Loki: Neue Dinosaurierart bricht Rekorde
Forschende aus den USA haben den Dinosaurier Lokiceratops rangiformis beschrieben. Die riesigen Tiere lebten vor 78 Millionen Jahren. Ihre Fossilien zeigen, wie divers die Dino-Welt war.

Die Verwandtschaft mit Triceratops sieht man dem neu entdeckten Dinosaurier an. Dennoch ist sein Kopfschmuck noch um einiges beeindruckender als der des bereits bekannten Dinos.
Ein fast zwei Meter langer Schädel mit gleich vier imposanten Hörnern: Der neu beschriebene Dinosaurier Lokiceratops rangiformis lässt den Kopfschmuck des bislang wohl beliebtesten gehörnten Dinosauriers – Triceratops – fast brav aussehen.
Im Rahmen einer Studie, die in der Zeitschrift PeerJ erschienen ist, hat ein internationales Forschungsteam den außergewöhnlichen Dinosaurier nun beschrieben – und seinen riesigen Schädel anhand von Fossilien, die in der Judith-River-Gruppe im US-Bundesstaat Montana gefunden wurden, rekonstruiert.

Die Rekonstruktion des in Montana entdeckten Exemplars von Lokiceratops rangiformis wurde vom dänischen Museum of Evolution, in der sie ausgestellt wird, „Frederik“ getauft.
Riesiger Schädel und imposante Hörner
Der Name des Lokiceratops rangiformis setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen: dem Namen des nordischen Gottes Loki, der Dinosaurier-Familie Ceratopia – eine Bezeichnung, die so viel wie „gehörntes Gesicht“ bedeutet – und einer Referenz zu Rentieren – Rangifer tarandus –, deren Geweih ähnlich eindrucksvoll und asymmetrisch ist wie das von Lokiceratops rangiformis.
Es ist das Merkmal, das den Pflanzenfresser so besonders macht. „Der neue Dinosaurier setzt neue Maßstäbe für die bizarre Kopfbedeckung der Ceratopsia“, sagt Joseph Sertich, Paläontologe an der Colorado State University und Mitautor der Studie. Denn neben den zwei spitzen Hörnern zwischen seinen Augen, die man auch Triceratops kennt, verfügte Lokiceratops über zwei weitere imposante Hörner direkt am oberen Teil des Nackenschilds.

Lokiceratops in seinem Lebensraum vor 78 Millionen Jahren. Er bestand vermutlich hauptsächlich aus Sumpfgebiet.
Entdeckt wurden die 78 Millionen Jahre alten Knochen von Lokiceratops rangiformis im Jahr 2019 in einem Steinbruch im US-Bundesstaat Montana. Das gesamte Ausmaß des riesigen Schädels und der Hörner wurde den Forschenden aber erst bewusst, nachdem Paläontologe Brock Sisson und seine Firma Fossilogic, LLC, die Überreste zusammengesetzt hatten. Dabei wurde deutlich: Lokiceratops rangiformis hatte die längsten Hörner, die je bei einem Ceratopia-Dinosaurier nachgewiesen wurden.
Dinowelt diverser als bisher gedacht
Lokiceratops lebte an einem Ort, den es heute so nicht mehr gibt: Laramidia. Die Insel entstand vor ungefähr 99 Millionen Jahren und lag dort, wo heute der Westen der USA auf der Karte zu finden ist. In der Oberkreide teilte Lokiceratops sich diesen Lebensraum mit vier weiteren Ceratopia-Vertretern – eine Entdeckung, die das bisherige Verständnis der Dinowelt auf den Kopf stellt.
„Bisher dachten die Paläontologen, dass höchstens zwei Arten von gehörnten Dinosauriern am selben Ort und zur selben Zeit existieren konnten“, sagt Mark Loewen, Paläontologe am Natural History Museum in Utah. „Unglaublicherweise haben wir fünf Arten identifiziert, die zur gleichen Zeit zusammen lebten.“
