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Dieses Wissen über Hautkrebs kann Leben retten

Wer sich nicht eincremt, bekommt Hautkrebs? So einfach ist es nicht. Warum viele Hautkrebsarten auch ohne Sonnenbad entstehen und an welchen unerwarteten Körperstellen sich die Tumore verstecken.

Hautkrebs tritt am häufigsten am Nacken oder den Armen, also Körperregionen, die der Sonne ausgesetzt sind. Er kann aber auch an unerwarteten Stellen entstehen.

Foto von Sally Anscombe, Getty Images
Von Erin Blakemore
Veröffentlicht am 15. Aug. 2024, 08:37 MESZ

Beim Hautkrebsscreening untersuchen Dermatolog*innen immer auch Körperstellen, auf die die Sonne nur selten scheint – aus gutem Grund. Hautkrebs wird vor allem mit ausgedehnten Sonnenbädern, dem Verzicht auf Sonnencreme und Besuchen im Solarium in Verbindung gebracht. Doch tatsächlich entsteht er häufig völlig ohne Zutun von Sonne und UV-Strahlen.

„Hautkrebs ist hinterlistig“, sagt Alix Charles, Hautarzt mit Praxis in Hinsdale, Illinois. Ihm zufolge treten die schlimmsten Formen von Hautkrebs oft an Körperstellen auf, die vor der Sonnenstrahlung verborgen sind. Der Krebs wird dann häufig erst spät im fortgeschrittenen Stadium entdeckt, was einen schwereren Krankheitsverlauf und invasivere Behandlungsmethoden nach sich zieht.

Inhalt

  • Die Ursache von Hautkrebs
  • Karzinom und Melanom
  • Körperstellen, an denen man Hautkrebs nicht erwartet
  • Hautkrebs selbst erkennen

Die Ursache von Hautkrebs

Hautkrebs tritt in verschiedensten Formen auf und die UV-Strahlen der Sonne sind definitiv ein wichtiger Auslöser. Das menschliche Auge kann sie nicht wahrnehmen, weil sie eine kürzere Wellenlänge haben als das Licht. Am intensivsten ist die UV-Strahlung zwischen zehn Uhr vormittags und vier Uhr am Nachmittag, wenn die Sonne am hellsten scheint – doch auch bei bewölktem Himmel ist man ihr ausgesetzt.

UV-Strahlung ist die Ursache für die zwei am häufigsten auftretenden Formen von Hautkrebs: das Basalzellkarzinom – auch heller oder weißer Hautkrebs genannt – und das Plattenepithelkarzinom. Ihr Entstehen kann genetisch begünstigt sein, die Rolle der UV-Strahlung darf jedoch nicht unterschätzt werden. Sie beschädigt die DNA der Hautzellen. Versucht der Körper, diese Schäden zu reparieren, steigt das Risiko für Mutationen.

Karzinom und Melanom

Laut dem Statistischen Bundesamt befanden sich im Jahr 2022 etwa 84.500 Deutsche wegen hellem Hautkrebs in Behandlung – gegenüber dem Jahr 2002 hat sich die Zahl der Erkrankungen mehr als verdoppelt. Ein Karzinom kann durchaus tödlich sein, doch es ist weitaus besser zu behandeln als das maligne Melanom, auch schwarzer Hautkrebs genannt. Bei dieser bösartigen Hautkrebsart gerät das Zellwachstum außer Kontrolle, wodurch eine Vielzahl genetischer Mutationen ausgelöst werden kann.  

Intensive UV-Strahlung kann Schwarzen Hautkrebs auslösen, doch vererbte oder spontan entstandene Genmutationen und ein geschwächtes Immunsystem stehen mit der Erkrankung ebenso in Verbindung. Anders als der langsam wachsende, helle Hautkrebs ist das Wachstum von Melanomen rapide. Der aggressive Krebs wird durch das Lymphsystem und über das Blut an andere Körperstellen transportiert und lässt dort weitere Tumore entstehen.

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    Körperstellen, an denen man Hautkrebs nicht erwartet

    „Es ist eigentlich ganz leicht, Hautkrebs mit einem Blick zu erkennen“, sagt Charles. Man müsse nur genau hinsehen und Veränderungen der Haut sorgfältig beobachten – auch an diesen eher unerwarteten Stellen:

    Finger- und Zehennägel: „Bob Marley ist an einem Melanom gestorben, das zunächst unter seinem Zehennagel gewachsen ist“, sagt der Dermatologe. Sogenannte subunguale Melanome, also Hautkrebs unter den Nägeln, treten am häufigsten als dunkler, braun-schwarzer Strich auf, der sich vertikal über die Haut unter dem Nagel des Daumens, Zeigefingers oder großen Zehs zieht. Bei Menschen asiatischer und lateinamerikanischer Abstammung sowie bei Schwarzen Personen tritt diese Form des malignen Melanoms besonders häufig auf.

    Ohren: Die Ohren bekommen viel Sonne ab. Außerdem können sich in ihren Falten bösartige Hautkrebsformen verstecken, die leicht übersehen werden. Ohren sind darum eine Körperstelle, an denen Hautkrebs oft erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird.

    Augen: Es kommt nur selten vor, dass Hautkrebs in den Augen entsteht, möglich ist es aber. Zu erkennen ist er an dunklen Punkten auf der Iris oder der Lederhaut, also dem Weißen im Auge. Auch auf dem Augenlid kann Hautkrebs auftreten. Das Merkelzellkarzinom etwa entsteht in der oberen Hautschicht und ist als kleiner, fester Knubbel auf dem Augenlid erkennbar. Die Krebsform ist so selten wie tödlich: Die Sterberate liegt bei 40 Prozent und nach erfolgreicher Behandlung kehrt der Krebs häufig wieder zurück.

    Genitalien: Auch Vulva, Penis, Vagina und Gebärmutterhals sind vor Hautkrebs nicht sicher – doch viele schämen sich, diese Körperstellen untersuchen zu lassen. „Ich hatte eine Patientin, die sich sehr schwer getan hat, mir einen sich verändernden Fleck in ihrem Intimbereich zu zeigen“, sagt Charles. „Es stellte sich heraus, dass es Hautkrebs war.“ Die Sonne mag diese Körperregionen nicht oft erreichen, doch auch im Genitalbereich kann Hautkrebs entstehen – für gewöhnlich als Metastasen, die von Hautkrebs an anderen Körperstellen gestreut wurden. Meist tritt Hautkrebs im Intimbereich als leberfleckartige Hautveränderung auf, deren Aussehen sich im Laufe der Zeit verändert.

    Füße: Kaum jemand erwartet Hautkrebs an den Fußsohlen, doch es gibt ihn – und bei Menschen afrikanischer und asiatischer Abstammung tritt er laut der American Academy of Dermatologists hier und an den Handflächen sogar besonders häufig auf. Ärzt*innen raten dazu, regelmäßig die Füße – auch die Sohlen und die Räume zwischen den Zehen – auf Hautveränderungen zu untersuchen.

    Kopfhaut: Viele schmieren standardmäßig das Gesicht mit Sonnencreme ein. Doch die Kopfhaut? An die denkt kaum jemand – und das ist laut Alix Charles ein großes Problem. Denn genau hier findet er regelmäßig Hautkrebs bei seinen Patienten. Am häufigsten bei denen, die kahle Stellen am Kopf haben, doch Karzinome und Melanome verstecken sich auch unter dichterem Haupthaar. Aus diesem Grund sollte man unbedingt Sonnencreme auf dem Scheitel auftragen, bevor man das Haus verlässt.

    Dass im Grunde kein Zentimeter des Körpers vor Hautkrebs sicher ist, mag besorgniserregend erscheinen. Doch Charles gibt Hoffnung. Ihm zufolge sind die meisten Formen von Hautkrebs erstaunlich leicht zu erkennen, wenn man Freunden oder Partnern den Blick auf die eigene Haut erlaubt – vor allem an Stellen wie dem Rücken, die man nicht selbst begutachten kann.

    Stellt man eine Veränderung fest, die Grund zur Sorge gibt, sollte man so schnell wie möglich dermatologischen Rat einholen. „Je früher Hautkrebs entdeckt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen, desto kleiner sind die Narben und desto geringer ist das Risiko, dass der Krebs sich auf andere Körperregionen ausbreitet“, sagt Charles.

    Hautkrebs selbst erkennen

    Bei der Einschätzung, ob es sich bei einem Hautfleck um Hautkrebs handeln könnte, hilft die ABCDE-Regel. Das Akronym setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Aspekte zusammen, die man beobachten sollte: Asymmetrie, Begrenzung, Color – also Farbe –, Durchmesser und Erhabenheit. Vorsicht ist geboten, wenn der Fleck asymmetrisch – also nicht rund oder oval – geformt ist, ungleichmäßig und unscharf begrenzt sowie ungleich stark oder mehrfarbig pigmentiert ist und schnell und knotig in die Höhe wächst.

    Stellt man solche Hautveränderungen an sich fest, sollte man sich einen Termin beim Facharzt holen. Menschen mit Hautkrebsfällen in der Familie, häufigem Sonnenbrand und heller Haut wird zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen geraten.

    Doch Charles zufolge sollten alle ein wachsames Auge auf ihre Haut haben. „Wenn man sich nicht sicher ist, womit man es zu tun hat, ist es ratsam, die Sache ärztlich abklären zu lassen. Schaden kann das nicht“, sagt er. Und möglicherweise inspiriert ein sorgfältiges Screening in der Praxis dazu, selbst immer mal wieder auch die versteckten Körperstellen zu untersuchen – um ganz sicherzugehen.  

    Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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