Warum Harvard Schokolade empfiehlt

Schokolade hat nicht gerade den Ruf, gesund für den Körper zu sein. Doch genau das ist sie, sagt eine neue Studie der Uni Harvard. Es gibt allerdings ein paar Dinge zu beachten.

Von Katarina Fischer
Veröffentlicht am 5. Dez. 2024, 13:26 MEZ
Eine Tafel Schokolade.

Ein kleines Stück Glück: Viele Menschen können Schokolade nicht widerstehen. Laut einer neuen Studie müssen sie das eventuell auch gar nicht.

Foto von Vie Studio / Pexels

Für alle Schokoladenliebhaber haben Forschende der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston, Massachusetts, ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Denn mit ihrer Studie, die in der Zeitschrift British Medical Journal erschienen ist, haben sie gezeigt: Wer regelmäßig Schokolade isst, kann dadurch Typ-2-Diabetes vorbeugen. Die Wahl der richtigen Sorte ist dabei jedoch entscheidend.

Zartbitter oder Vollmilch: Schokolade ist nicht gleich Schokolade

Viele Menschen können Schokolade nicht widerstehen. Auch bei Forschenden ist das Lebensmittel beliebt – und regelmäßig Gegenstand wissenschaftlicher Arbeiten. Laut einer im Jahr 2017 veröffentlichten Harvard-Studie kann mit Schokolade beispielsweise bestimmten Herzrhythmusstörungen vorgebeugt werden.

Auch der Zusammenhang zwischen Schokolade und Typ-2-Diabetes wurde schon erforscht, doch die Ergebnisse der Arbeiten waren teilweise widersprüchlich und die Untersuchungen machten keinen Unterschied zwischen verschiedenen Schokoladensorten. Offenbar ein Versäumnis, denn „unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schokolade nicht gleich Schokolade ist“, so Binkai Liu, Hauptautorin und Doktorandin in der Abteilung für Ernährung an der Harvard T.H. Chan School.

Zu diesem Ergebnis kommen Liu und ihr Team nach der Auswertung von Daten aus den Nurses‘ Health Studies I und II, für die ab 1976 bzw. 1989 über je dreißig Jahre weibliches Pflegepersonal in US-amerikanischen Kliniken befragt und untersucht wurde. Ergänzt wurden diese durch Daten aus der Health Professionals Follow-up Study, für die seit 1986 ausschließlich Männer befragt und untersucht wurden.

Typ-2-Diabetes und Gewichtszunahme

192.000 der Teilnehmenden waren zu Beginn der Studienzeiträume nicht an Diabetes erkrankt. In zweijährigen Abständen machten sie unter anderem Angaben zu ihrem Gewicht, ihrem aktuellen Diabetes-Status und ihren Ernährungsgewohnheiten. Fast 112.000 Personen wurden gezielt gefragt, ob, wieviel und welche Schokolade sie essen. Am Ende des Studienzeitraums war laut eigenen Angaben bei fast 19.000 Teilnehmenden in der Zwischenzeit Diabetes diagnostiziert worden. In der Gruppe derer, von denen Informationen zum persönlichen Schokoladenkonsum vorlagen, waren rund 5.000 Personen Typ-2-Diabetiker*innen.

Die Analyse der Daten ergab, dass Personen, die sich pro Woche rund 140 Gramm Schokolade – egal welcher Art – gönnten, im Schnitt ein um 10 Prozent geringeres Diabetes-Risiko hatten als die, die selten Schokolade aßen oder sie komplett verschmähten. Noch besser war das Ergebnis bei denen, die ausschließlich dunkle Schokoladensorten konsumierten. Ihr Diabetes-Risiko war um 21 Prozent geringer. Bei denen, die nur Vollmilchschokolade aßen, war der Effekt auf das Diabetesrisiko nicht nur kleiner, sie nahmen außerdem an Gewicht zu. In der Gruppe der Zartbitter-Fans war das nicht der Fall.

Polyphenole als ausgleichender Faktor

Das überrascht die Studienautor*innen, denn Zartbitter- und Vollmilchschokolade haben ähnlich viele Kalorien und einen ähnlich hohen Gehalt an gesättigten Fettsäuren. „Es scheint so zu sein, dass die reichhaltigen Polyphenole in Zartbitterschokolade die Auswirkungen von gesättigten Fettsäuren und Zucker auf Gewichtszunahme und Diabetes ausgleichen könnten“, sagt Studienautor Qi Sun, Ernährungswissenschaftler an der Harvard T.H. Chan School. „Das ist ein interessanter Unterschied, der näher erforscht werden sollte.“

Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe, die antioxidativ wirken, Entzündungen hemmen und den Blutdruck regulieren. Da dunkle Schokolade einen höheren Kakaoanteil hat als die süßere Vollmilchschokolade, sind in ihr auch mehr Polyphenole enthalten.

Summe vieler Entscheidungen

Übertreiben sollte man es aber mit dem Schokoladengenuss trotzdem nicht. Die Studienautor*innen betonen, dass der Konsum der befragten Personen gegenüber den national ermittelten Durchschnittswerten eher niedrig war. Der schützende Effekt der Schokolade kann sich, wenn man zu viel davon isst, schnell ins Gegenteil verkehren. Ein Freifahrtschein ist die neue Studie also nicht.

Burger, Cola und Pommes auf einem Tablett.

„Wir können nicht mit Sicherheit sagen, dass der Verzehr von mehr dunkler Schokolade das geringere Diabetesrisiko verursacht“, sagt Kevin McConway, Statistiker an der Open University in Milton Keynes, England, der an der Studie nicht mitgearbeitet hat. „Vielleicht ist es die Ursache oder ein Teil der Ursache, vielleicht aber auch nicht.“ Denn nicht nur beim Schokoladenkonsum würden Menschen sich unterscheiden, sondern auch in vielen anderen Aspekten des Lebens. „Einer oder mehrere dieser anderen Unterschiede könnten die eigentliche Ursache für die Unterschiede im Typ-2-Diabetes-Risiko sein.“

Hauptautorin Lui ist trotzdem von dem Nutzen der Studienergebnisse überzeugt. „Für jeden, der Schokolade liebt, ist dies eine Erinnerung daran, dass man mit kleinen Entscheidungen, wie der Wahl von Zartbitter- statt Milchschokolade, einen positiven Beitrag für die Gesundheit leisten kann“, sagt sie. Daran sollte man sich erinnern – vor allem in der Weihnachtszeit.

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