Seltene Bettbestattung unter den Straßen Londons entdeckt

Bei Bauarbeiten in London haben Archäologen ein etwa 2.000 Jahre altes Grab entdeckt, in dem neben einem Toten auch ein Bett bestattet war. Weitere Funde zeigen: Einst befand sich an dieser Stelle ein römischer Friedhof.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 22. März 2024, 15:53 MEZ
Ein Archäologe beim Ausgraben des Holzbettes.

Der außerordentlich gute Zustand des Bettes offenbarte sich den Archäolog*innen des Mola schon bei der Ausgrabung.

Foto von Museum of London Archaeology

Archäolog*innen des Museum of London Archaeology (Mola) haben sechs Meter unter den Straßen Londons eine ganz besondere Grabbeigabe aufgetan: ein extrem gut erhaltenes hölzernes Bett aus der Zeit der römischen Besatzung in England

Das Bett besteht aus solider Eiche und wurde laut den Forschenden durch die Nähe zum Fluss Fleet, einem Nebenfluss der Themse, so gut bewahrt. Es ist das erste vollständige Bett einer römischen Bettbestattung, das in England je gefunden wurde. „Der Erhaltungsgrad des Fundes hat uns wirklich umgehauen“, sagt Heather Knight, Projektleiterin am Mola.

Guter Schlaf im Jenseits

Gefunden wurde das Bett auf einer Baustelle nahe dem Holborn Viaduct, einer Londoner Straßenbrücke. Dort soll bald ein Bürogebäude entstehen – genau über dem Fundort, der laut den Forschenden zur Zeit der römischen Besatzung als Friedhof genutzt wurde. 

So ähnlich muss das Bett im aufgebauten Zustand ausgesehen haben.

Foto von Museum of London Archaeology

Mitgegeben wurde das Bett dem Bestatteten wohl zur Benutzung im Jenseits, denn das Möbelstück befand sich im auseinandergebauten Zustand als Bausatz im Grab. Möglicherweise, so die Forschenden, wurde der Tote auf dem aufgebauten Bett zuvor aber zum Friedhof getragen. Der Mann, der gemeinsam mit dem Bett bestattet wurde, war vermutlich zwischen 20 und 30 Jahren alt und von höherem Stand.

2.000 Jahre Geschichte unter der Erde

Neben der Bettbestattung haben die Archäolog*innen auch fünf seltene römische Eichensärge, sowie skelettale Überreste und persönliche Gegenstände gefunden. Darunter eine Phiole aus Glas, hochwertiger Schmuck und Bernsteinperlen sowie eine Lampe, auf der ein besiegter Gladiator abgebildet ist. Die Lampe ist der älteste Gegenstand, der bisher auf dem ehemaligen Friedhof entdeckt wurde – die Forschenden datieren ihn auf die Zeit zwischen 48 und 80 n. Chr., also den Beginn der römischen Besatzung in Großbritannien, die bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. reichte.

BELIEBT

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    Auf die Frage, was mit dem Ort in darauffolgenden Jahrhunderten passiert ist, konnten die Ausgrabungen ebenfalls Antworten liefern. Weitere Funde zeigen, dass der Ort im 16. Jahrhundert wiederholt als Friedhof genutzt wurde. Nach dem Großen Brand von London im Jahr 1666 hauchten dem Ort dann Häuser, Einkaufsläden und ein Pub neues Leben ein. Einige hundert Jahre später folgt jetzt ein neuer Lebensabschnitt mit dem bald entstehenden Bürogebäude einer Anwaltskanzlei.

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