Frösche schreien, um Angreifer abzuwehren

Ein Forschungsteam aus Brasilien hat herausgefunden, dass Frösche Schreie auf Ultraschallfrequenz von sich geben können, wenn Gefahr im Verzug ist. Für Menschen sind sie jedoch nicht hörbar.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 12. Apr. 2024, 15:54 MESZ
Ein Frosch vor einem dunklen Untergrund.

Diese Laubfroschart (Haddadus binotatus) stößt laut der neuen Studie einen Notruf aus, der für den Menschen unhörbar ist, aber von Raubtieren vernommen werden kann.

Foto von Henrique Nogueira

Frösche haben eine ganze Reihe an Mechanismen im Repertoire, um Feinde abzuwehren. Darunter – je nach Art – giftige Stacheln am Kopf, scharfe Wasserstrahlen, die aus der Kloake schießen, oder schrille Rufe. 

Ein Forschungsteam aus Brasilien hat nun einen weiteren Abwehrmechanismus bei Fröschen entdeckt: das Ausstoßen von Schreien auf Ultraschallfrequenz, wenn sie Gefahr ausgesetzt sind. Diese Schreie können, im Gegensatz zu den bislang identifizierten Rufen, vom Menschen nicht wahrgenommen werden. Sie wurden von dem Team nun erstmals im Rahmen einer Studie, die im Fachmagazin acta ethologica erschienen ist, nachgewiesen und zeigen: Frösche können bei Gefahr extrem vielseitig reagieren.

Ultraschall-Schreie im brasilianischen Regenwald

Die Frösche, die das Forschungsteam um den Biologen Ubiratã Ferreira Souza von der Universidade Estadual de Campinas (UNICAMP) im Rahmen ihrer Studie zum Schreien brachte, waren zwei erwachsene sogenannte „leaf litter frogs“ (Haddadus binotatus). Die Laubfroschart ist im Atlantischen Regenwald in Brasilien beheimatet. Im Experiment gaben die Frösche die hochfrequenten Laute von sich, wenn sie durch die Forschenden kurzzeitig in eine Notsituation gebracht wurden, beispielsweise durch das Festhalten eines Hinterbeines.

Der Mensch kann Frequenzen bis zu 20 Kilohertz hören, der Bereich darüber nennt sich Ultraschallbereich. Beide Frösche gaben Schreie von sich, die in einem Bereich zwischen sieben Kilohertz, für den Menschen hörbar, bis 44 Kilohertz lagen – also für den Menschen unhörbar. In jedem Fall waren die Schreie mit zusätzlichen, bereits bekannten Verteidigungsstrategien gepaart: So richteten die Tiere gleichzeitig ihre Vorderkörper auf, rissen ihr Maul auf und wölbten ihre Rücken.

Zwei mögliche Gründe für die Schreie

Laut Ferreira Souza ist es wahrscheinlich, dass die Schreie ganz konkret Prädatoren wie Fledermäuse und Nagetiere, die Ultraschallfrequenz hören können, abschrecken sollen. Durch das aufeinanderfolgende Schreien auf hohen und auf niedrigen Frequenzen wollen die Frösche möglicherweise eine besonders große Bandbreite an Feinden ,ansprechen‘. „Die Kombination von Verhaltensweisen optimiert möglicherweise das Signal an die Raubtiere, wodurch die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Raubzüge verringert wird“, heißt es in der Studie.

Eine zweite Hypothese ist, dass die Schreie als eine Art Hilferuf dienen und andere, größere Tiere anziehen sollen, die wiederum Jagd auf die kleineren Feinde des Frosches machen. Welche Möglichkeit zutrifft und welche Tiere tatsächlich auf die Schreie reagieren, wollen die Forschenden im Rahmen weiterer Studien untersuchen.

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