Lemonading: Dieser Trick macht das Leben leichter – auch in Krisenzeiten

Forschende haben eine überraschende Strategie entdeckt, die Menschen widerstandsfähiger macht – selbst in schwierigen Zeiten. Was hinter dem Phänomen „Lemonading“ steckt und wie man es für sich nutzen kann.

Von Katarina Fischer
Veröffentlicht am 18. Feb. 2025, 08:44 MEZ
Frau beißt mit verkniffenem Gesicht in eine halbe Zitrone.

Ganz schön sauer: Wenn das Leben einem nichts als Zitronen beschert, hilft eine realistische, kreative Sicht auf die Dinge dabei, aus ihnen Limonade zu machen.

Foto von Андрей Репетий / adobe.stock.com

Das Leben ist nicht leicht. Manche stürzen seine Herausforderungen in Depressionen, andere tragen eine rosarote Brille und ignorieren sie. Laut einer aktuellen Studie, die in der Zeitschrift Frontiers in Psychology erschienen ist, sollte man problematischen Situationen statt mit Realitätsleugnung und Verzweiflung aber lieber mit einer anderen Strategie begegnen: dem Lemonading.

Der Begriff bezeichnet weder übersprudelnden Optimismus noch eine prickelnde Persönlichkeit. Abgeleitet hat das Studienteam ihn von der Fähigkeit, aus den Zitronen, die das Leben einem gibt, Limonade zu machen. Es ist „die Eigenschaft, sich auch unter schwierigen Umständen positive Erfahrungen vorstellen und sie generieren zu können“, sagt Hauptautorin Xiangyou Shen, Sozialwissenschaftlerin an der Oregon State University in Corvallis.

Das Leben als Spiel betrachten

Der Studie zufolge macht besonders eine Charaktereigenschaft beim Lemonading den Unterschied: Verspieltheit. Verspielte Menschen zeichnen sich durch niedrige Hemmungen und ein Streben nach Spaß aus. Diese Motivation macht sie neugierig, flexibel und kreativ, was wiederum dazu führt, dass sie im Alltag meist aktiver, involvierter und auch fröhlicher sind als Personen, bei denen diese Eigenschaft nicht so stark ausgeprägt ist.  

Shen ging schon lange davon aus, dass sich der Faktor Verspieltheit positiv auf die Lebenseinstellung und Belastbarkeit von Personen auswirkt, und bei der Bewältigung von Stress eine wichtige Rolle spielt. Die Gelegenheit, ihre Theorie zu prüfen, bot sich im Zuge der Corona-Pandemie.

Frau steht in der Sonne und hält sich lächelnd eine Hand vors Gesicht.

Um herauszufinden, ob verspielte Menschen mit Lockdowns, Social Distancing und der Angst vor Ansteckung besser klarkommen als nicht verspielte, befragten Shen und ihr Team im Februar 2021 rund 500 US-amerikanische Erwachsene. Es ging um ihre Erfahrungen während der Pandemie, ihr Umfeld, ihre Risikowahrnehmung und ihre Einschätzungen für die Zukunft. Die Studienteilnehmenden wurden außerdem gebeten, Angaben zu ihren Gefühlen und ihrem Verhalten in der schwierigen Situation zu machen und ihre Spontanität, Hemmung, Motivation und den Stellenwert, den Spaß für sie hat, zu bewerten.

An Herausforderungen wachsen

Das Ergebnis: Je höhere Werte die Befragten hinsichtlich der Verspieltheit erreichten, desto optimistischer blickten sie in die Zukunft und desto überzeugter waren sie, dass sich das Leben wieder normalisieren würde. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie den Ernst der Lage nicht erkannten. „Die verspielten Studienteilnehmenden haben weder die Risiken von Covid-19 kleingeredet, noch die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen überschätzt“, sagt Shen. Aber: „Sie richteten ihren Fokus auf Möglichkeiten für positive Veränderungen und Wachstum und beleuchteten potenzielle Wege nach vorne, auch in dunklen Zeiten.“

Der Auswertung der Fragebögen zufolge fühlten sich alle Teilnehmenden, egal wie verspielt, während der Pandemie gleichermaßen verletzlich und isoliert. Verspielte Menschen waren in ihrer Freizeit auch nicht häufiger oder anders aktiv als nicht verspielte. Sie fanden aber kreative Wege, um Einschränkungen zu umgehen, waren flexibel im Anpassen von Zeitplänen und erkundeten neue Orte. Nach dem Motto „Wo ein Wille ist, ist ein Weg“ betrachteten sie die Situation als positive Herausforderung – eben als Spiel – und behielten so ein Gefühl der Kontrolle in einer unsicheren Zeit.

BELIEBT

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    „Unsere Studie hat gezeigt, dass Verspieltheit und Belastbarkeit durch das, was wir ‚Lemonading‘ nennen, eng miteinander verbunden sind“, sagt Shen. „Das ist besonders in Anbetracht der wachsenden globalen Herausforderungen relevant, die sowohl eine realistische Einschätzung als auch kreative Anpassung erfordern.“

    Tipps für mehr Verspieltheit

    Laut Shen ist Verspieltheit eine wichtige, aber unterschätzte Ressource zur Aufrechterhaltung des Wohlbefindens. Doch was kann man tun, wenn man diese Eigenschaft nicht besitzt? „Während sich unsere Studie eher auf die Messung als auf die Entwicklung von Verspieltheit konzentriert hat, gibt es andere Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass man durch verschiedene Ansätze diese Qualität kultivieren kann“, so die Sozialwissenschaftlerin.

    Wer Verspieltheit lernen möchte, sollte verstärkt Aktivitäten suchen und nachgehen, die Freude machen, und dabei auch offen für neue Erfahrungen sein. Außerdem sollte man darauf achten, Zeit mit Menschen zu verbringen, die einen zum Lachen bringen. „Man muss nicht spielen, um verspielt zu sein“, so Shen. „Es geht darum, Spaß, Offenheit und Flexibilität in alltägliche Momente zu bringen.“

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