Kein bisschen niedlich: Diese Tierbabys sind kleine Monster
Diese kleinen Kannibalen, Gestaltwandler und Blutsauger gehen unter die Haut – und dann noch ein Stück weiter ...
Zu Halloween verkleiden sich Kinder gern als schreckliche Monster. Einige Tierkinder könnten auch ohne Kostümierung direkt einem Horrorfilm entstiegen sein.
Natürlich sind sie letztlich keine Monster, sondern folgen nur ihrer Natur. Das heißt aber nicht, dass sie nicht gruselig sein können ...
Kaulquappen-Kannibalen
Die Kaulquappen einiger Amerikanischer Schaufelfußkröten im Osten der USA beginnen ihr Leben als Allesfresser. Sie vertilgen Algen und organisches Material im Sand – bis sie ihren ersten Bissen vom Fleisch einer anderen Kaulquappe erhaschen. Dann verwandeln sich die harmlosen Tierchen.
Sie werden zu „deutlich größeren Kaulquappen“ mit „viel größeren Mundwerkzeugen“, erzählt Greg Pauly, der Kurator für Herpetologie am Natural History Museum von Los Angeles County.
Die fleischfressenden Jungtiere verschmähen fortan pflanzliche Kost und machen Jagd auf Kiemenfüßer, Kaulquappen anderer Krötenarten und sogar auf ihre eigenen Artgenossen.
Schleichenlurche
Schleichenlurche oder Blindwühlen sind beinlose Amphibien, deren gefräßige Jungtiere auch vor ihrer Mutter nicht Halt machen.
Das Muttertier bildet eine spezielle fettreiche Hautschicht aus, die der Nachwuchs mit seinen Zähnen abreißt und frisst. Der ganze Vorgang erinnert ein wenig an die Häutung mancher Eidechsen. Laut Pauly unterscheidet er sich auch nicht so sehr „von Säugetieren, die ihre Jungen säugen“. In beiden Fällen gehen Nährstoffe vom Körper der Mutter in den Körper des Nachwuchses über.
Paradoxe Frösche
Die Kaulquappen des Großen Harlekinfroschs (Pseudis paradoxa) sind keine Kannibalen, und das ist auch gut so: Immerhin können sie bis zu 25 Zentimeter lang werden. Mit einer durchschnittlichen Größe von sechs Zentimetern sind die ausgewachsenen Frösche dagegen zwergenhaft.
Aber warum schrumpfen diese Monster-Babys so zusammen?
Den größten Anteil am Kaulquappenkörper macht der Ruderschwanz aus, der die Energie für diese „gewaltige Transformation“ von der Kaulquappe zum Frosch liefert, erklärt Pauly.
Fliegen, die unter die Haut gehen
Die in Mittel- und Südamerika heimische Fliegenart Dermatobia hominis muss nicht mal in unsere Nähe kommen, um ihren Nachwuchs direkt unter unsere Haut zu bringen.
Die ausgewachsenen Fliegen legen ihre Eier einfach auf einer Stechmücke ab. Wenn das Insekt dann einen Menschen sticht, sorgt dessen Körperwärme dafür, dass die Larve aus dem Ei schlüpft und sich unter die Haut des Menschen gräbt.
Dort ernährt sie sich dann von weißen Blutkörperchen – allerdings ist sie nicht so gefräßig, dass sie Schaden anrichtet, sagt Gil Wizen, ein Entomologe des Royal Ontario Museum in Toronto.
Wizen hat seinen Körper bereits zweimal als Kinderstube für diese Larven zur Verfügung gestellt. Ihm zufolge merkt man nicht mal, wie sie in die Haut eindringen und wieder herauskommen, „da sie Chemikalien absondern, die den gesamten Bereich betäuben“.
Trotzdem war er fest entschlossen, die „Geburt“ der zweiten ausgewachsenen Fliege zu beobachten.
„Es ist eine wunderschöne Fliege – und das sage ich nicht, weil sie mein Sohn ist“, witzelt er. Tatsächlich ist der blaue Körper mit dem metallischen Schimmer ein echter Blickfang.
Ameisenlöwen
Die Larven der Ameisenjungfern werden als Ameisenlöwen bezeichnet und sehen an und für sich schon ziemlich gruselig aus. Ihre Beutefangtaktik könnte allerdings direkt aus einem Horrorfilm stammen. Sie graben kleine Gruben im weichen Sand und warten darauf, dass eine ahnungslose Ameise hineintappt.
Wenn diese dann verzweifelt versucht, aus der Grube zu entkommen, wirft der Ameisenlöwe Sand und kleine Steinchen auf sein Opfer. Schlussendlich landet die Ameise in den gebogenen, gezackten Kieferzangen des Ameisenlöwen.
Laufkäfer-Larven
Diese Käfer drehen den Spieß um und fressen Frösche.
Zwei Arten von Laufkäfer-Larven locken Frösche an, indem sie mit ihren Antennen wackeln und so den Eindruck wehrloser Beute erwecken. Wenn der Frosch nah genug herankommt, „schlagen sie zu“, sagt Wizen, der das Verhalten in einer Studie beschrieb, die 2011 in „PLoS One“ erschien.
Die Larven klammern sich an den ersten Körperteil, den sie zu fassen bekommen. Falls das die Zunge sein sollte, bewegen sie sich im Rachen des Frosches mit Hilfe ihrer hakenförmigen Kieferzangen an eine andere Stelle, um nicht verschluckt zu werden.
Etwa eine Woche lang saugt die Larve dann am Blut und Gewebe des Frosches. Danach beginnt sie „ihn aufzufressen, bis nichts mehr übrig ist“ außer Knochen, erklärt Wizen.
Das klingt zweifelsfrei schrecklich, aber wenn man bedenkt, dass Frösche im Laufe ihres Lebens unzählige Insekten verspeisen, stellt sich für Wizen die Frage, wer das schlimmere Übel ist.
Am Ende gibt es natürlich kein Gut oder Böse: Es ist einfach die Natur.
Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.
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