Leichenspürhunde finden Ort, an dem Amelia Earhart womöglich gestorben ist

Die Hunde suchten eine abgelegene Insel im Pazifik nach Spuren der bekannten Pilotin ab – und machten eine Entdeckung.

Von Rachel Hartigan
Veröffentlicht am 8. Nov. 2017, 09:54 MEZ
Amelia Earhart
Amelia Earhart verschwand am 2. Juli 1937 bei ihrem Versuch, die erste Frau zu werden, die um die Welt fliegt. 80 Jahre später geht die Suche nach Hinweisen auf ihr Schicksal noch immer weiter.
Foto von AFP, Getty Images

NIKUMARORO, KIRIBATI – Vier Leichenspürhunde wurden auf die entlegene Insel im Pazifik gebracht, um nach Spuren von Amelia Earhart zu suchen. Womöglich haben sie nun die Stelle gefunden, an der die wegweisende Fliegerin vor 80 Jahren starb.

Die Hunde – vier Border Collies namens Marcy, Piper, Kayle und Berkeley – kamen am 30. Juni auf der Insel an. Sie sind Teil einer Expedition, die von der International Group for Historic Aircraft Recovery (TIGHAR, dt. Internationale Gruppe für die Bergung historischer Flugzeuge) und der National Geographic Society finanziert wird.

Forscher von TIGHAR hatten die Insel zuvor schon besucht und ihre Suche auf eine Lichtung namens Seven Site eingeengt. 1940 besuchten britische Funktionäre die Lichtung und berichteten, dass sie menschliche Knochen unter einem Baum der Art Tournefortia gefunden hatten.

2001 glaubten einige Forscher, die entsprechende Stelle ausfindig gemacht zu haben.  Nachfolgende Ausgrabungen förderten mögliche Hinweise auf eine amerikanische Person zu Tage, die hier eventuell gestrandet war. Dazu gehörten die Reste eines Lagerfeuers und in den USA hergestellte Gegenstände wie ein Taschenmesser, eine Puderdose,  ein Reißverschlussschieber und Glasbehälter.

Earhart und ihr Navigator Fred Noonan verschwanden am 2. Juli 1937 auf ihrem Weg zur Howlandinsel. Diese liegt etwa 350 Seemeilen nordöstlich von Nikumaroro auf der Positionslinie, die Earhart in ihrem letzten bestätigten Funkspruch angegeben hatte.

Laut der Hypothese von TIGHAR landeten die zwei Flieger mit ihrer Maschine während einer Ebbe auf dem Riff von Nikumaroro, als sie die Howlandinsel nicht finden konnten. Verfechter anderer Theorien sagen, dass Earharts Flugzeug abstürzte und im Meer versank oder dass sie auf den Marshallinseln oder auf Saipan den Japanern in die Hände fiel.

Eine neue Dokumentation des History Channel brachte kürzlich eine alte Fotografie wieder zum  Vorschein, die angeblich Earhart und Noonan auf den Marshallinseln wenige Jahre nach ihrem Verschwinden zeigen soll. Aber das Gesicht des Mannes ist verschwommen und die Frau steht mit ihrem Rücken zur Kamera.

„Außergewöhnliche Behauptungen benötigen außergewöhnliche Beweise wie einen Knochen oder DNA“, sagte Andrew McKenna. Er hat an mehreren Expeditionen von TIGHAR nach Nikumaroro teilgenommen. Die Leichenspürhunde wurden auf die Insel gebracht, weil man hoffte, dass diese konkrete Beweise ausfindig machen würden.

BELIEBT

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    Kayle, einer der Leichenspürhunde, sitzt auf einer Stelle, an der sie den Geruch von Knochen wahrnimmt, die vielleicht schon vor langer Zeit verwest sind.
    Foto von Rachel Shea, National Geographic

    Nur wenige Momente, nachdem er seine Arbeit auf der Lichtung begonnen hatte, legte sich Berkeley – ein Männchen mit rotem, welligem Fell – am Fuße des Tournefortia-Baums hin und sah seine Führerin an, Lynne Angeloro. So zeigte der Hund Angeloro an, dass er den Geruch menschlicher Überreste entdeckt hatte.

    Als nächstes war Kyle an der Reihe, ein Weibchen mit kuschelig weichem Fell, das sehr bemüht war, es ihrer Führerin recht zu machen. Sie zeigte ihren Fund an derselben Stelle an. Am nächsten Tag kamen Marcy und Piper zum Einsatz, zwei schwarz-weiße Border Collies. Auch diese beiden markierten dieselbe Stelle dadurch, dass sie sich hinlegten.

    Die Archäologin Dawn Johnson und die Ärztin Kim Zimmerman sammeln Bodenproben für eine Analyse im DNA-Labor.
    Foto von Rachel Shea, National Geographic

    Die Zeichen waren klar: Jemand – womöglich Earhart oder ihr Navigator, Fred Noonan – war unter dem Baum gestorben.

    Aber die Entdeckung der Hunde – die den Geruch menschlicher Überreste noch lange Zeit wahrnehmen können, nachdem die Knochen selbst verwest sind – war keine Garantie dafür, dass die Archäologen der Expedition sichtbare Spuren dieser Person finden würden.

    Die tatsächliche Ausgrabung begann am 2. Juli – dem 80. Jahrestag von Earharts Verschwinden. Am 6. Juli sollte die Expedition die Insel laut Plan wieder verlassen.

    Doch am vorletzten Tag hatte das Team noch immer keine Knochen gefunden. Tom King, der Senior-Archäologe von TIGHAR, machte sich Gedanken über einen Plan B. Es sollten Bodenproben von der Stelle an ein Labor geschickt werden, das DNA-Spuren aus ihnen gewinnen kann.

    Earhart und ihr Navigator Fred Noonan sehen sich eine Karte des Pazifiks an, auf der ihre geplante Flugroute zu sehen ist.
    Foto von Bettmann, Getty Images

    Fred Hiebert, ein Archäologe für National Geographic, wies darauf hin, dass man erfolgreich DNA von Neandertalern aus Bodenproben gewinnen konnte, die aus einer französischen Höhle stammten. Er gab jedoch zu, dass die Chancen, DNA aus einer tropischen Umgebung wie Nikumaroro zu extrahieren, ziemlich gering seien.

    „Wenn wir unsere Chancen schon damit ausgereizt haben, dass wir Leichenspürhunde auf die Insel gebracht haben“, so Hiebert, „dann reizen wir sie mit dieser DNA[-Analyse] so richtig aus.“

    Kings zweiter Plan war es, einer „seltsamen Geschichte“ nachzugehen, wie er es nannte. Laut dieser waren die Knochen, die man 1940 gefunden hatte, irgendwie in einer Poststelle in Tarawa gelandet, der Hauptstadt von Kiribati.

    Am letzten Tag auf der Insel setzten sich die Archäologin Dawn Johnson und die Ärztin Kim Zimmerman OP-Masken auf, zogen Handschuhe an und füllten fünf Tüten voll mit Erde vom Fuße des Baumes. Man traf Vorbereitungen, um die Proben an ein DNA-Labor in Deutschland zu schicken.

    Vielleicht werden Wissenschaftler in den kommenden Wochen zweifelsfrei beweisen, dass Amelia Earhart auf Nikumaroro starb.

    Aber als das Schiff sich von der Insel entfernte, schmiedete man auch Pläne, ein Team nach Tarawa zu schicken. Womöglich haben sich die Gebeine von Amelia Earhart die ganze Zeit über dort versteckt. Oder vielleicht auch nicht.

    „So läuft unsere Arbeit“, sagte King. „Wir finden spannende Spuren, gehen ihnen nach und dann gucken wir in die Röhre.“

    Aber das hält ihn und viele andere nicht davon ab, die Suche fortzusetzen.

     

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