5 ungewöhnliche Tipps für mehr Wohlbefinden
Sonne tanken oder zum Yoga gehen steigern das Wohlbefinden. Was genauso gut hilft: Gartenarbeit zum Beispiel – oder ein Sprint zum Bus.
Der Tag im Spa, der wöchentliche Yoga-Kurs oder das Wochenende im Grünen: Für viele Menschen sorgen Entspannung und Zeit in der Natur für einen regelrechten Zufriedenheitsboost – und ein besseres Wohlbefinden. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) handelt es sich beim subjektiven Wohlbefinden um „das Gefühl, glücklich und positiv gestimmt zu sein.“ Es ist zentral für die psychische und physische Gesundheit eines Menschen und sorgt für ein ausgeglichenes Leben.
Was viele nicht wissen: Um das eigene Wohlbefinden zu steigern, muss man keinen Wellness-Urlaub buchen. Diese fünf einfachen Alltagsaktivitäten können bereits dabei helfen, sich besser zu fühlen.
Zum Bus laufen, statt den nächsten zu nehmen
Der Bus steht schon an der Haltestelle, man selbst aber noch nicht. Sollte man einen Sprint einlegen oder lieber auf den nächsten warten? Forschende vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim empfehlen: rennen. Denn was sich im ersten Moment nach Quälerei anfühlt, verbessert im Nachhinein merklich das körperliche und geistige Wohlbefinden.
“Schon kleine Alltagsaktivitäten haben einen Effekt auf unser Wohlbefinden.”
Schon kleine Alltagsaktivitäten wie der Lauf zum Bus haben einen Effekt auf unser Wohlergehen, stellen die Wissenschaftler*innen in ihrer Studie aus dem Jahr 2020 fest. „Auch das alltägliche Treppensteigen kann helfen, sich wach und energiegeladen zu fühlen“, heißt es in der Studie. Besonders gut würden diese kleinen Alltagsbewegungen bei Menschen wirken, die zu psychischen Erkrankungen neigen. Ein Gamechanger für das alltägliche Wohlbefinden: eine App oder Smartwatch, die bei sinkender Energie daran erinnert, sich kurz zu bewegen.
Unkraut jäten und Gemüse anbauen
Viele Studien haben in den letzten Jahren gezeigt, dass Zeit im Grünen positive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden hat. Was allerdings noch besser funktioniert als ein Spaziergang im Wald, ist Gartenarbeit. Denn beim Unkraut jäten oder Gemüse anpflanzen kommen wir direkt mit der Erde in Verbindung und der sogenannte Grounding Effect tritt ein. „In den letzten Jahrzehnten haben immer mehr Forschungsergebnisse gezeigt, dass die direkte Berührung der Erde, die als Grounding bezeichnet wird, den Körper in einen heilenden Zustand versetzt“, heißt es in einer Studie aus dem Jahr 2023. Grounding reduziere das Stresslevel, verbessere die Schlafqualität und könne sogar das Immunsystem stärken und Entzündungsprozessen vorbeugen.
Eine Meta-Analyse, die 40 Studien zum Thema Gartenarbeit und Wohlbefinden untersucht hat, kommt ebenfalls zu dem Schluss: Gartenarbeit und gartenbaubasierte Therapien verbessern wirksam das Wohlbefinden, die Lebensqualität und die allgemeine Gesundheit – auch bei psychisch erkrankten Personen. Und das schon nach kurzer Zeit: Laut einer Studie der Universität Groningen in den Niederlanden verringern bereits 30 Minuten Gartenarbeit nachweislich den Cortisolspiegel und wirken stimmungsaufhellend.
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In einem Chor singen
Wer im Auto oder unter der Dusche schon einmal lautstark seinen Lieblingssong geschmettert hat, kennt vielleicht das Glücksgefühl, das sich danach einstellt. Auch die Forschung ist sich einig: Singen verbessert nachweislich unser Wohlbefinden und unsere Zufriedenheit. Einige Studien machen dieses Gefühl an einem messbaren Anstieg des Oxytocinspiegels fest. Das sogenannte Liebeshormon ist ein Marker für unser Wohlbefinden. In anderen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die verbesserte Stimmung wahrscheinlich durch die Freisetzung von β-Endorphin, Dopamin und Serotonin zustande kommt. Die drei Neurotransmitter sind bekannt dafür, Glücksgefühle auszulösen.
Noch besser als alleine zu singen, ist nach wissenschaftlicher Erkenntnis das Singen in der Gruppe: Die Teilnahme an einem Chor steigert das Wohlbefinden noch deutlicher, verbessert die Stimmung noch stärker und verringert sogar Stress. Gleichzeitig führt sie zu einem Gefühl der sozialen Verbundenheit, heißt es in einem wissenschaftlichen Artikel in der Zeitschrift Applied Psychology: Health and Well-Being. Je länger jemand Mitglied in einem Chor ist und je mehr Stunden die Woche diese Person mit dem gemeinschaftlichen Singen verbringt, desto größer ist der positive Einfluss auf die psychische Gesundheit, zeigt eine Studie aus dem Jahr 2024.
Sich um sein Äußeres kümmern
Mal wieder Lippenstift auflegen oder das Lieblingsduschgel benutzen: Wer sich gut um sich selbst und sein Äußeres kümmert, fühlt sich wohler. Das bestätigte eine Befragung des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel e.V.: 80 Prozent der Studienteilnehmer*innen gaben an, dass ein gepflegtes Erscheinungsbild ihr Selbstbewusstsein – auch im Kontakt mit anderen Personen – erhöhe. Dabei spielten für 72 Prozent auch kosmetische Produkte wie Deo, Shampoo oder Make-up eine Rolle: Sie schreiben ihnen eine positive Wirkung auf ihre Lebensqualität zu.
Körperpflege gehört zu unseren menschlichen Grundbedürfnissen und trägt maßgeblich zum Wohlbefinden bei, heißt es auch in einem Ratgeber der Stiftung Zentrum Qualität in der Pflege. Besonders ältere und teils pflegebedürftige Menschen nannten Selbstfürsorge – darunter das Kümmern um ein gepflegtes Äußeres – in einer Studie der SRH Fernhochschule als wichtigsten Einflussfaktor für ihr Wohlbefinden.
Wer noch mehr für sich selbst tun möchte: Zur Selbstfürsorge zählt auch, ausreichend zu schlafen oder genügend Zeit für Essen und Entspannung einzuplanen. Dinge, die ebenfalls zum Wohlbefinden beitragen.
Öfter mal ein Buch lesen
Das Statistische Bundesamt zeigt: Die Deutschen lesen weniger als früher. Personen ab 10 Jahren haben im Jahr 2022 etwa drei Stunden pro Woche gelesen, mit Streaming und Fernsehen waren sie dagegen fast 15 Stunden pro Woche beschäftigt.
Dabei würde uns der regelmäßige Griff zum Buch eigentlich gut tun. Eine Studie der University of Edinburgh hat gezeigt, dass „Leser*innen während des Lesens ein breites Spektrum an positiven Emotionen empfinden.“ Sie fühlten sich zum Beispiel entspannt, ruhig, glücklich oder sicher, insbesondere in schwierigen Zeiten. Lesen kann das Stresslevel nachweislich um bis zu 68 Prozent senken – und das in weniger als sechs Minuten. Das fand ein Forschungsteam der University of Sussex im Jahr 2009 heraus. Damit ist Lesen sogar effektiver als Musikhören oder Spazierengehen.
Eine Studie aus dem Jahr 2018 konnte außerdem zeigen, dass Lesen das mentale Wohlbefinden junger Menschen signifikant erhöht. Der Index-Score des Wohlbefindens von viel lesenden Kindern und Jugendlichen lag bei 7,9 von 10. Bei Gleichaltrigen, die wenig lasen, lag er wiederum nur bei 6,6 von 10. Noch ein nachhaltiger Vorteil vom Lesen im Kindes- und Jugendalter: Forschende der University of Cambridge haben ermittelt, dass Menschen, die schon in jungen Jahren gerne und viel lesen, ihr Wohlbefinden bis ins Erwachsenenalter hinein stärken.
