Japanisches Samuraischwert bei Ausgrabungen in Berlin-Mitte entdeckt
Sensationsfund am Molkenmarkt in Berlin: In einem ehemaligen Kellergewölbe haben Archäologen ein mehrere hundert Jahre altes Wakizashi-Kurzschwert entdeckt. Wie ist es dorthin gekommen?
Das korrodierte Wakizashi-Schwert nach der restauratorischen Aufarbeitung.
Schon seit geraumer Zeit finden auf dem Berliner Molkenmarkt Ausgrabungen statt, die immer wieder spannende Einblicke in die Vergangenheit der ehemaligen Bewohner*innen der Stadt liefern. Einen besonders spektakulären Fund, der im Rahmen dieser Arbeit zutage kam, hat nun das Landesdenkmalamt Berlin veröffentlicht: ein mehrere hundert Jahre altes Samurai-Schwert mit einem eingravierten japanischen Glücksgott.
Samuraischwert in zerstörtem Berliner Keller
Das Schwert, das zunächst für einen deutschen Paradesäbel gehalten wurde, haben die Forschenden in der Verfüllung eines ehemaligen Kellers in der Stralauer Straße in Berlin-Mitte gefunden. Das dazugehörige Haus wurde vermutlich während des Zweiten Weltkriegs zerstört, die Kellergewölbe wurden mit Schutt verfüllt und schließlich von einer breiten Straße verdeckt. Im Rahmen der Ausgrabungen, die das Leben im historischen Berlin dokumentieren sollen, wurden diese Keller nun genauer untersucht.
„Dieser Fund zeigt einmal mehr, welche überraschenden Objekte in Berlins Boden auf ihre Entdeckung warten“, sagt Matthias Wemhoff, Berliner Landesarchäologe und Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin. Laut Wemhoff und seinen Kolleg*innen stammt das Schwert aus der japanischen Edo-Zeit, die von 1603 bis 1868 reichte. Für diese Datierung sprechen der Stil des Griffs sowie das Motiv der Gravur, die bis heute darauf zu erkennen ist: der japanische Glücksgott Daikoku. Auf dem Schwert ist dieser mit einem Hammer in der Hand und einem Sack Reis abgebildet.
Detailansicht der Griffzwinge (Fuchi) mit dem Motiv des Daikoku, einem der sieben japanischen Glücksgötter.
Wie kam das Schwert nach Berlin?
Laut Wemhoff ist bereits die bloße Existenz des Schwertes in Berlin eine Sensation. Zu der Zeit, in der das Schwert hergestellt wurde, sei Japan abgeschottet gewesen, kaum ein Europäer habe das Land damals besuchen können.
Deshalb vermuten die Forschenden, dass das Schwert von reisenden Japaner*innen nach Deutschland gebracht wurde. Möglicherweise fand die Übergabe im Rahmen der Takenouchi-Mission im Jahr 1862 statt. Damals wurden 40 Personen aus Japan nach Europa entsandt, um diplomatische Beziehungen aufzubauen. Sie besuchten unter anderem auch Frankreich und Deutschland und brachten Gastgeschenke mit.
Eine weitere Möglichkeit ist, dass das Schwert 11 Jahre später mit der Iwakura-Mission nach Deutschland gebracht wurde. Die Mission sollte ebenfalls dazu dienen, Beziehungen zwischen Japan und anderen Ländern aufzubauen. Für die Theorie spricht die Nähe des heutigen Molkenmarkts zur damaligen Residenz von König Wilhelm I. Dieser empfing nachweislich sowohl Gesandte der Takenouchi- als auch der Iwakura-Mission.
Wie genau das Schwert dann aber in den Besitz des Hauseigentümers auf der Stralauer Straße kam, ist noch unklar.