Tierische Rekorde aus Deutschland: Sieben Arten der Superlative

Die deutsche Tierwelt hält so manchen Superlativ bereit. Welches Tier ist am größten, welches am schnellsten – und welches am giftigsten? Sieben tierische Höchstleistungen und Superkräfte

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 17. Aug. 2023, 10:51 MESZ
Wanderfalke in Frontalansicht im Flug

Rasant schnell: Der Wanderfalke erreicht Fluggeschwindigkeiten von weit über 300 km/h.

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Mehr als 48.000 Tierarten leben in Deutschland. Die meisten davon sind Insekten: Weit über 33.000 Spezies zählt das Bundesamt für Naturschutz. Zweitgrößte Tierklasse sind die Spinnentiere mit knapp 3.800 Arten. Dagegen gibt es hierzulande nur gut 660 Wirbeltierarten, zu denen Säugetiere, Vögel, Fische, Amphibien und Reptilien gehören. Insgesamt sei Deutschland im weltweiten Vergleich eher arm an Tierarten, erklärt die Behörde. Trotzdem wartet auch die deutsche Fauna mit erstaunlichen Rekorden auf. 

Rekorde der deutschen Tierwelt: Sieben Superlative

Deutschlands größtes Tier: Der Zwergwal

Der Zwergwal oder Minkwal ist Deutschlands größtes Tier. Anders als sein Name vermuten lässt, bringt er es auf immerhin gut zehn Meter Körperlänge. Der Vertreter der zahnlosen Bartenwale ernährt sich von Plankton (Krill) und Schwarmfischen. Meist trifft man ihn einzeln oder paarweise an. Lange galt er nur als Gast in unseren Gewässern. Während Sichtungen früher selten waren, werden aber seit 2013 jedes Jahr Zwergwale in der deutschen Nordsee beobachtet. Auch in der Ostsee kommt der Meeressäuger vor, wobei er dort durch den Fährverkehr stark bedroht ist. Allein 2016 wurden in der Ostsee zwei Zwergwale durch Schiffsüberfahrten getötet. 

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    Der Zwergwal wird bis zu zehn Meter lang.

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    Deutschlands größtes Landtier: Der Wisent

    Das größte deutsche Tier an Land ist der Wisent. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von gut drei Metern und eine Schulterhöhe von fast zwei Metern. Damit ist das urige Wildrind ähnlich groß wie der Europäische Elch, allerdings deutlich wuchtiger und mit gut 600 Kilo meist auch schwerer. Alle heute lebenden Wisente stammen von zwölf Tieren aus Zoos und Tiergehegen ab. Die größte freilebende Population grast im Urwald von Bialowieza in Polen. Inzwischen sind es mehr als 500 Tiere. In Deutschland war der Wisent bereits lange ausgestorben – bis 2013 eine Herde im Rothaargebirge in Nordrhein-Westfalen ausgewildert wurde. 

    Europas größtes Landsäugetier: Der Wisent war einst auch in Deutschland weit verbreitet.

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    Deutschlands schnellstes Tier: Der Wanderfalke

    Der Wanderfalke ist nicht nur das schnellste Tier Deutschlands – er ist das schnellste Tier überhaupt. Im Sturzflug erreicht der Greifvogel Spitzengeschwindigkeiten von über 300 km/h. Diese tierische Superkraft macht ihn zu einem hochspezialisierten Jäger. Seine Nahrung, vor allem mittelgroße Vögel, erbeutet er ausschließlich aus der Luft. Obwohl der Wanderfalke die am weitesten verbreitete Vogelart der Welt ist, war er zumindest in weiten Teilen Europas schon fast ausgestorben. Schuld waren vor allem Schädlingsbekämpfungsmittel wie DDT, die sich in der Nahrungskette anreichern und zum Bruch der Eierschalen führen. Andere Greifvögel ereilte das gleiche Schicksal. Seit dem Verbot der Chemikalien haben sich die Bestände vielerorts erholt. In Deutschland leben wieder rund 1.400 Brutpaare. Sogar in Großstädten kann man den Wanderfalken inzwischen antreffen.

    Wanderfalke in der Stadt: Seit einigen Jahren erobern die blitzschnellen Greifvögel den urbanen Raum. Zu ihrer bevorzugten Beute zählen Stadttauben. 

    Foto von Alexander Erdbeer / Adobe Stock

    Deutschlands giftigstes Tier: Der Schwarzblaue Ölkäfer

    Drei Zentimeter klein, aber ganz schön effektiv: Fühlt sich der Schwarzblaue Ölkäfer bedroht, versprüht er ein Gift, das so giftig ist wie das von fünf Kreuzottern. Bei Hautkontakt wirkt es ätzend. Mögliche Folge: starke Schleimhautreizungen mit Blasen sowie Entzündungen und Nekrosen (absterbendes Gewebe). Wenn man den Käfer verschluckt, kann das Gift sogar tödlich wirken. Bislang seien allerdings keine gefährlichen Vergiftungen von Menschen oder Haustieren bekannt, erklärt der Naturschutzbund Deutschland. Am besten, man lässt den Schwarzblauen Ölkäfer einfach in Ruhe oder betrachtet ihn aus der nötigen Distanz. Ohnehin ist das Insekt des Jahres 2020 streng geschützt und steht in Deutschland auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

    Fühlt sich der Schwarzblaue Ölkäfer bedroht, versprüht er ein Gift, das ätzend wirkt.

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    Deutschlands ausdauerndster Wanderer: Die Küstenseeschwalbe

    Die Küstenseeschwalbe ist ein Wanderer der Superlative: Bei ihren Flugreisen überquert sie nahezu den ganzen Globus – und das zweimal im Jahr. Bis zu 96.000 Kilometer legt sie dabei zurück. Der Grund: Die Vögel brüten sogar am nördlichen Polarkreis, überwintern aber in der Region um den südlichen Polarkreis. Hierzulande trifft man sie im Sommer vor allem an der Nord- und Ostseeküste an. Dort nisten sie meist in großen und dichten Kolonien. Auch ihr Flugbild ist spektakulär: Bei der Jagd nach Beute rüttelt die Küstenseeschwalbe wie ein Kolibri über dem Wasser, um dann plötzlich kopfüber ins Wasser zu stoßen und sich einen kleinen Fisch zu schnappen.

    Die Küstenseeschwalbe legt lange Wanderungen zurück.

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    Deutschlands häufigste Vogelart: Die Amsel

    Wer kennt sie nicht? Die Amsel ist allgegenwärtig und unverwechselbar. Amselmännchen sind schwarz und haben einen gelben Schnabel. Weibchen sind schlicht braun gefärbt mit einer etwas helleren Brust. Mit bis zu 9,5 Millionen Brutpaaren ist die Amsel die häufigste heimische Vogelart, dicht gefolgt vom Buchfink. Ihr Erfolgsgeheimnis: Anpassungsfähigkeit. Ursprünglich war die Amsel ein scheuer Waldvogel. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts begann sie, dem Menschen in die Städte zu folgen. Selbst die hohen Verluste durch den Straßenverkehr scheinen den Bestand nicht zu gefährden. Deutschlands seltenste Vogelart ist der Rotkopfwürger. Um die Jahrtausendwende brüteten noch etwa fünf Paare in Deutschland. Inzwischen ist der Bestand vermutlich erloschen. Kaum besser steht es um diese Vogelarten.

    Die Waldmaus ist wahrscheinlich das häufigste heimische Säugetier.

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    Deutschlands häufigstes Säugetier: Die Waldmaus

    Im Boden, im Wasser und in der Luft wimmelt es nur so von Insekten, Spinnen, Asseln, Würmern und anderen wirbellosen Tieren. Unmöglich, die genaue Anzahl jeder einzelnen Art zu bestimmen. Auch Deutschlands wahrscheinlich häufigstes Säugetier ist winzig und lässt sich kaum verlässlich zählen. Die Waldmaus misst nur acht bis zehn Zentimeter. Sie fühlt sich nahezu überall wohl, wo es grünt – nicht nur im Wald, sondern auch auf Äckern, in Parks und in Gärten. Um mehr über die Bestandszahlen zu erfahren, ermitteln Forschende die Siedlungsdichte. Sie liegt in Wäldern bei bis zu 50 Waldmäusen pro Hektar. Hochgerechnet auf die insgesamt 11,4 Millionen Hektar Wald in Deutschland ergibt das rund 570 Millionen Exemplare – allein im Wald. Deutschlands seltenstes Säugetier ist übrigens der Baumschläfer. Der nachtaktive Nager lebt in bayerischen Wäldern mit dichtem Unterholz. Der letzte offizielle Nachweis stammt allerdings aus dem Jahr 1988.

    Sie ist allgegenwärtig und lässt sich kaum verwechseln: Amselmännchen sind schwarz und haben einen gelben Schnabel. Weibchen sind schlicht braun gefärbt mit einer etwas helleren Brust. Auch die Amsel ist nicht gefährdet.

    Foto von Kathy Büscher, NABU Rinteln
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