86 konfiszierte Tiger sind in Regierungsobhut verstorben

Seit 2016 ist mehr als die Hälfte der Tiger, die aus dem kontroversen Tiger Tempel in Thailand gerettet wurden, verstorben. An Schuldzuweisungen mangelt es nicht.

Von Dina Fine Maron
Veröffentlicht am 19. Sept. 2019, 12:47 MESZ
Toter Tiger Temepel Thailand
2016 beschlagnahmte die Regierung Thailands 147 Tiger aus dem Tiger Tempel in der Provinz Kanchuanaburi. Die Razzia war eine Reaktion auf Berichte über Tierquälerei und den illegalen Verkauf von Körperteilen der Tiere auf dem Schwarzmarkt.
Foto von Dario Pignatelli, Getty

Drei Jahre, nachdem 147 Tiger des berüchtigten Tiger Tempels in Thailand beschlagnahmt wurden, berichten Regierungsvertreter, dass 86 der geretteten Tiere verstorben sind. Die thailändische Regierung nennt als offizielle Todesursache eine Viruserkrankung, die durch die Inzucht der Großkatzen verschlimmert wurde.

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In den Jahren vor der Beschlagnahmung war der buddhistische Tempel Wat Pa Luangta Bua Yannasampanno ein beliebtes Touristenziel gewesen. Besucher konnten dort Selfies mit den Tigern machen und die Jungtiere mit der Flasche füttern. Ein Enthüllungsbericht von National Geographic und die Nachforschungen der gemeinnützigen Naturschutzorganisation Cee4Life aus Australien deckten die kontroversen Praktiken des Tempels jedoch auf: Die Tiere wurden dort angeblich misshandelt und vermehrt, um ihre Organe und Körperteile illegal auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.

Solche Berichte erhöhten den Druck der Öffentlichkeit, die eine Schließung des Tempels forderte. In Südostasien gibt es Hunderte solcher sogenannten Tigerfarmen. 2016 wurden die Tiere des Tempels – ein wilder Mix aus diversen Tiger-Unterarten – konfisziert und in die Obhut der Regierung überführt.

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    Die Tiger des berüchtigten Tempels lockten zahlreiche Besucher an, die sich mit den Großkatzen fotografieren wollten.
    Foto von Steve Winter, Nat Geo Image Collection

    Qualvolle Tode

    Sybelle Foxcroft, eine Mitbegründerin von Cee4Life, stellte erste Nachforschungen zu dem Tempel 2007 im Rahmen ihrer Masterarbeit an. Später arbeitete sie mit National Geographic für den Enthüllungsbericht von 2016 zusammen.

    Die Nachricht über den Tod der Tiere hat sie erschüttert, war letztendlich aber keine Überraschung. Als sie den Tempel besuchte, sah sie mit eigenen Augen Anzeichen neurologischer Schäden, die auf Krankheiten zurückzuführen sind. Sie beharrt darauf, dass die Tiger bereits im Tempel erkrankten und nicht erst in den Regierungseinrichtungen.

    „Ein bestimmter Tiger, Mek Jnr, zeigte 2015 bereits starke Symptome. Er lief gegen Wände, seine Hinterbeine waren schwach und manchmal war er desorientiert“, schrieb sie in seinem Statement auf der Website von Cee4Life.

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    „Ich habe öffentlich über Mek Jnr geschrieben und den Tiger Tempel quasi angefleht, ihm zu helfen. Aber die haben das alles ignoriert und gesagt, es ginge ihm gut. Es ging ihm alles andere als gut und letztlich ging er daran qualvoll zugrunde.“

    „Ich weiß auch, dass die Tiger trotzdem an derselben Krankheit gestorben wären, wenn der Tiger Tempel weitergemacht hätte und die Tiere nicht konfisziert worden wären. Aber mit dem Unterschied, dass der Tiger Tempel die Kadaver gehäutet und die Körperteile verkauft hätte.“

    Besucher des Tiger Tempels zahlten Geld, um Jungtiere wie die beiden hier gezeigten mit der Flasche füttern zu dürfen.
    Foto von Steve Winter, Nat Geo Image Collection

    Schlechte Haltungsbedingungen?

    Seit ihrer Konfiszierung leben die Tiere in thailändischen Wildtier-Schutzzentren, die von der Regierung betrieben werden. In einer Mitteilung an die Medien erklärte die thailändische Behörde für Nationalparks und den Schutz wilder Tiere und Pflanzen, dass die Tiger an einer Stimmbandlähmung starben, die durch eine virale Infektionskrankheit ausgelöst und durch das geschwächte Immunsystem der inzüchtigen Tiere vermutlich verschlimmert wurde. Einige Tiger litten auch an Staupe, die von Hunden auf Tiger und andere Arten übertragen werden kann.

    Reuters berichtet hingegen, der Hausmeister des Tempels, Athithat Srimanee, streite ab, dass die Tiere aufgrund von Inzucht und Infektionen aus ihrer Zeit im Tempel starben. Stattdessen macht er die schlechten Haltungsbedingungen in den Regierungseinrichtungen dafür verantwortlich, beispielsweise die kleinen Käfige.

    „Dass mehr als die Hälfte der aus dem Tempel geretteten Tiger binnen weniger Jahre versterben, ist einfach skandalös“, sagt Will Travers, der Präsident der Born Free Foundation. Die Tierschutzorganisation spricht sich gegen die Haltung wilder Tiere in Gefangenschaft aus. „Das verlangt nach einer vollständigen, unabhängigen Untersuchung, die direkt an das Büro des Premierministers berichtet und ihre Erkenntnisse öffentlich zugänglich machen sollte.“

    Die thailändische Regierung erklärte in einer Mitteilung, dass die verbleibenden 61 Tiger weiterhin betreut werden. Die Tiere würden außerdem regelmäßig von Tierärzten untersucht und in einer sicheren Umgebung gehalten, die darauf ausgelegt sei, ihren Stress zu reduzieren. Ob es Pläne gibt, die restlichen Tiere in andere Einrichtungen zu überführen, ist derzeit nicht bekannt.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

     

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