Wie ermöglichen wir unseren Haustieren ein gesundes, glückliches Leben?

Ein Tierarzt will mit verbreiteten Irrtümern rund um die Haustierhaltung aufräumen.

Von Carrie Arnold
Veröffentlicht am 12. März 2019, 15:40 MEZ
In den USA werden schätzungsweise 70 Millionen Hunde als Haustiere gehalten. Hier zu sehen ist ein ...
In den USA werden schätzungsweise 70 Millionen Hunde als Haustiere gehalten. Hier zu sehen ist ein Mischling aus einem Tierheim.
Foto von Hannele Lahti, Nat Geo Image Collection

Von Hühnern über Leguane bis zu Pit Bulls: Gary Weitzman kennt sie alle.

In den mehr als 20 Jahren seiner Karriere als Tierarzt hat er Strategien für die Behandlung häufiger Krankheiten und Verhaltensprobleme entwickelt und sein gesammeltes Wissen nun in einem Buch zusammengefasst: „National Geographic Complete Guide To Pet Health, Behavior, And Happiness.

Weitzman, der mittlerweile Geschäftsführer der San Diego Humane Society ist, hofft auch, durch sein Buch mit ein paar verbreiteten Irrtümern aufzuräumen, beispielsweise, dass Katzen leichter zu halten seien als Hunde oder dass Tierheime traurige Orte sind.

Mit National Geographic sprach er über seine Karriere und seine zwei eigenen Haustiere, die Pit-Bull-Dame Betty und den dreibeinigen Schäferhund Jake.

Was wollten Sie mit diesem Buch erreichen?

Über die Jahre hinweg hat es mich wirklich gequält, was für Probleme die Leute damit haben, ihr Haustier gesund zu halten. Ich will nicht die Beziehung der Leute zu ihrem eigenen Tierarzt ersetzen. Aber ich will ihnen dabei helfen, die Sprache ihres Haustieres verstehen zu lernen, damit sie wiederum ihren Haustieren dabei helfen können, das bestmögliche Leben zu haben.

Was für Schwierigkeiten haben die Leute denn am häufigsten?

Den Zugang zu tierärztlicher Versorgung, sowohl örtlich als auch finanziell. Wenn sich die Leute ein Haustier zulegen, unterschätzen viele oft gewaltig, welche potenziellen Kosten dessen Versorgung mit sich bringen können. Das kann für fast jeden Menschen unerschwingliche Ausmaße annehmen. Ich will den Leuten dabei helfen, das zu übersetzen, was ihr Tierarzt ihnen sagt, damit sie die bestmögliche Entscheidung treffen können. Oft fängt das schon damit an, dass man sich zusammen mit seinem Tierarzt hinsetzt und fragt: Was sind meine Optionen?

Gibt es verbreitete Irrtümer, was die Haustierhaltung angeht?

Absolut. Viele Menschen, die lange arbeiten müssen, entscheiden sich eher für eine Katze als einen Hund, weil man mit denen nicht Gassi gehen und sie nicht rauslassen muss [sofern es keine Freigänger sind]. Aber für Katzen muss man genau so viel Aufmerksamkeit und Energie aufbringen wie für Hunde. Unser Zuhause ist ihre ganze Welt und deshalb muss man sicherstellen, dass ihre Umwelt sie auch stimuliert.

Worüber sollten die Leute nachdenken, bevor sie sich ein Haustier anschaffen?

Das Wichtigste ist wirklich, das nicht zu überstürzen. Viele Tierheime oder Rettungsstationen helfen bei der Entscheidung, welches Haustier am besten zu einem passt, und erklären, was man alles braucht, damit das Tier glücklich und gesund bleibt. Von vielen Tierarten erwarten wir, dass sie damit glücklich sind, nie einen Artgenossen zu Gesicht zu bekommen.

Sie selbst haben einen Hund mit einer Behinderung adoptiert. Wieso haben Sie sich für Jake entschieden?

Jake, mein fast 14 Jahre alter Deutscher Schäferhund, ist schon mein dritter dreibeiniger Hund. Die habe ich adoptiert, als sie noch vier Beine hatten. Jake ist der einzige, den ich schon mit nur drei Beinen adoptiert habe, nachdem ich ihn als Welpen behandelt hatte.

Wenn man in Tierkliniken und Tierheimen arbeitet, scheint das einfach immer irgendwie so zu passieren, dass man Tiere mit besonderen Bedürfnissen mit nach Hause nimmt. Meine zwei letzten Hunde, von denen ich einen schon hatte, als ich Jake adoptierte (Sie können sich also die Blicke vorstellen, die ich bekomme, wenn ich mit zwei dreibeinigen Hunden spazieren gehe!), waren Windhunde mit Knochenkrebs. Das ist bei Windhunden leider eine häufige Erkrankung.

Die Tiere in Tierheimen sind oft Rassetiere und wirklich tolle Haustiere. Ich will wirklich mit dieser Vorstellung aufräumen, dass Tierheime traurige Orte sind. Neben den Tieren selbst ist das Beste an der Arbeit in Tierheimen die Leute, mit denen man dort zusammenarbeitet. Sie sind alle engagiert und wollen der Welt etwas Gutes tun. Jeden Tag, wenn ich zur Arbeit gehe, spielen Kinder und Freiwillige mit den Tieren. Das ist ein super Arbeitsplatz.

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    Welche eher unerwartete Erkenntnis wollen Sie den Menschen mit Ihrem Buch mit auf den Weg geben?

    Tiergesundheit ist kein Mysterium. Tiere können zwar nicht sprechen, aber oft sind sie eigentlich genau wie wir, wenn es ihnen nicht gut geht. Sie haben dann eine Magenverstimmung, müde Beine, Ausschlag und viele der Dinge, die uns auch befallen.

    Tiere können uns nicht sagen, wann diese Symptome anfangen. Aber für gewöhnlich teilen sie uns mit, wenn sie sich weiterhin nicht gut fühlen.

    Niemand kennt das eigene Haustier besser als man selbst: Wenn man einfach zuhört und genau beobachtet, merkt man im Normalfall immer, wann es dem Tier nicht gut geht.

    Dieses Interview wurde zugunsten von Länge und Deutlichkeit redigiert.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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