Gewaltige Schwärme einzelgängerischer Riesenhaie entdeckt

Die zweitgrößten Fische der Welt versammeln sich öfter in großen Gruppen, als man annahm, wie Luftaufnahmen zeigen.

Von Cecelia Smith-Schoenwalder
Veröffentlicht am 21. Apr. 2018, 06:00 MESZ
Riesenhai
Riesenhaie mögen unheimlich wirken, aber über ihr offenes Maul filtern sie Zooplankton und andere kleine Tierchen aus dem Wasser.
Foto von Nick Caloyianis, National Geographic Creative

Schwärme von mehr als tausend Riesenhaien wurden entlang der Nordostküste der USA entdeckt und verblüffen Experten, die sich mit der sonst einzelgängerischen Art beschäftigen.

In den letzten Jahren haben Aufklärungsflüge, die eigentlich gefährdete Atlantische Nordkaper aufspüren sollten, riesige Gruppen der zweitgrößten Fische der Erde offenbart. Diese weltweit verbreiteten und langsamen Haie wirken zwar eindrucksvoll, stellen als Filtrierer jedoch keine Gefahr für den Menschen dar.

Mit seinen bis zu zehn Metern Länge gibt es nur einen einzigen Fisch, der dem Riesenhai in Sachen Größe Konkurrenz machen kann: der Walhai. Für gewöhnlich ist es schwer, die Tiefseebewohner ausfindig zu machen.

Ohne zufällige Begegnungen, wie sie bei Arten in seichteren Gewässern vorkommen, „versteckten sich die Daten“, sagt Leah Crowe. Die Biologin des Northeast Fisheries Science Center der NOAA hat vor Kurzem eine Studie über das Phänomen geleitet.

Die Forschungsergebnisse wurden im „Journal of Fish Biology” veröffentlicht. Crowe und ihre Kollegen dokumentierten zehn Sichtungen großer Riesenhaigruppen, die zwischen 1980 und 2013 entlang der Küste von Nova Scotia bis nach Long Island beobachtet wurden.

Insgesamt fanden die Forscher etwa 10.000 dokumentierte Sichtungen von Riesenhaien in der Datenbank – 99 Prozent davon betrafen Gruppen von bis zu sieben Tieren.

WARUM SO GESELLIG?

Es gibt diverse Theorien dazu, warum sich die Riesenhaie überhaupt zusammenfinden. Andere Haiarten treffen sich beispielsweise, um zu fressen, sich zu paaren oder sich vor Raubtieren zu schützen.

Bei der Rekordsichtung von etwa 1.400 Haien im November 2013 vor der Südküste New Englands waren auch mehrere Jungtiere vertreten. Crowe zufolge lässt das darauf schließen, dass sich die Gruppe nicht zur Paarung getroffen hatte, sondern wahrscheinlich gemeinsam Zooplankton fraß.

Die Studie verweist außerdem darauf, dass sich die Haie zusammenfinden könnten, um den Widerstand zu verringern, der entsteht, wenn die Tiere ihre riesigen Mäuler zum Fressen öffnen. So könnten sie im Kielwasser der anderen Gruppenmitglieder Energie sparen.

Aber aus Sichtungen aus der Luft lässt sich nur eine begrenzte Menge an Informationen gewinnen.

“Es ist spannend, sie aus der Luft zu sehen, aber das verrät uns nichts über die Umweltfaktoren” wie beispielsweise die Planktondichte, sagt Crowe.

HILFE BEI DER FORSCHUNG

Auch Gregory Skomal, ein Fischereiwissenschaftler der Massachusetts Division of Marine Fisheries, stimmt zu, dass die Daten aus der Luft nur begrenzt erklären können, warum sich die Haie zu Schwärmen zusammenfinden.

Skomal ist schon mit einer solchen Haigruppe zusammen geschwommen. Allerdings kann er nicht empfehlen, das für die Datensammlung zu tun, da die Anwesenheit von Menschen dazu führen würde, dass sich die Tiere anders verhalten.

Allerdings kann die Öffentlichkeit den Wissenschaftlern über das Bürgerwissenschaftsprogramm „Spot a Basking Shark“ bei ihren Forschungen helfen. Das Programm wird vom Pacific Shark Research Center der Moss Landing Marine Laboratories betrieben.

Riesenhaie verbringen etwa 90 Prozent ihrer Zeit in großen Tiefen und nur die restlichen 10 Prozent an der Oberfläche. Das macht jede einzelne Sichtung zu einer wertvollen Information, sagt Dave Ebert, der Programmdirektor des Forschungszentrums.

POPULATIONSRÜCKGANG

Es ist wichtig, so viel wie möglich über die Kolosse zu lernen, da einige Riesenhaipopulationen bereits geschrumpft sind.

Im 20 Jahrhundert sorgte die Jagd nach dem Lebertran und der Haut der Haie für einen Populationsrückgang entlang der Westküste der USA. Seither ist die Zahl der Riesenhaie niedrig geblieben, wie Ebert sagt.

„Ich sage ‚niedrig‘, aber dabei wissen wir gar nicht, wie die Basislinie überhaupt aussah.“

“Nur weil man sie nicht sieht, heißt das nicht, dass sie nicht da sind.”

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