Galerie | Diese 8 gewaltigen Flüsse könnten schon bald austrocknen
Veröffentlicht am 4. Okt. 2019, 14:57 MESZ

Der Colorado River ist eine der am meisten genutzten – und eine der am meisten umkämpften – Wasserstraßen der Erde. Er liefert das Wasser für 30 Millionen Menschen, wofür unter anderem zahlreiche Dämme und Umleitungen auf seiner Gesamtlänge von 2.333 Kilometern errichtet wurden.
In seinem natürlichen Bett floss der Strom von den Hochebenen im Westen der USA zum Golf von Kalifornien in Mexiko. Da ihm jedoch auf seinem Weg so viel Wasser für Landwirtschaft, Industrie und städtische Nutzung entzogen wird, erreicht er kaum noch den Ozean. Im Jahr 2014 arbeitete die Regierungen von Mexiko und den USA zusammen, sodass der Fluss wieder ins Meer mündete. Es gibt außerdem Bestrebungen, den Wasserfluss dauerhaft wiederherzustellen, doch es ist unwahrscheinlich, dass diese zeitnah umgesetzt werden.
Foto von Peter McBride, Nat Geo Image CollectionEs gibt inzwischen viele Fürsprecher – unter anderem die National Geographic Society – für eine Renaturierung des Colorado Rivers. Die Hoffnung besteht, dass sich das inzwischen trocken liegenden Delta (vorheriges Bild) und die wichtigen Ökosystemen entlang der Ufer auf diese Weise regenerieren könnten. Der Fluss spielt auf beiden Seiten der Grenze eine wichtige Rolle und das Interesse am Rückbau einiger der Dämme steigt zusehends, um dem Wasser so seine natürliche Bahn zurückzugeben. Einer dieser Dämme, die eventuell zurückgebaut werden sollen, ist die umstrittene Glen-Canyon-Staumauer in der Nähe des Grand Canyons.
Foto von Peter McBride, Nat Geo Image CollectionDieser Mann geht perfekt getarnt im Indus auf die Jagd. Der Fluss ist die Hauptsüßwasserquelle für einen Großteil Pakistans. Die schnell wachsende Nation zählt bereits beinahe 200 Millionen Einwohner. Der Indus liefert Brauchwasser für Privathaushalte, Industrie und Landwirtschaft, die in diesem trockenen Land zu etwa 90% aus dem Fluss versorgt wird. Der Indus ist einer der größten Flüsse der Welt, doch inzwischen wird ihm so viel Wasser entzogen, dass er nicht mehr im Hafen von Karatschi ins Meer mündet. Am unteren Indus fand man früher Ökosysteme mit üppiger Flora und Fauna und einer großen Artenvielfalt, die die Grundlange der für das Land wichtigen Fischerei und die Heimat zahlreicher Tierarten wie dem vom Aussterben bedrohten Gangesdelfin. Doch nun ist der Indus „zu einem Rinnsal geworden", um es mit den Worten des New York Times-Journalisten Steven Solomon festzuhalten. "Das einst so fruchtbare Delta mit seinen Reisfeldern und der Fischerei ist ausgetrocknet.“
Foto von Randy Olson, Nat Geo Image CollectionPakistan stehen in der Zukunft große Herausforderungen bevor, da seine Bevölkerung stetig wächst und der Indus sich durch Überbeanspruchung, Dürren und andere Faktoren verändert. Da ihm die Wassergrundlage entzogen wurde, wird Karatschi von immer dreister werdenden Wasserdieben geplagt. Es sind bereits Aufstände über den Zugang zum Wasser ausgebrochen. Viele Menschen in dem trockenheitsgeplagten Delta machen reiche Großgrundbesitzer stromaufwärts für die Entnahme von zu viel Wasser aus dem Fluss verantwortlich. Wie National Geographic bereits berichtete, entstanden dadurch auch zusätzliche Spannungen mit dem benachbarten Indien. Dort liegen die Gletscher, die den Fluss speisen. Das Land plant weitere Umleitungen seines Stroms im großen Stil. Die Spannungen werden außerdem durch den Klimawandel und politische Konflikte in der Region verstärkt.
Foto von Agha Waseem, Your ShotDer Aralsee war einst mit 67.300 Quadratkilometern das viertgrößte Inlandsgewässer der Erde. An den Ufern des Salzwassersees florierten zahlreiche Städte, die hauptsächlich vom lukrativen Handel mit Bisampelzen, aber auch der Fischerei lebten. Von hier aus wurde ein Sechstel des Fischbedarfs der Sowjetunion gedeckt.
Der Aralsee wurde ursprünglich von zwei der größten Flüsse Zentralasiens gespeist: dem Amudarja im Süden und dem Syrdarja im Norden. Der Amudarja ist der längste Fluss der Region, der sich auf 2.414 Kilometern durch die Steppenlandschaft schlängelt. In den 1960er-Jahren entschied die Sowjetunion jedoch, die Steppe zu erschließen. Sie ließen ein gewaltiges Bewässerungssystem mit 32.000 Kilometern Kanalstrecke, 45 Staudämmen und mehr als 80 Wasserreservoirs errichten, um die ausgedehnten Baumwoll- und Weizenfelder in Kasachstan und Usbekistan zu versorgen. Doch das System war undicht und ineffizient. Einige Jahrzehnte später hatte der Amudarja so viel von seiner Kraft verloren, dass er den Aralsee nicht mehr erreichte. Aktuell versiegt er rund 110 Kilometer von ihm entfernt. Hier zu sehen ist der Amudarja, ein Stück flussaufwärts von der Stelle, an der er versiegt. Ohne diese wichtige Wasserquelle, schrumpfte der Salzsee rasch. Innerhalb weniger Jahrzehnte brach der Aralsee in eine Handvoll kleinerer Seen auseinander, die zusammen nur noch auf ein Volumen von einem Zehntel des ursprünglichen Sees kommen. In diesen kleineren Seen hat die Verdunstung den Salzgehalt des Wassers stark ansteigen lassen. Millionen von Fischen starben und das Ufer zog sich um viele Kilometer von den Städten zurück. Die wenigen Menschen, die hier blieben, wurden von Staubstürmen geplagt, die giftige Abfallprodukte der industriellen Landwirtschaft und von Waffentests in der Region mit sich brachten.
Foto von Matthieu Paley, CorbisDem Syrdarja erging es zwar ein wenig besser als seinem Geschwisterfluss Amudarja, doch auch ihm wurde viel Wasser entzogen und auch die Verschmutzung blieb nicht aus. Der Syrdarja entspringt im Tian-Shan-Gebirge von Kirgisistan und Usbekistan und fließt 2.212 Kilometer in das, was vom Aralsee noch übrig ist. (Dieses Foto wurde in einer Region nahe Taschkent aufgenommen.) Im 18. Jahrhundert wurde der Fluss in ein Kanalsystem überführt. Diese Strukturen nutzten die Ingenieure der Sowjetunion dann im 20. Jahrhundert zum erweiterten Ausbau, vor allem um große Mengen an Baumwolle zu produzieren. Der komplette Flusslauf wurde umgeleitet, was nur noch ein Rinnsal für den Salzsee übrig ließ. Malik Burlibaev, der stellvertretende Direktor der Umweltschutzbehörde von Kasachstan, sprach eine Warnung aus, dass „der Syrdarja so verschmutzt ist, dass das Wasser nicht zum Trinken oder für die Bewässerung genutzt werden sollte.“ Während der vergangenen Jahre hat die Weltbank ein Staudamm- und Renaturierungsprojekt finanziert, das es sich zum Ziel gesetzt hat, den Syrdarja wieder sauberer zu machen und den Wasserfluss in das, was vom Nordaralsee übrig geblieben ist, zu verstärken.
Foto von Carolyn Drake, Panos PicturesMit seinen 3.033 Kilometern ist der Rio Grande einer der längsten Flüsse Nordamerikas und führt vom Südwesten Colorados zum Golf von Mexiko. Er markiert außerdem einen Großteil der Grenze zwischen Texas und Mexiko. Doch der einst so mächtige Fluss ist dank der hohen Beanspruchung von beiden Seiten der Grenze heutzutage gar nicht mehr so grande.
Weniger als ein Fünftel der ursprünglichen Wassermenge des Rio Grande erreicht heute noch den Golf. Anfang der 2000er-Jahre gelangte der Fluss sogar ein paar Jahre gar nicht mehr zur Küste. Hier zu sehen ist der Grenzfluss auf der Adams Ranch nahe des Big-Bend-Nationalparks.
Foto von Ian Shive, Aurora Photos, AlamyAlgen prägen die leuchtenden Farben am Zusammenfluss von Rio Grande und Arroyo San Carlos. Die Bevölkerungszahlen entlang des Tals am unteren Rio Grande explodieren sowohl in den USA als auch in Mexiko, da die verarbeitende Industrie und der Landwirtschaftssektor in diesen Regionen stetig wachsen. Das bedeutet jedoch auch noch mehr Belastung für den Fluss. Bis er Matamoros im Nordosten Mexikos erreicht, ist sein Pegel so niedrig, dass er oft unterhalb der Ansaugleitungen der Stadt liegt. Farmer von New Mexico bis Tamaulipas haben durch die stetig sinkende Wasserversorgung Schwierigkeiten beim Anbau ihrer Feldfrüchte. Der Klimawandel verstärkt das Problem für den Fluss noch zusätzlich durch Dürreperioden und macht lässt seine Verwaltung zu einer großen Herausforderung werden. Auch die Sumpfgebiete, die einst ein überlebenswichtiger Zwischenhalt für Zugvögel waren, leiden unter Wasserknappheit.
Foto von Jack W. Dykinga, Nat Geo Image CollectionDer 5.464 Kilometer lange Gelbe Fluss ist nach dem Jangtsekiang der zweitgrößte Strom Chinas und der sechstlängste der Welt. Die Gebiete um den Gelben Fluss waren einst die Wiege der chinesischen Zivilisation und ihre Geschichte ist ebenso umfangreich wie komplex. Zahlreiche Überflutungen forderten im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Todesopfer in unfassbar großer Zahl. Allein im Jahr 1931 tötete ein gewaltiges Hochwasser zwischen einer und vier Millionen Menschen.
Seit 1972 versiegt der Gelbe Fluss immer wieder, bevor er das Meer erreichen kann. Wie viele andere große Flüsse, wurde ihm in riesigem Umfang Wasser für die landwirtschaftliche Nutzung entzogen. 1997 floss sage und schreibe 230 Tage lang kein Wasser im Gelben Fluss. Dieser dramatische Rückgang der Wassermenge hat die ökologische Vielfalt in seinem Delta ausgedörrt. Die knochentrocknen Böden wurden vom Wind erodiert, der den feinen Löss abtrug. Während der letzten Jahre hat die chinesische Regierung erste Schritte in Richtung Wiederherstellung des Wasserflusses getan, indem die einigen Bauern entlang der Ufer die Nutzung des Flusswassers untersagte.
Foto von Christian Kober, Robert Harding World ImagesDer Gelbe Fluss trägt eine ungewöhnlich hohe Menge an Löss mit sich stromabwärts. Ein Teil dieses Löss‘ lagert sich im Verlauf ab und erhöht das Flussbett nach und nach – an einigen Stellen ist das Bett sogar höher als das umliegende Land. Irgendwann brechen die natürlichen Dämme, die sich dadurch entwickeln, schließlich und es kommt zu einer gewaltigen Überschwemmung. Der Fluss zeigt außerdem die Tendenz, seinen Verlauf etwa alle hundert Jahre zu verändern.
Entlang des Flusses gibt es mehrere Staudämme, doch durch den hohen Lössgehalt, den der Fluss mit sich führt, ist ihre Lebensdauer stark begrenzt. Hier veranlassen die zuständigen Beamten gerade den Ausstoß von bis zu 3.500 Kubikmetern Wasser pro Sekunde, um den Löss auszuschwemmen, der sich im Xiaolangdi-Reservoir ansammelt. Milliarden Tonnen an feinsten Partikeln werden so jedes Jahr in einem einzigen, sorgfältig geplanten Ausstoß weggeschwemmt.
Foto von Wang Song, Xinhua Press, CorbisDie Tista fließt auf 325 Kilometern Länge durch den indischen Bundesstaat Sikkim, bevor sie in Bangladesch in den Brahmaputra mündet. Sie entspringt hoch oben auf den Gipfeln des Himalayas, wo sie von Schmelzwasser gespeist wird und schließlich durch gemäßigtere Zonen und tropische Täler mäandert. Die Tista wird oft als Lebensader von Sikkim bezeichnet, doch in den letzten Jahren wurde sie so sehr für Bewässerungssysteme und andere Zwecke überbeansprucht, dass sie größtenteils ausgetrocknet ist. Fischer können nicht länger ihren Lebensunterhalt an ihren Ufern bestreiten und Tausende von Bauern haben ihre Wasserversorgung verloren. Nichtsdestotrotz hat die indische Regierung sich für den Bau mehrerer riesiger Staudämme entschieden, von denen sie sich Energieerzeugung in hohem Maß erhoffen. Geologen warnen jedoch, dass das Gewicht der Sedimente, die sich dadurch anlagern, Erdbeben in der seismisch aktiven Region auslösen könnten.
„Eine vernünftige Verteilung des Tista-Wassers ist die einzige Möglichkeit, die ökologische Situation in der Gegend zu verbessern“, äußert der indische Umweltaktivist Golam Mostafa von CAMP gegenüber dem Daily Star. „Aber das steht trotz einiger Gespräche zwischen den Regierungen von Bangladesch und Indien noch in den Sternen.“ Hier zu sehen ist ein Mann, der auf seinen Feldern auf einer Sandbank mitten im Fluss in Kaunia im Rangpur-Distrikt in Bangladesch arbeitet. Seine Familie hat durch ein schweres Hochwasser im Jahr 2005 fast eineinhalb Hektar Reisfelder verloren.
Foto von John Stanmeyer, Vii, CorbisEinige Experten haben davor gewarnt, dass die Probleme im australischen Murray-Darling-Becken nur die Vorboten dessen sein könnten, was anderen Gebieten, die mit Wasserknappheit kämpfen, in einer immer wärmer werdenden Welt mit steigenden Bevölkerungszahlen und Klimawandel noch bevorsteht. Der Murray River ist Australiens längster und unbestreitbar wichtigster Fluss. Er erstreckt sich auf einer Länge von 2.375 Kilometern von den Australischen Alpen durch die Inlandsebene bis zum Indischen Ozean nahe Adelaide. Durch die Bewässerung aus dem Murray River ist die Talebene zu einer von Australiens produktivsten Landwirtschaftszonen geworden und weithin bekannt als Brotkorb der Nation. Do je mehr Wasser dem Fluss entzogen wird, desto höher wird auch der Salzgehalt und das bedroht wiederum die Produktivität der Landwirtschaft. Der Fluss deckt außerdem 40 Prozent des Trinkwasserbedarfs von Adelaide und einen Großteil des Bedarfs der kleineren Städte entlang seines Verlaufs. Unterbrechungen und Umleitungen haben den Wasserfluss so stark reduziert, dass die Mündung zu Beginn des 21. Jahrhunderts durch Sedimentablagerungen verstopft wurde. Nur regelmäßiges Ausbaggern hält das letzte Kanalstück zum Meer und der Lagune des nahegelegenen Coorong-Nationalparks hin offen. Hier zu sehen ist der Lake Hume, ein Wasserspeicher, der zum Zeitpunkt dieser Aufnahme nur zu 19,6 Prozent gefüllt war. Bis zum Sommerende 2009 fiel der Pegel auf 2,1 Prozent der Maximalkapazität.
Foto von Ashley Cooper, CorbisHier zu sehen ist die Mündung des Murray Rivers, die durch Ausbaggerung offen gehalten wird. Der Murray River ist darüber hinaus noch anderen ernste Gefahren ausgeliefert, zu denen verschmutze Abwässer – vor allem durch Farmen in vier australischen Bundesstaaten – und die Einführung invasiver Arten wie dem Europäischen Karpfen gehören. Ähnliche Probleme gibt es auch am Darling River, der in Wentworth mit dem Murray zusammenfließt. Der Darling ist eine der Hauptwasserstraßen des Outbacks, aber in einigen Jahren wird ihm so viel Wasser abgezogen, dass er während der Trockenzeit fast gar kein Wasser mehr führt.
Foto von Amy Toensing, Nat Geo Image Collection