Deutsche Serienmörder – Joachim Kroll: Der Menschenfresser von Duisburg

Joachim Kroll gilt als einer der schlimmsten Verbrecher der deutschen Nachkriegsgeschichte. Mehr als 20 Jahre lang trieb der Serienmörder, Vergewaltiger und Kannibale im Ruhrgebiet sein Unwesen.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 20. Apr. 2023, 09:37 MESZ
Porträt des Serienmörders Joachim Kroll. Er tötete nach eigenen Angaben bis zu 30 Menschen. Acht Morde ...

Joachim Kroll tötete nach eigenen Angaben bis zu 30 Menschen. Acht Morde konnten ihm nachgewiesen werden. 

Foto von Polizei Duisburg

Duisburg, 2. Juli 1976. Als die vierjährige Stefanie* nicht vom Spielplatz nach Hause kommt, alarmieren ihre Eltern die Polizei. Rasch wird eine Großfahndung eingeleitet. Die Beamten befragen Nachbarn und Passanten. Doch das Mädchen bleibt verschwunden. Kurz darauf berichtet ein Anwohner von merkwürdigen Ereignissen in einem Nachbarhaus. 

Ein Hausbewohner habe ihn darum gebeten, die Toilettenspülung vorerst nicht mehr zu benutzen. Die Abwasserrohre seien verstopft. Joachim Kroll, so der Name des Hausmitbewohners, habe ihm erzählt, er hätte ein Kaninchen geschlachtet und die Innereien im Klo hinuntergespült. Die Polizei wird stutzig. Tatsächlich finden sie Innereien in den Leitungen. Sie stammen von einem Menschen.

Zwei Tage nach dem Verschwinden der kleinen Stefanie wird der 43-jährige Kroll festgenommen. In seiner Dachgeschosswohnung finden die Ermittler Plastiktüten mit Menschenfleisch. Auf dem Herd steht ein Kochtopf. Darin findet die Polizei die Hände und Füße eines kleinen Mädchens.

Galerie: Der Schwarze Tod

Bis zu 30 Mordopfer

Joachim Kroll wird am 17. April 1933 als sechstes von neun Kindern in Oberschlesien geboren. Er gilt als Einzelgänger. Früh beginnt er, sich an geschlachteten Tieren zu vergehen. 1955 mordet er nachweislich zum ersten Mal. Inzwischen lebt er im Ruhrgebiet. Sein Geld verdient er unter anderem als Toilettenreiniger und als Wärter in einem Stahlwerk. Bei seinen Arbeitskollegen gilt er als unscheinbar. Er führt ein Doppelleben.

Tatsächlich tötet der „Menschenfresser von Duisburg“ nach eigenen Angaben innerhalb von rund 20 Jahren bis zu 30 Menschen. Fast immer sind es Kinder und Frauen. Spürt er wieder dieses seltsame „Kribbeln“, zieht er los. Seine Opfer sucht er sich meist wahllos aus. Bei einigen Leichen fehlen Körperteile.

Die Verhöre verlaufen zunächst schwierig. Kroll macht dicht. Doch allmählich gelingt es den Ermittlern, das Vertrauen des kontaktscheuen Serienmörders zu gewinnen. Sie sprechen mit ihm über seine Hobbys, seine Probleme, sein Leben. Kroll taut auf. Schließlich erzählt er von immer mehr Taten. Oft sind es nur Bruchstücke, an die er sich zu erinnern scheint. 

Das „Kribbeln“ muss weg

Kurzerhand nehmen ihn die Ermittler mit an die Orte, wo die Leichen gefunden wurden. Dort soll Kroll mit einem Polizisten nachstellen, wie er seine Opfer überwältigt und ermordet hat. Der Plan geht auf. Im Rollenspiel kehren die Erinnerungen zurück. Immer mehr Details kommen zum Vorschein. Schließlich können Kroll acht Morde und ein Mordversuch nachgewiesen werden. Scham- oder Schuldgefühle zeigt er den Ermittlern zufolge nicht – er wollte nur das „Kribbeln“ wegbekommen.

Über drei Jahre später startet der Prozess vor dem Landgericht Duisburg. Nach 151 Prozesstagen wird Kroll im April 1982 wegen achtfachen Mordes und einem Mordversuch zu lebenslanger Haft verurteilt. Weitere Taten können ihm nicht lückenlos nachgewiesen werden. Am 1. Juli 1991 stirbt der „Ruhr-Kannibale“ in der Strafjustizanstalt Rheinbach im Alter von 58 Jahren an einem Herzinfarkt.

 

*Name von der Redaktion geändert

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