Hunde zeigen „Hundeblick“ eher, wenn sie beobachtet werden

Der Befund könnte Rückschlüsse auf die Domestikation des Hundes zulassen – und wie dieser 30.000 Jahre währende Prozess die Kommunikation zwischen Mensch und Tier formte.

Von Michael Greshko
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:46 MEZ
Hundeblick
Hunde ändern ihren Gesichtsausdruck, wenn sie wissen, dass sie von Menschen beobachtet werden. Vermutlich tun sie das, um zu kommunizieren.
Foto von Ng Creative

Laut einer neuen Studie zeigen die Caniden den typischen Hundeblick – die gehobenen Augenbrauen – beispielsweise eher, wenn sie Blickkontakt mit Menschen haben.

Die Entdeckung trägt zu dem stetig wachsenden Wissensbestand über den besten Freund des Menschen bei. Menschen und Hunde leben schon seit etwa 30.000 Jahren Seite an Seite – diese lange Verbindung hat sich evolutionär auch auf die Hunde ausgewirkt. (Hunde sind uns ähnlicher, als wir dachten)

Forscher haben herausgefunden, dass Hunde Menschen unentwegt beobachten, unsere Gesten aufmerksam verfolgen und im Gegensatz zu von Hand aufgezogenen Wolfswelpen auch öfter in menschliche Gesichter blicken.

„Hunde lesen menschliche Gesten und Kommunikationssignale auf Arten, wie es andere Tiere nicht können“, schrieb die Studienleiterin Juliane Kaminski von der britischen Universität Portsmouth in einer E-Mail.

HUNDEBLICK

Um besser zu verstehen, wie Hunde ihre Mimik einsetzen, testete Kaminskis Team die Reaktionen von 24 Familienhunden, die zufällig aus einer Datenbank von freiwilligen Familien in Deutschland ausgewählt wurden.

Die Hunde wurden einzeln in einen ruhigen Raum in einigem Abstand zu einer fremden Person gebracht, die durch vier Positionen wechselte: Die Person war dem Hund erst mit, dann ohne Leckerli zugewandt und die Person war erst mit, dann ohne Leckerli vom Hund abgewandt. (Warum sind Hunde so freundlich? Eine neue Studie gibt Aufschlussl)

Die ganze Zeit über filmte eine Kamera die Reaktion des Hundes. So konnten die Forscher sich die Aufnahmen genau ansehen, um die Gesichtsausdrücke der Tiere zu lesen. Damit es keine Sache des reinen Ratens war, nutzte das Team ein Bewertungsschema, das die Gesichtsausdrücke anhand der Muskeln definierte, die ein Hund anspannte.

Kaminskis Team konzentrierte sich im Speziellen auf den berühmten „Hundeblick“, der als AU 101 bezeichnet wurde. Vorherige Studien haben gezeigt, dass Menschen eine Schwäche für diesen Gesichtsausdruck haben. Die Co-Autorin der Studie, Bridget Waller, hatte herausgefunden, dass Hunde, die AU 101 öfter zeigten, tendenziell schneller adoptiert werden als jene Tiere, die das nicht taten.

Die Forscher entdeckten, dass die Hunde mehr Mimik zeigten, wenn die Menschen sie ansahen, besonders hinsichtlich AU 101 – als Ergebnis der menschlichen Aufmerksamkeit ließ sich also eine eindeutige Verhaltensänderung feststellen.

„Wir glauben, das zeigt, dass dieser Gesichtsausdruck eine menschliche Präferenz nutzt“, sagt Kaminski, deren Studie am 19. Oktober in „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde. „Dieser Ausdruck lässt die Augen des Hundes größer [und] kindlicher wirken und ähnelt auch einem Ausdruck, den Menschen annehmen, wenn sie traurig sind.“

KEIN ESSTISCH-EFFEKT

Kaminski betont allerdings, dass ihre Studie keine Schlüsse darauf zulässt, ob die Hunde diesen Gesichtsausdruck annahmen, um den Menschen zu manipulieren. Ihre Ergebnisse zeigen lediglich, dass die Hunde mehr Mimik einsetzen – nicht aber, wieso.

„Wir sehen hier nichts, das wir als ‚Esstisch-Effekt‘ bezeichnen würden, also Hunde, die versuchen, ein ‚super niedliches‘ Gesicht zu machen, wenn der Mensch sie ansieht [und] ihnen Nahrung anbietet“, so Kaminski.

„Wenn Hunde diesen Gesichtsausdruck mit der Absicht aufsetzen würden, uns zu manipulieren, dann wäre das die Situation gewesen, in der wir erwartet hätten, dass sie etwas Anderes tun, aber das haben sie nicht.“

Kaminski hofft, dass zukünftige Forschungen dieses Rätsel lösen werden.

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