Wer war Konstantin der Große?

Kaiser Konstantin I. stellte die Weichen dafür, dass das Christentum die Staatsreligion im Römischen Reich wurde, und machte Konstantinopel zu einer der mächtigsten Städte der Welt.

Von Kristin Baird Rattini
Veröffentlicht am 13. Sept. 2021, 10:11 MESZ
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Eine Skulptur des römischen Kaisers Konstantin aus dem Barock, erschaffen von dem italienischen Bildhauer Gian Lorenzo Bernini. Das Kunstwerk zeigt den Herrscher, ergriffen von einer Vision, die ihn im Jahr 312 am Vortag einer wichtigen Schlacht ereilte.

Foto von James L. Stanfield, Nat Geo Image Collection

Kaiser Konstantin der Große (circa 280 bis 337) regierte Rom in einer Zeit des Umbruchs. Er erkannte das Christentum als Religion an und erschuf eine neue, nach ihm benannte Hauptstadt im Osten seines Reichs. Seine Regierungszeit markiert einen signifikanten Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit und den Übergang von der Antike ins Mittelalter. 

Das Römische Reich, in das Konstantin hineingeboren wurde, befand sich in einem desolaten Zustand des Chaos und der Anarchie. Bürgerkriege, feindliche Übernahmen und Krankheiten hatten das Imperium so stark geschwächt, dass diese Phase als Reichskrise des 3. Jahrhunderts in die Geschichte einging. Kaiser Diokletian versuchte, die Ordnung wiederherzustellen, indem er die Römische Tetrarchie einführte: ein Regierungssystem, in dem vier Herrscher mit Kaiserrang über vier Teile des Reichs bestimmen sollten. Constantius I., Konstantins Vater, war einer von ihnen.

Eine römische Münze zeigt ein Profilporträt von Konstantin dem Großen.

Foto von James L. Stanfield, Nat Geo Image Collection

Diokletians Plan verlief jedoch im Sande. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 306 erklärten Constantius’ Soldaten Konstantin zum Kaiser. Er verbrachte die nächsten 18 Jahre damit, die übrigen drei römischen Herrscher – seine Rivalen – zu bekämpfen, um der alleinige Imperator des Römischen Reichs zu werden.

Die Schlacht an der Milvischen Brücke außerhalb von Rom im Jahr 312 war sein Durchbruch. Er besiegte seinen Rivalen und Schwager Maxentius und erlangte somit die Alleinherrschaft über das Römische Westreich. Von noch größerer Tragweite war jedoch eine Vision, die Konstantin am Vortag der Schlacht hatte.

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    Auf diesem byzantinischen Mosaik aus dem 9. Jahrhundert sitzen die Jungfrau Maria und das Kind zwischen den Kaisern Justinian (links) und Konstantin (rechts).

    Foto von James L. Stanfield, Nat Geo Image Collection

    Laut dem spätantiken Theologen und Geschichtsschreiber Eusebius von Caesarea sollen Konstantin und seine Streitkräfte beim Marsch zum Schlachtfeld am Himmel über der Sonne ein Kreuz aus Licht erblickt haben, dazu griechische Worte, die sich als „In diesem Zeichen siege“ übersetzen lassen. In der Nacht vor der Schlacht erschien Konstantin im Traum Jesus Christus, der die Botschaft der Vision abermals bestärkte. Daraufhin veranlasste Konstantin, dass das Kreuz als Schutzsymbol auf die Hauptheeresfahne seiner Armee aufgebracht werden solle und als er schließlich triumphierend aus der Schlacht an der Milvischen Brücke hervorging, schrieb er seinen Sieg dem christlichen Gott zu.

    Noch immer wird diese Legende und die Frage diskutiert, ob Konstantin aus ehrlichen oder politischen Beweggründen zum Christentum konvertierte. Wie auch immer die Antwort lautet: Im Jahr 313 traf sich Konstantin mit Licinius, dem Kaiser des Römischen Ostreichs und verfasste gemeinsam mit ihm die Mailänder Vereinbarung, die „sowohl den Christen als auch allen anderen Menschen freie Vollmacht gewährt, ihre Religion zu wählen, damit die himmlische Gottheit uns allen gnädig und gewogen bleiben kann.“

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    Konstantinopel: das bessere Rom?

    Ab dem Jahr 324 war Konstantin Alleinherrscher des Römischen Reichs – fühlte sich aber in Rom nicht wohl. Die Spannungen zwischen den heidnischen Bewohnern der Stadt und ihrem christlichen Kaiser waren groß. Konstantin war außerdem der Meinung, dass es aus militärischer Sicht ein kluger Schachzug wäre, den Regierungssitz des Reichs in den Osten zu verlegen, um das Territorium und die wertvollen Kornspeicher Ägyptens besser gegen östliche Bedrohungen verteidigen zu können. Und so kehrte er Rom den Rücken, um eine kaiserliche Stadt zu erschaffen, die seine Macht und seinen Glauben gleichermaßen zum Ausdruck bringen sollte.

    Konstantin ernannte Konstantinopel – das heutige Istanbul – im Jahr 330 zu seiner Hauptstadt. Gegründet unter dem Namen Byzantion befand sich die Stadt schon seit über einem Jahrhundert unter römischer Herrschaft, doch Konstantin baute sie in monumentalem Umfang aus. Er verdreifachte ihre Größe und überzeugte Männer hohen Ranges mit dem Versprechen vollumfänglicher Bürgerrechte und kostenloser Verpflegung davon, mit ihren Familien in die Stadt zu ziehen. Ein großer Palast und beeindruckende Gerichtsgebäude unterstrichen den Hauptstadtstatus Konstantinopels. Kirchtürme ragten in den Himmel, Christen waren willkommen, Anhänger anderer Glaubensrichtungen wurden toleriert.

    Während der Stern Konstantinopels aufging, ging der Roms unter: Das westliche Kaiserreich begann zu bröckeln, der Verfall gipfelte im Untergang des Römischen Reichs im Jahr 476. Konstantins Hauptstadt aber wuchs und gedieh noch fast weitere tausend Jahre – und mit ihr die christliche Basis, die er für sein Imperium geschaffen hatte.

    Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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