
Sylt: Historisches Schiffswrack verschwindet spurlos
Der Sylter Bo von Dünenstrauss, bürgerlich Boris Janssen, entdeckte die alten Holzbohlen am Strand. Er fotografierte den historischen Fund und informierte den Lokalhistoriker der Insel.
Am 12. Januar wurde bei Rantum auf Sylt ein Stück Geschichte freigespült: Nach dem Sturmtief „Bernd“ hatte die Nordsee Teile eines hölzernen Schiffswracks freigegeben. Der Sylter Bo von Dünenstrauss, bürgerlich Boris Janssen, hatte das Wrack am Strand als solches erkannt und fotografiert. Er meldete die Überreste dem Lokalhistoriker Günter Schroeder. Dieser informierte umgehend das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein.
Doch noch bevor dessen Mitarbeitende am 20. Januar auf der Insel ankamen, war das Wrack auch schon wieder verschwunden. Bereits 48 Stunden nach seiner Entdeckung hatte es sich die Nordsee zurückgeholt – und vollständig unter Sand begraben. Schlechtes Timing, denn zu diesem Zeitpunkt hatte noch niemand den Fundort des Wracks markiert. Die Suche der Archäolog*innen blieb bislang erfolglos. Die Forschenden bitten Urlauber*innen und Anwohner*innen darum, Hinweise zu melden.
Ein Segelschiff aus dem 19. oder 20. Jahrhundert
Entdeckungen von Schiffswracks sind an der Nordseeküste keine Seltenheit. Starke Westwinde sorgen regelmäßig dafür, dass Wrackteile freigelegt werden. Dann heißt es: schnell sein. Aufgrund der Gezeitenbedingungen können Wracks genauso schnell wieder verschwinden, wie sie aufgetaucht sind. Im aktuellen Fall hoffen die Wissenschaftler*innen nun darauf, dass weitere Winterstürme die Holzbohlen erneut freilegen werden. Bis dahin verzögern sich die Dokumentation der Fundstelle und die Entnahme von Holzproben.

Holz- und Kupferbolzen weisen auf die Bauzeit des Schiffes hin.
Anhand der gemeldeten Fotos können die Forschenden aber bereits erste Einschätzungen abgeben. Die Kupferbolzen in der Schiffskonstruktion würden beispielsweise darauf hinweisen, dass das Wrack von einem hölzernen Segelschiff des 19. bis 20. Jahrhunderts stammt.
Warum gibt es so viele Schiffswracks in der Nordsee?
Die Wrackfunde der letzten Jahre zeugen von den einst gefährlichen Umständen der Seefahrt. Historische Berichte erwähnen Hunderte Schiffe, die zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert an den Außensänden der nordfriesischen Inseln strandeten. Die Ursache waren auflandige Winde, die damals eine tödliche Gefahr darstellten. Gerade bei starken Westwinden wurden die nordfriesischen Außensände oft zur Todesfalle. Strandungen waren damals so häufig, dass die Bergung von Strandgut und die Rettung Schiffbrüchiger zum Alltag der Küstenbewohner*innen gehörten.
