Wasser, Nahrung, Energie – Die Wüsten werden grün
Veröffentlicht am 12. Apr. 2018, 16:20 MESZ, Aktualisiert am 31. März 2022, 17:37 MESZ

DURSTIGER WEIZEN, SAUDI-ARABIEN:
In der saudischen Wüste wird Getreide mit einem weitläufigen Sprenklersystem bewässert. Genügend Landfläche und Wasser zu finden, um die Essgewohnheiten der mehr als sieben Milliarden Menschen des Planeten zu befriedigen, ist keine einfache Aufgabe. Auch deshalb sind die Saudis dazu übergegangen, die Wüste zu begrünen. Durch ihre Bemühungen wurde einst kahles Land zu einer blühenden Oase, auch wenn sich die modernen Bewässerungstechnologien- und methoden als zu kurzsichtig erwiesen haben.
Obwohl der Großteil Saudi-Arabiens aus Sandwüste besteht, profitiert das Land von einem großen unterirdischen Wasservorrat.
Vor 40 Jahren enthielt der Grundwasserleiter noch etwa 500 Kubikkilometer an Wasser – genug, um den Eriesee zu füllen. In den letzten paar Jahrzehnten wurden aber etwa vier Fünftel dieses Wassers zu Bewässerungszwecken abgepumpt, wie eine Studie der Universität London aus dem Jahr 2004 schließen lässt. Es besteht kaum Hoffnung darauf, dass sich der Grundwasserleiter durch Regenwasser wieder auffüllt, da es pro Jahr weniger als 200 Millimeter Niederschlag gibt.
Aufgrund des schwindenden Wasservorrats und des hohen Energieaufwands für das Bohren und Abpumpen hat die saudische Regierung die Bewässerung von Grünfutter Ende 2015 untersagt. Die Landwirtschaftsunternehmen des Landes kaufen daher zunehmend Landflächen im Ausland auf, um Nutzpflanzen anzubauen.
—Tasha Eichenseher
Foto von Peter Guttman, Corbis2012 sprenkelten Getreidekreise das Wadi-As-Sirhan-Becken in Saudi-Arabien. Satellitenbilder der NASA aus dem Jahr 1987 bis 2012 ließen den langsamen Aufstieg eines Landwirtschaftsimperiums erkennen, welches die Landschaft zunehmend dominierte. Vor 15 Jahren gab es noch keinerlei Hinweise auf eine landwirtschaftliche Nutzung des Beckens.
Die saudischen Bauern steigerten ihre Getreideproduktion, indem sie ein unterirdisches Wasserreservoir anzapften. Ein Teil des Wassers stammt noch aus der letzten Eiszeit vor 20.000 Jahren, als der Grundwasserleiter während einer gemäßigteren Klimaperiode aufgefüllt wurde.
Die Kreise sind ebenso breit, wie der Grundwasserleiter tief ist: ungefähr einen Kilometer. Sie entstehen durch Kreisberegnungsanlagen, die das unterirdische Wasser anzapfen. Ein Großteil des Getreides diente bis 2015 als Futter für die wachsende Viehindustrie.
Image Courtesy Robert Simmon and Jesse Allen, Usgs, NASAEine Kreisberegnungsanlage erweckt die Wüste von Nevada zum Leben.
Das Wasser in Nevada stammt aus verschiedenen Quellen, darunter Grundwasser und umgeleitete Flussarme des Colorado River.
Etwa zwei Drittel des weltweit genutzten Trinkwassers entfallen auf die Bewässerung von Feldfrüchten und die Herstellung von Textilien und Treibstoff. In besonders trockenen Regionen kann dieser Anteil auf 90 Prozent steigern, denn dort verdunstet die Sonne einen beträchtlichen Teil des Wassers aus Bewässerungsanlagen, bevor der Boden es aufnehmen kann.
Foto von Jim Wark, AgStockDie Liwa-Oase ist eine natürliche Wüstenoase. Dort gedeihen saftige, gründe Felder direkt am Wüstensand der Vereinigten Arabischen Emirate.
Das Oasengebiet gehört zu den größten der arabischen Halbinsel und beherbergt eine Reihe von Beduinendörfern und –farmen, die dort seit dem 16. Jahrhundert dank des Grundwassers Bestand haben. In der Vergangenheit war das Gebiet vornehmlich für seinen Dattelanbau bekannt, aber heutzutage werden dort auch Getreide, Gemüse und Obstsorten angebaut. Außerdem gibt es Luxushotels und Spas für Touristen der Nachbarstädte am Persischen Golf.
Foto von Richard Allenby-Pratt, ArabianEye, CorbisIn der Kapprovinz im Norden Südafrikas bringen Weingärten Farbe in die Wüste. Dieses berühmte Weinbaugebiet befindet sich in der Nähe des Augrabies-Falls-Nationalparks, wo der Oranje die steilen Klippen hinunterrauscht.
Der Name des Flusses stammt von seiner Färbung durch den Sand und Lehm der Wüste, den er unterwegs aufnimmt. Er entspringt in den Drakensbergen und bildet an seinem Ende die Grenze zwischen Südafrika und Namibia.
Wein kann bei sorgsamer Pflege auch in semiariden Gebieten mit wenig Wasser kultiviert werden. Für die Herstellung von einem Glas Wein werden etwa 240 Liter Wasser benötigt, wobei ein Großteil davon auf die Bewässerung entfällt. Im Vergleich dazu sind für den Anbau von 500 Gramm Weizen 500 Liter nötig.
Foto von <p><span> Richard du Toit, Gallo Images/Getty Images</span></p>In der Nähe der chinesischen Stadt Dunhuang in der Provinz Gansu bewirtschaftet ein Farmarbeiter ein Baumwollfeld.
Die Stadt, die früher unter dem Namen Shāzhōu bekannt war, ist die älteste Oasenstadt an der alten Seidenstraße und liegt inmitten der Wüste Gobi. Hier wird schon seit Jahrtausenden Landwirtschaft betrieben. Der einst bescheidene Wasserverbrauch zur Bewässerung ist mit der Zeit immer aggressiver geworden. Durch die wachsende Bevölkerung muss immer mehr Grundwasser entnommen werden.
“Ich würde das als ökologische Krise bezeichnen”, sagte Zhang Mingqua 2005 gegenüber der „New York Times“. Der Professor von der Universität von Lanzhou hat sich auf die Hydrologie der Region spezialisiert. „Das Problem ist der menschliche Einfluss. Die Menschen entnehmen zu viel von dem Wasser, das dieses Gebiet erhalten kann.“
Foto von <p><span> Keren Su, Getty Images</span></p>Grüne Weingärten blühen zwischen den Wüstenklippen in der Kapprovinz Südafrikas. Die Felder in dieser Ecke der Kalahari in der Nähe der fruchtbaren Ufer des Oranje sind ein beliebtes Touristenziel.
Die Kalahari ist eine unglaublich vielfältige Region mit kargen Wüstenbereichen, großen Weideflächen und einem der urtümlichsten Feuchtgebiete der Welt. Die semiaride Wüste erstreckt sich von Südafrika aus nördlich bis nach Namibia und Botswana, wo sie auf den Okavango und sein einzigartiges Delta trifft – eine wichtige Zufluchtsstätte für zahlreiche Tierarten.
Foto von <p><span> Ariadne Van Zandbergen, Lonely Planet Images/Getty Images</span></p>Das Sahara Forest Project schafft nachhaltige Oasen in der Wüste. Die obige Illustration zeigt beispielhaft, wie ein solches Unternehmen aussehen kann, das Nahrungsmittel, Wasser, Jobs und saubere Energie schafft. Das Projekt wird von der Qatar Fertilizer Company und dem norwegischen Agrarunternehmen Yara International mitfinanziert.
Das Pilotprojekt begann in Katar, wo Biomasse aus dort angebauten Algen herstellt, Salzwasser entsalzt und Solarenergie gewonnen wird. Die abgebildeten Photobioreaktoren wandeln Algen durch Photosynthese in energiereiches Biotreibstoff um.
Da das Projekt noch bessere Ergebnisse erzielte als erwartet, sind nun weitere Projekte im Jordan und in Tunesien in der Planung.
„Aus meiner Perspektive als Umweltschützer könnte das völlig verändern, wie wir Biomasse zu Nahrungs- und Energiegewinnungszwecken herstellen und wie wir in Zukunft für Trinkwasser sorgen“, erzählte der Co-Projektleiter Frederic Hauge National Geographic 2010, als das Projekt angekündigt wurde. Hauge ist außerdem der Gründer und Präsident der gemeinnützigen norwegischen Umweltorganisation Bellona Foundation.
Image Courtesy Sahara Forest Project