX“, so Bridenstine.

    Während eines Telefonats mit Journalisten beschrieben die Astronauten, wie sie in Zusammenarbeit mit SpaceX den Innenraum von Crew Dragon entworfen und verbessert haben. Im Vergleich zu älteren Raumfahrzeugen gibt es darin einige Neuerungen: Statt Joysticks und Knöpfen und finden sich dort nun Touchscreens.

    Behnken hat bereits zwei Space-Shuttle-Flüge und sechs Weltraumspaziergänge absolviert. Er wird auf der aktuellen Mission für das Rendezvous mit der ISS und die Dockingvorgänge verantwortlich sein. Hurley – der Kommandant der Demo-2-Mission – war bei zwei Space-Shuttle-Flügen als Pilot dabei.

    „Ich war einer der vier Astronauten, die hier [am Kennedy Space Center] vor fast neun Jahren gelandet sind […] um das Spaceshuttle-Programm abzuschließen“, erklärte Hurley am vergangenen Mittwoch, nachdem er am Space Center angekommen war. „Es ist unglaublich bewegend, jetzt Teil des nächsten Starts aus den USA zu sein.“

    Besuch bei den Kollegen auf der ISS

    Nach dem Ende der Shuttle-Ära begann die NASA, Partnerschaften mit privaten Raumfahrtunternehmen zu pflegen, um Astronauten zur ISS zu bringen. Bis die kommerziellen Fahrzeuge für ihren Start bereit waren, kaufte die NASA Plätze in russischen Raumfahrzeugen ein. 2014 schloss die Raumfahrtagentur dann Verträge mit zwei Unternehmen über die Entwicklung, den Bau und den Start von Raumfahrzeugen: Der Vertrag mit Boeing belief sich auf 4,2 Milliarden Dollar, während man mit SpaceX einen 2,6 Milliarden Dollar schweren Vertrag schloss.

    „Das ist wirklich der nächste große Schnitt für die Kommerzialisierung des niedrigen Erdorbits und für eine wirklich unverzichtbare Wirtschaft im Erdorbit, in der NASA einer von vielen Kunden ist“, sagt Kirk Shireman, der ISS-Programmmanager der NASA. „Dieser Start ist unser nächster Schritt in Richtung einer wachsenden amerikanischen und im Grunde auch menschlichen Präsenz an Bord des Labors.“

    Der Start ist der zweite große Flug der Crew Dragon-Kapsel von SpaceX. Im März 2009 absolvierte das Raumfahrzeug seinen ersten orbitalen Testflug. Damals dockte die unbemannte Kapsel kurz an die ISS an und kehrte dann zur Erde zurück, wo sie im Atlantik landete.

    Sobald Hurley und Behnke an der ISS angekommen sind, werden sie dort zwischen einem Monat und 110 Tagen bleiben, um die drei Astronauten zu unterstützen, die sich bereits an Bord befinden: den NASA-Astronauten Chris Cassidy und die zwei russischen Kosmonauten Anatoly Ivanishin und Ivan Vagner. Wenn Crew Dragon schließlich wieder mit den beiden Demo-2-Astronauten zur Erde zurückkehrt, soll sie in der Nähe von Cape Canaveral im Atlantik landen.

    „Mein Herz schlägt mir bis hier“, sagte die Präsidentin und Betriebsdirektorin von SpaceX, Gwynne Shotwell, während sie bei einer Pressekonferenz auf ihren Hals zeigte. „Und ich glaube, das wird es so lange tun, bis wir Bob und Doug sicher von der ISS zurückgebracht haben.“

    Der Missionskommandant Hurley freut sich darauf, zu der Orbitalstation zurückzukehren, bei deren Bau er geholfen hat – und ganz besonders auf den unvergleichlichen Ausblick aus der Cupola, dem kuppelförmigen Beobachtungsturm der ISS.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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