Wer war Hatschepsut?

Hatschepsut erklärte sich selbst zum Pharao, regierte über 20 Jahre und stellte sich in Statuen und Gemälden mit einem männlichen Körper und falschem Bart dar.

Von Kristin Baird Rattini
Veröffentlicht am 26. Feb. 2021, 10:17 MEZ

Als Sphinx trägt Hatschepsut eine Löwenmähne und den Bart eines Pharaos.

Foto von Kenneth Garrett, Nat Geo Image Collection

Viele Jahre lang schien Hatschepsut (ca. 1508 - 1458 v. Chr.) mit der traditionellen weiblichen Rolle einer Unterstützerin der ägyptischen Königsfamilie zufrieden zu sein. Sie war die Tochter eines Pharaos (Thutmose I.) und Gemahlin eines anderen (ihres Halbbruders, Thutmose II.). Als ihr Mann 1479 v. Chr. starb und ihr Stiefsohn als Erbe eingesetzt wurde, übernahm Hatschepsut pflichtbewusst die zusätzliche Verantwortung als Regentin des jungen Thutmose III.

Aber als die Jahre ins Land gingen, verhielt sich Hatschepsut immer weniger wie eine temporäre Regentin und mehr wie die rechtmäßige Herrscherin Ägyptens. Sie bezeichnete sich selbst als „Herrin der beiden Länder“. Als Thutmose III. kurz vor der Volljährigkeit stand – und offiziell den Thron übernehmen sollte –, wagte sie ein riskantes Machtspiel.

Die Mumie der Hatschepsut.

Foto von Kenneth Garrett, Nat Geo Image Collection

Hatschepsut erklärte sich zum Pharao und nahm die mit dem Status verbundenen Embleme und Titel an. Sie ließ sich auf Bildern als Mann darstellen, mit einem männlichen Körper und falschem Bart. Sie beanspruchte sogar den Gott Amun als ihren Vater und bestand darauf, dass ihre Herrschaft über Ägypten von ihm beabsichtigt sei: „Ich handelte nach seinem Befehl. Er war es, der mich führte.“

Dass Hatschepsut sich gegenüber Thutmose III. als Herrscherin durchsetzen wollte, war ein radikaler Schritt in der konservativen ägyptischen Gesellschaft. Ohne die Unterstützung hoher Beamter am Hof – darunter Senenmut, der Aufseher über die königlichen Bauarbeiten – hätte sie keinen Erfolg gehabt. Auch ihre Unterstützer riskierten den Verlust ihrer Macht oder gar ihres Lebens, wenn Hatschepsut sich nicht durchgesetzt hätte.

Der Weg zum Ruhm – und in die Vergessenheit

Hatschepsut konnte sich nicht mit den Eroberungen ihres Vaters messen: Truppen in die Schlacht zu führen, war einzig Männern vorbehalten. Stattdessen nahm sie das Militär einfach ganz aus der Gleichung. Anstatt Soldaten in den Krieg zu schicken, sandte sie sie zu ihrer kühnsten Unternehmung aus: eine Handelsexpedition in das sagenumwobene Land Punt entlang der Südküste des Roten Meeres, wo seit 500 Jahren kein Ägypter mehr gewesen war. Wie auf den Wänden des Totentempels der Hatschepsut dargestellt ist, kehrte die Expedition beladen mit Gold, Elfenbein, lebenden Myrrhebäumen und einer Menagerie exotischer Tiere zurück, darunter Affen, Panther und Giraffen. Die erfolgreiche Kampagne steigerte ihr Ansehen und ihre Beliebtheit erheblich.

BELIEBT

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    Hatschepsut verbannte Thutmose III. nicht, der technisch gesehen als ihr Mitregent fungierte, aber er lebte ganz klar in ihrem Schatten. Ihre 21-jährige Herrschaft – davon 15 Jahre als Pharao – war eine Zeit des Friedens und des Wohlstands für Ägypten. Sie unternahm große Bauprojekte, darunter zwei Paare von imposanten Obelisken in Karnak und in ihrem Totentempel Djeser-Djeseru. Nach dem Tod der Hatschepsut 1458 v. Chr. hatte Thutmose III. den Thron endlich für sich.

    Hatschepsuts bahnbrechende Herrschaft blieb jahrhundertelang ein Geheimnis. Vor seinem eigenen Tod bemühte sich Thutmose III., Hatschepsut aus der Geschichtsschreibung zu tilgen, indem er ihre Denkmäler entstellte und ihren Namen aus der Liste der Könige entfernte. Als Archäologen 1822 begannen, die Hieroglyphen in Deir el Bahri zu entziffern, und 1903 ihr Grab fanden, wurde Hatschepsuts Vermächtnis als Ägyptens mächtige Pharaonin wiederhergestellt.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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