Dänische Runen: 2.000 Jahre alte Inschrift auf Schwert gefunden

Es sind die womöglich ältesten Runen Dänemarks, die Forschende nun auf einem unscheinbaren, 2.000 Jahre alten Schwert entdeckt haben. Die historischen Schriftzeichen geben einen seltenen Einblick in die Vergangenheit germanischer Völker.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 1. Feb. 2024, 08:42 MEZ
Schwertklinge vor schwarzem Hintergrund, darauf Runen.

Die Klinge des Schwertes, auf dem die Runenzeichen zu erkennen sind.

Foto von Rogvi N. Johansen / Museum Odense

In Dänemark haben Archäolog*innen des Museums Odense ein fast 2.000 Jahre altes Schwert gefunden, auf dem die bislang wohl ältesten Runen des Landes verewigt sind. Entdeckt wurde das etwa acht Zentimeter lange Schwert in einer Grabstätte östlich von Odense – unter einer Urne. Die von den Forschenden identifizierte Inschrift hirila heißt so viel wie „kleines Schwert“.

Die ältesten Runen Dänemarks?

Runen sind die älteste Schriftsprache Dänemarks. Sowohl dort als auch in anderen nordischen Ländern nutzten germanische Völker jahrhundertelang verschiedene runische Alphabete, um Informationen auf Steinen, Waffen, Schmuck, Knochen und anderen Gegenständen festzuhalten. Im Zuge der Christianisierung wurden Runen bis ins 11. Jahrhundert n. Chr. dann langsam durch das lateinische Alphabet ersetzt. Die wohl bekanntesten Runeninschriften aus Dänemark finden sich auf den Runensteinen von Jelling.

Laut dem Forschungsteam des Museums Odense wurden die nun entdeckten Runen um 150 n. Chr. auf das Schwert gebracht – und sind somit ganze 800 Jahre älter als die Jellinger Runen. „Es ist unglaublich selten, dass wir Runen finden, die so alt sind wie die auf diesem Messer“, sagt Lisbeth Imer, Runologin am Dänischen Nationalmuseum. „[Der Fund] bietet uns eine einzigartige Gelegenheit, mehr über die früheste Schriftsprache Dänemarks zu erfahren.“

Aktuell gibt es nur einen Runenfund in Dänemark, der auf einen ähnlichen Zeitraum datiert werden kann wie das Schwert: ein kleiner Knochenkamm aus dem eisenzeitlichen Waffenopferplatz Vimose, westlich von Odense, den ebenfalls eine Runeninschrift ziert.

Seltene Inschrift

Die Runen auf dem nun entdeckten Schwert bestehen aus fünf Zeichen und drei darauf folgenden Einkerbungen. Die Übersetzung von hilaria in „kleines Schwert“ basiert auf der urnordischen Sprache, so die Forschenden. Ob die Bezeichnung ein Spitzname für das Schwert selbst oder möglicherweise für seinen Besitzer war, ist bislang unklar.

In jedem Fall war es eine extreme Seltenheit, über ein beschriftetes Schwert zu verfügen. „In dieser Zeit war die Beherrschung des Lesens und Schreibens nicht besonders weit verbreitet, was bedeutet, dass beide Fähigkeiten mit einem besonderen Status und mit Macht verbunden waren“, sagt Imer. „In der Frühzeit der Runengeschichte bildeten die Schreibkundigen eine kleine intellektuelle Elite.“ 

Auch deshalb gibt es heute nur wenige runische Inschriften, vor allem aus der Anfangszeit der Schriftzeichen. „Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass dieser Fund ein Jahrhundertereignis ist“, sagt Jakob Bone, Direktor des Museums Odense und Finder des Schwertes. Interessierte können das Schwert ab dem 2. Februar 2024 im kulturhistorischen Museum Møntergården in Odense bestaunen.

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