Wer war Alexander der Große?

Königssohn und brillanter Kriegsherr: Alexander III. von Makedonien eroberte einen großen Teil der zu seiner Zeit bekannten Welt – doch er war alles andere als ein Diplomat.

Von Kristin Baird Rattini
Veröffentlicht am 6. Aug. 2021, 12:44 MESZ
Der französische Maler Jean-Simon Berthelemy (1743-1811) verewigte die Szene, in der Alexander der Sage nach den gordischen ...

Der Sage nach soll Alexander 333 v. Chr. mit seinem Schwert den gordischen Knoten zerschnitten haben, der die Deichsel des Streitwagens des phrygischen Königs Gordios untrennbar mit dem Zugjoch verband. Der französische Maler Jean-Simon Berthelemy (1743-1811) verewigte die Szene in Öl auf Leinwand.

Foto von Universal History Archive, Getty

Das gigantische Imperium, das Alexander der Große (356-323 v. Chr.) schuf, war nicht von langer Dauer. Seine Heldentaten sind trotzdem legendär. Alexander war der Sohn von König Philip II. von Makedonien, der durch jahrelange erfolgreiche Eroberungsfeldzüge im antiken Griechenland sein Herrschaftsgebiet ausgebaut hatte. 337 v. Chr. begründete er den sogenannten Korinthischen Bund, dem außer Sparta alle griechischen Stadtstaaten angehörten, und zu dessen Hegemon und bevollmächtigten Strategos er sich erklärte.

Während sich sein Vater im Krieg befindet, erhält Alexander eine umfassende Ausbildung, etwa in Mathematik und Bogenschießen. Einer seiner Lehrer ist der weltbekannte Philosoph Aristoteles. Laut dem griechischen Schriftsteller Plutarch bewahrt Alexander eine Ausgabe von Homers „Ilias“, in der Anmerkungen von Aristoteles stehen, „mit seinem Dolch unter seinem Kopfkissen auf und erklärt, dass er es für einen perfekten tragbaren Schatz aller militärischen Tugend und Wissen halte“.

Als sein Vater 336 v. Chr. ermordet wird, ist Alexander 20 Jahre alt und bereits ein erfahrener Kommandant in der makedonischen Armee. Seine Autorität über die aufständischen Griechen demonstriert er, indem er die rebellische Stadt Theben stürmt, Tausende seiner Einwohner massakriert und die Überlebenden versklavt.

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Der Alexanderfeldzug

Im Jahr 334 v. Chr. macht sich Alexander auf, um das Persische Reich zu erobern: ein gigantisches Reich, dessen Macht jedoch schon seit einer Weile schwindet. Weniger als 40.000 Mann zählt Alexanders Armee, die meisten von ihnen sind ihm bis in den Tod ergebene Makedonier. Neben der Kavallerie umfasst das Heer auch mit Speeren bewaffnete Fußsoldaten, die in einer Phalanx, geschützt hinter ihren Schilden, zum Angriff übergehen. Alexander kommandiert seine Truppen mit viel Geschick und gewinnt die Anerkennung der Soldaten, indem er selbst in Schlachten mitkämpft und sich dabei teilweise schwere Verletzungen zuzieht.

Im Jahr 334 v. Chr. überqueren er und seine Streitkräfte den Bosporus und erreichen Kleinasien. Alexander besucht die sagenumwobene Stadt Troja, nachdem er in der Schlacht am Granikos die Perser unter Memnon von Rhodos geschlagen hat. Die griechischen Städte Kleinasiens, die bisher unter der Kontrolle der Perser standen, heißen ihren neuen Herrscher willkommen. Im Jahr 333 v.Chr. kommt es zu der legendären Schlacht bei Issos, in der Alexander und seine Männer die zahlenmäßig überlegenen Truppen von Dareios III., dem letzten persischen König des Achämenidenreichs, besiegen. Der Rückzug des persischen Heers verläuft so hektisch, dass einige Familienmitglieder des Dareios, darunter seine Mutter, seine Frau und drei seiner Kinder, nicht rechtzeitig fliehen können und von Alexander gefangen genommen werden.

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    Der Bitte von Dareios um einen Freundschaftsvertrag und die Auslieferung seiner Familie will Alexander nur nachkommen, wenn dieser ihn als „König Asiens“ anerkennt. Da Dareios dazu nicht bereit ist, setzt Alexander seinen Feldzug entlang der Mittelmeerküste bis nach Ägypten fort. Dabei nimmt er strategisch wichtige Hafenstädte ein, unter anderem die aufständische phönizische Stadt Tyros. In Ägypten wird er mit Wohlwollen empfangen und wie ein Pharao als Gottkönig verehrt – eine Stellung, die er als angemessen empfindet.

    Vom Mittelmeer rückt Alexanders Heer in Richtung Mesopotamien vor, wo sie in der Schlacht von Gaugamela 331 v. Chr. zum zweiten Mal auf die wiedererstarkte Armee von Dareios III. treffen. Erneut stellt Alexander unter Beweis, dass nicht die Größe des Heers für den Sieg entscheidend ist, sondern wie organisiert es agiert. Als sich in den persischen Reihen eine Lücke öffnet, nutzen er und seine Elite-Kavallerie diese und trennen die gegnerischen Truppen voneinander. Damit hat Alexander das Perserreich endlich erobert.

    Untergang des Imperiums

    Indem er das große Persische Reich an sein Königreich auf dem Balkan anschließt, begründet Alexander das Alexanderreich, ein Herrschaftsgebiet von bisher nicht dagewesener Größe. Doch das reicht ihm nicht. Er ignoriert die griechische Lektion der Gefahren der Hybris und strebt in seiner Arroganz nach mehr. Im Jahr 330 v. Chr. unterwirft er Baktrien (im heutigen Afghanistan) und heiratet Roxane, die Tochter des baktrischen Anführers. 327 v. Chr. marschieren er und seine Truppen in Indien ein und überqueren den Indus. Der Fluss markierte bis zu diesem Zeitpunkt die östliche Grenze des Perserreichs. Doch der Monsun lässt Alexanders Männer an Fieber erkranken, Meutereistimmung macht sich breit. Im Jahr 325 v. Chr. wird der Rückzug angetreten.

    Alexander ist zwar ein genialer Kriegsherr, doch Politik und Diplomatie sind nicht seine Stärken. Er bemüht sich, sein großes Imperium im Stil der Perser zu führen und bekleidet Perser mit wichtigen Ämtern. Außerdem heiratet er mehrere persische Prinzessinnen – seine Kommandeure tun es ihm gleich. Viele Makedonier sind der Meinung, dass er damit Landsleuten, die eigentlich seine Feinde sind, zu viel Vertrauen entgegenbringt. Die Griechen stimmen seiner Forderung, wie einige nahöstliche Monarchen als Gott verehrt zu werden, nur widerstrebend zu. „Wenn Alexander ein Gott sein will, lass ihn einen Gott sein“, ist es von den Spartanern überliefert.

    Der sterbliche Alexander fand 323 v. Chr. in Babylon einen plötzlichen Tod – vermutlich erlag er den Folgen einer Typhuserkrankung. Danach zerbrach sein Imperium schnell, auch weil es keinen herrschaftsfähigen Nachfolger gab. Doch die Kultur und der kosmopolitische Geist einer größeren Griechischen Welt, die Alexander in seine Herrschaftsgebiete brachte, überdauerte noch lange Zeit.

    Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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