Stumm wie ein Fisch? Dieser Minifisch ist so laut wie ein Düsenjet

Danionella cerebrum besitzt wahre Superkräfte. Der Fischzwerg erzeugt Lautstärken von 140 Dezibel – und ist doch nur einen Zentimeter lang.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 7. März 2024, 11:49 MEZ
Nur 12 Millimeter lang, aber 140 Dezibel laut: der durchsichtige Fisch Danionella cerebrum.

Nur 12 Millimeter lang, aber 140 Dezibel laut: der Fisch Danionella cerebrum.

Foto von Senckenberg/Britz

Wie laut sind 140 Dezibel? Lauter als eine Kettensäge, ein Presslufthammer oder ein Silvesterböller. Die bringen es auf gut 120 Dezibel. 140 Dezibel: Das entspricht etwa dem Lärm eines Kampfjets oder eines Gewehrschusses. Die meisten Tiere können da nicht mithalten. Ein Löwe kommt immerhin auf 110 Dezibel. Doch das ist nichts im Vergleich zu einem Fischzwerg aus Myanmar: Danionella cerebrum wird gerade einmal 12 Millimeter lang. Damit zählt er zu den kleinsten bekannten Wirbeltieren – und zugleich zu den lautesten Tieren der Welt. 

Trotz seiner geringen Größe kann der Fisch körpernah Lautstärken von gut 140 Dezibel erzeugen – vergleichbar mit einem Düsentriebwerk in 100 Meter Entfernung. Wie ist das möglich? Ein internationales Team hat die winzigen Krakeeler genauer unter die Lupe genommen. Dabei setzten die Forschenden auf moderne Methoden wie Mikro-Computertomographie, Hochgeschwindigkeitsvideos und Genanalysen.

Das Ergebnis der Untersuchungen: Die transparenten Fischchen besitzen einen besonderen Schallerzeugungsapparat. Er setzt sich aus einem Trommelknorpel, einer spezielle Rippe und einem ermüdungsresistenten Muskel zusammen.

Mit verschiedenen Methoden wurde der einzigartige Schallerzeugungsapparat der winzigen Fische sichtbar gemacht, hier als Aufhellpräparat. 

Foto von Senckenberg/Britz

Danionella cerebrum: Fischzwerg mit gigantischen g-Kräften

„Dieser Apparat beschleunigt den trommelnden Knorpel mit g-Kräften von über 2.000 und schießt ihn auf die Schwimmblase, um einen schnellen, lauten Impuls zu erzeugen“, sagt der beteiligte Senckenberg-Wissenschaftler Ralf Britz. „Diese Impulse werden aneinandergereiht, um Rufe mit entweder beidseitig abwechselnden oder einseitigen Muskelkontraktionen zu erzeugen.“

Zum Verständnis: Die g-Kraft ist ein Maß für die Beschleunigung. Ein g ist die Beschleunigung, die wir durch die Erdanziehungskraft spüren, null g werden im schwerelosen All gemessen. Achterbahnen erreichen kurzfristig bis zu sechs g.

Nur die männlichen Fische erzeugen die lauten Unterwassertöne. Vermutlich nutzen sie ihre Fähigkeit, um in den trüben Gewässern ihrer Heimat mit Artgenossen zu kommunizieren. „Wir gehen davon aus, dass der Wettbewerb zwischen den männlichen Tieren in dieser optisch eingeschränkten Umgebung zur Entwicklung des speziellen Mechanismus für die akustische Kommunikation beigetragen hat“, erklärt Britz.

Übrigens: Als lautestes Tier der Welt gilt der Pistolenkrebs, auch bekannt als Knallkrebs. Mit seinen Scheren erzeugt er ein 250 Dezibel lautes Knallgeräusch.

BELIEBT

    mehr anzeigen
    loading

    Nat Geo Entdecken

    • Tiere
    • Umwelt
    • Geschichte und Kultur
    • Wissenschaft
    • Reise und Abenteuer
    • Fotografie
    • Video

    Über uns

    Abonnement

    • Magazin-Abo
    • TV-Abo
    • Bücher
    • Disney+

    Folgen Sie uns

    Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved