Riesige Maya-Stadt in Mexiko entdeckt
Bodenuntersuchungen im Südosten Mexikos haben offenbart, wie weitläufig die Maya das Land einst bewohnten – und wie vielfältig sie zwischen Steinpyramiden, Großstädten und kleineren Siedlungen lebten.
Oberhalb der Erde kann man die Ruinen der Maya-Stätten teilweise bis heute sehen. Doch auch unter der Erde befinden sich noch zahlreiche Bauten und Straßen, die sie einst bewohnten.
Nahe der Stadt Campeche im Südosten Mexikos liegt eine Fernstraße, eine der wenigen in dieser Region Mexikos, am Rande derer einheimische Bauern zwischen Ruinen ihre Felder bestellen. Was weder sie noch die Regierung bisher wussten: Die Ruinen gehören zu einer riesigen ehemaligen Maya-Stadt, in der Steinpyramiden standen und die zu Hochzeiten zwischen 30.000 und 50.000 Menschen beherbergte.
Herausgefunden hat das nun ein US-amerikanisches Forschungsteam im Rahmen einer Studie. Mithilfe der Lasertechnologie LIDAR, mit der sich verborgene Strukturen im Boden erkennen lassen, konnten sie das Ausmaß der Maya-Stätte bestimmen, von der über der Erde nur wenige Überreste sichtbar sind.
Maya-Strukturen: Verborgene Straßen, Plätze und Gebäude
Im Rahmen der Studie untersuchte das Team insgesamt 122 Quadratkilometer Fläche. Dabei fanden sie unzählige bislang unentdeckte Strukturen der Maya – darunter kleine Siedlungen, die in den Dschungel eingebettet waren, Straßen und Steinpyramiden. Am beeindruckendsten war jedoch die Entdeckung der Stadt, die das Team Valeriana taufte.
So sehen die Scans aus, die LIDAR vom Boden erstellen kann – sogar durch den Dschungel hindurch. In diesem Fall offenbarte die Technologie eine Gruppe von Gebäuden auf einem Hügel.
Sie bestand aus zwei größeren Stadtzentren mit monumentaler Architektur, die etwa zwei Kilometer voneinander entfernt lagen. Verbunden waren sie durch viele kleinere Siedlungen und landwirtschaftliche Flächen. Auch konkrete Bauwerke konnten die Forschenden erkennen, darunter Plätze, Tempelpyramiden aus Stein, eine Art Sportplatz und ein Wasserreservoir. Insgesamt umfasst die Stadt eine Fläche von fast 18 Quadratkilometern. Die Forschenden schätzen, dass sie vor 150 nach Christus gegründet wurde.
LIDAR offenbart vielfältige Siedlungsstrukturen
Der Fund ist laut den Studienautor*innen in seinem Umfang besonders. Denn bislang gibt es die Theorie, dass die Maya vor allem in ländlichen Gebieten und in kleineren Siedlungen gewohnt haben. Entdeckungen wie Valeriana und ältere Funde von Maya-Städten sprechen allerdings immer stärker dagegen. „Wie andere alte Zivilisationen haben auch die Tiefland-Maya eine reiche Vielfalt an Städten und Gemeinden in ihre Umgebung eingebettet“, sagt der Anthropologe Marcello Canuto von der Tulane University, New Orleans, der an der Studie mitgearbeitet hat. Ihre Lebensweise sei vielfältig gewesen, das bestätige auch die neue Studie.
Sichtbar wurden alle entdeckten Strukturen durch die LIDAR-Methode; LIDAR steht dabei für Light Detection and Ranging, also Licht- und Abstandsmessung. Dabei wird der Bodenbereich zunächst aus der Luft mit einem Laserscanner vermessen. Die pulsierenden Laser können Distanzen extrem genau messen und so die kleinsten Anomalien im Boden erkennen – auch unter dichter Vegetation, die mithilfe der Software digital entfernt werden kann. So lassen sich sehr große Areale ganz einfach untersuchen. Vor allem solche, die vom Dschungel oder Wald so bewachsen sind, dass archäologische Entdeckungen anderweitig kaum gemacht werden könnten.