Kulturschock: Sieben Fehler, die Europäer in Japan vermeiden sollten

Japanische Benimmregeln sind für europäische Besucher oft schwer zu durchschauen. Fettnäpfchen lauern nicht nur im Restaurant und Taxi, sondern auch auf der Toilette.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 4. März 2024, 10:35 MEZ
Ein Paar weiß-rote WC-Pantoffeln auf braunem Holzfußboden in Japan

Pantoffeln fürs WC: Ungeschriebenes Gesetz in Japan

Foto von PASSENGER X / Adobe Stock

April im Jahr 1600: Als der britische Navigator William Adams nach zweijähriger Seefahrt endlich die japanische Küste erreicht, sitzt der Schock tief. Nur wenige Männer an Bord der Liefde haben die Strapazen auf hoher See überlebt. Vier weitere Schiffe der Handelsflotte kommen niemals in Japan an.

Adams selbst stößt auf eine rätselhafte Welt voller unbekannter Sitten und Gebräuche. Doch seine neue Heimat darf er nie mehr verlassen. Stattdessen wird ihm schließlich als erster Europäer eine außerordentliche Ehre zuteil: Der Shogun ernennt ihn zum Samurai.

Das Schicksal des William Adams ist Vorbild für die Figur des John Blackthorne in der bildgewaltigen neuen Historienserie „Shogun“ auf Disney+, basierend auf dem gleichnamigen Roman von James Clavell.

Heute, mehr als 400 Jahre später, sind die kulturellen Unterschiede zwischen Europa und Japan längst nicht mehr so groß. Dennoch: Als unbedarfter Europäer kann man sich in Japan schneller blamieren, als man in die Klo-Pantoffeln geschlüpft ist.

1. Fettnapf: Gefühlsausbrüche

Lächeln und Schweigen: Was so manchen Europäer schnell nervös werden lässt, gehört in Japan zum guten Ton. Lächeln gilt als elementare Höflichkeitsregel – und zwar losgelöst von der eigenen Gefühlslage. Selbst in unangenehmen Situationen wie Scham oder Konfrontation wird gelächelt, auch um die Kontrolle zu wahren.

Wenn Japanerinnen und Japaner während eines Gesprächs schweigen, signalisieren sie damit weder Desinteresse noch Ablehnung. Vielmehr gilt es als Gebot der Höflichkeit, sein Gegenüber ausreden zu lassen. Auch überlautes Sprechen ist unüblich. Öffentliche Gefühlsausbrüche sind Japanern fremd.

2. Fettnapf: Händeschütteln und Schulterklopfen

Körperliche Nähe ist ebenfalls unüblich in der japanischen Öffentlichkeit. Begrüßungskuss, Schulterklopfen und Händeschütteln sind Tabu. Man begrüßt sich mit einer leichten Verbeugung. Der direkte Blickkontakt wird vermieden. Wer seinem Gesprächspartner zu tief in die Augen schaut, gilt rasch als forsch, aufdringlich oder sogar als respektlos. 

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    3. Fettnapf: Straßenschuhe im Haus

    Straßenschuhe gehören in Japan auf die Straße. In Tempeln, Arztpraxen oder traditionellen Restaurants etwa legt man die Schuhe ab. Zu Hause trägt man Hauspantoffeln. Auch für Gäste steht meist ein Paar bereit. Empfindliche Böden werden mit Socken betreten. 

    4. Fettnapf: Toilettengang ohne Klo-Pantoffeln

    Auch beim Gang zur Toilette herrschen gewisse Regeln. Wer aufs Klo will, tauscht die Pantoffeln gegen spezielle WC-Slipper. Überhaupt haben Japanerinnen und Japaner besondere Vorstellungen, was die Toilettennutzung angeht. WC und Badezimmer sind meist räumlich voneinander getrennt. Im selben Raum zu baden und das WC aufzusuchen? Das ist für viele Japaner undenkbar. Moderne Toiletten sind oft mit jeder Menge Hightech wie integrierter Dusche und Sitzheizung ausgestattet. 

    5. Fettnapf: Mangelnde Reinlichkeit

    Klo-Pantoffeln, Schuhverbot, Verzicht auf innige Umarmungen: All das hängt mit der japanischen Vorstellung von penibler Reinlichkeit zusammen. Beispielhaft dafür steht auch das Oshibori, ein kleines feuchtes Handtuch, das Restaurantgästen, Flugzeugpassagieren oder auch dem Besuch zu Hause vor jedem Essen gereicht wird – und deshalb auch benutzt werden sollte. 

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    6. Fettnapf: Essen in der Öffentlichkeit

    Apropos: Die japanische Esskultur ist weltberühmt. Absolute No-Gos: Mit den Stäbchen gestikulieren, das Essen damit aufspießen oder die Stäbchen in den Reis stecken. Gespeist wird zu Hause oder im Restaurant. Auf der Straße oder sogar in öffentlichen Verkehrsmitteln zu essen, gilt als großer Fauxpas.

    7. Fettnapf: Trinkgeld geben 

    Dicker Fettnapf in Restaurant oder Taxi: Trinkgeld geben. Guter Service gilt in Japan als selbstverständlich. Trinkgeld dagegen bringt eine Servicekraft schnell in Verlegenheit. Der Grund: Nach Ansicht vieler Japaner signalisiert ein Gast damit, dass er das Gehalt des Personals für unzureichend hält. Das wirkt unhöflich oder sogar beleidigend.

    Wenn ihr einen japanischen Kulturschock im besten Sinne erleben wollt, könnt ihr jetzt die neue Serie „Shogun“ exklusiv auf Disney+ streamen.

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