Neu entdeckte „Waldkobolde“ sehen ein bisschen wie Yoda aus

Die zwei neuen Arten leben auf Sulawesi, wo die Waldbestände rapide schrumpfen, sagen Experten.

Von Carrie Arnold
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:32 MEZ
Die neu entdeckten Koboldmakis (auf dem Bild sieht man Tarsius spectrumgurskyae) sind nachtaktive Waldbewohner und heimisch im Nordosten Sulawesis, Indonesien.
Foto von Myron Shekelle

Wenn der Mond über der indonesischen Insel Sulawesi aufgeht, kommen die glubschäugigen Primaten auf der Suche nach Futter hervor. Ihre Gesichter weisen eine gewisse Ähnlichkeit zu Yoda auf, wenn auch wenn auch deutlich weniger grün. Die Männchen und Weibchen singen einander in einem kakofonen Duett zu und stärken so ihre Bindungen, stecken aber auch territoriale Grenzen ab.

Diese Gesänge haben Wissenschaftlern nun dabei geholfen, zwei neue Arten dieser kleinen Baumbewohner zu identifizieren. Die entsprechende Studie über die Koboldmakis erschien am 4. Mai – dem Star Wars Day.

Die frisch benannten Tierchen, Tarsius spectrumgurskyae und T. supriatnai, lassen die Zahl der auf Sulawesi heimischen Koboldmakiarten auf elf steigen.

Die Tiere, die in den nordöstlichen Wäldern der Insel entdeckt wurden, wurden nach dem Naturschutzbiologen Jatna Supriatna und der Koboldmakiexpertin Sharon Gursky benannt, einer Primatologin an der Texas A&M University.

„Sie sehen fast identisch aus, aber ihre Rufe sind sehr unterschiedlich“, sagt der Studienleiter Myron Shekelle, ein Primatologe an der Western Washington University. Sein Team hat die Entdeckung einer DNA-Analyse von zehn zuvor gefangenen Exemplaren bestätigt.

HINGUCKER

Koboldmakis haben sich aus ihren tagaktiven Vorfahren entwickelt, die sich auf dem Stammbaum ungefähr zu der Zeit, als die Dinosaurier ausstarben (vor 64,2 bis 58,4 Millionen Jahren) von Affen und Menschenaffen abgespalten haben. Einst waren sie in Asien und Nordafrika zu finden. Heute gibt es 18 bekannte Koboldmakiarten, die sich über die südasiatischen Inseln verteilen – und vermutlich warten dort noch mehr auf ihre Entdeckung.

Koboldmakis haben ein paar ungewöhnliche Eigenschaften. Ihre tagaktiven Vorfahren haben das Tapetum lucidum verloren – eine reflektierende Schicht im Auge, die einfallendes Licht verstärkt. Um diesen Verlust zu kompensieren, haben Koboldmakis riesige Augen ausgebildet. Jedes davon ist so groß wie das Gehirn der Tiere und erlaubt es ihnen, auch bei Nacht zu sehen. Weil ihre Augäpfel so groß sind, dass sie in ihren Höhlen nicht rotieren können, drehen die Tiere ihren kompletten Kopf, ähnlich wie Eulen. Sie sind die einzigen Primaten, die ihren Kopf um 360° drehen können.

„Die erschrecken mich im Dschungel immer“, sagt Rafe Brown, ein Herpetologe von der Universität von Kansas, der an der Studie nicht beteiligt war. „Die leuchtenden Augen der Wildkatzen kann man selbst im Dunkeln sehen, aber nicht die der Koboldmakis. Sie sind wie kleine, pelzige Waldkobolde.“

Das Leben in den Bäumen hat die Tierchen auch sehr flink werden lassen. Ausgewachsene Exemplare wiegen nur um die 115 g, und sie sind geschickte Springer.

„Niemand erwartet, dass ein Tier von der Größe eines Butterstücks aus dem Stand heraus drei Meter weit springen kann“, sagt Shekelle, der finanziell von der National Geographic Society gefördert wurde. Die neue Studie wurde in der Fachzeitschrift „Primate Conservation“ veröffentlicht.

WETTLAUF GEGEN DIE ZEIT

Die Koboldmakis sehen einander sehr ähnlich – sogar ihren Vorfahren. „Ich habe Fossilien aus einer Zeit vor 50 Millionen Jahren gesehen, die fast identisch mit modernen Koboldmakis sind“, sagt Gursky.

Ihre körperlichen Ähnlichkeiten haben es allerdings erschwert, neue Arten zu identifizieren, auch auf Sulawesi.

Die Insel ging aus verschiedenen kleineren Inseln hervor, die vor einer Million Jahren zu einer einzigen Landmasse verschmolzen. Geologische Hinweise deuten darauf hin, dass sich vor der Verschmelzung auf jeder der Inseln eine Koboldmakiart entwickelt hatte.

Es ist allerdings ein Wettlauf gegen die Zeit, alle Arten zu identifizieren, bevor sie durch die Abholzung aussterben.

„Einige sind wahrscheinlich bereits ausgestorben“, sagt sie.

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