Von pinken Seegurken und fleißigen Krebstierchen: Forschende entdecken elf neue Meerestiere

Sie sind winzig, teilweise recht kurios anzusehen und angesichts des Artensterbens ein Hoffnungsschimmer. Neue Entdeckungen offenbaren die unbekannte Vielfalt, die noch in den Tiefen der Weltmeere schlummert.

Von Marina Weishaupt
Veröffentlicht am 21. Aug. 2024, 09:25 MESZ
Foto des Greifarmes, mit der die Forschenden die Seegurke an Land geholt haben.

Eine der neu entdeckten Arten ist die pinkfarbene Seegurke Psychropotes buglossa. Da sie in der Tiefsee lebt, kann sie nur mit speziellen Tiefsee-Robotern an Land geholt werden.

Foto von Amanda Serpell-Stevens, Tammy Horton, Julia Sigwart

Von Schnecken, die entlang bis zu 400 Grad Celsius heißen Tiefseequellen leben, bis hin zu winzigen Krebsen, die mysteriöse Löcher im Meeresgrund hinterlassen – dass diese Arten in bis zu 7.000 Metern Tiefe entdeckt wurden, ist angesichts des aktuellen rasanten Artensterbens keine Selbstverständlichkeit.

Ein Pilotprojekt der Senckenberg Ocean Species Alliance (SOSA) am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt möchte deshalb die Prozesse um die Entdeckung neuer Arten beschleunigen. Für den ersten Teil der neuen Publikationsserie Ocean Species Discoveries haben sich 25 Forschende aus zehn Ländern zusammengetan, um elf neu entdeckte Arten vorzustellen.

Galerie: „Ocean’s Eleven“ – Forschende entdecken elf neue Meerestiere

Biodiversitätskrise der Weltmeere: Neue Arten schneller beschreiben – bevor es zu spät ist

Weltweit schreitet der Verlust an Biodiversität mit rasanter Geschwindigkeit voran. Insgesamt sind laut der Roten Liste der IUCN derzeit mehr als 45.300 Tier- und Pflanzenarten zu Land und Wasser akut vom Aussterben bedroht. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Denn viele Tiere und Pflanzen sind der Menschheit bisher völlig unbekannt – und sterben deshalb unbemerkt aus. Auch Meerestiere sind von diesem stillen Aussterben betroffen. Am häufigsten handele es sich dabei um wirbellose Organismen wie Schnecken, Würmer, Krebstiere oder Muscheln, so Torben Riehl, Co-Leiter der SOSA.

Umso erfreulicher sind die neuen Entdeckungen, die das 25-köpfige Forschungsteam weltweit machen konnte – und die ungewöhnliche Geschwindigkeit, mit der die Publikation veröffentlicht wurde. Laut Riehl erwarten Fachmagazine für die Beschreibungen neuer Arten normalerweise umfangreiche ökologische Erkenntnisse und Informationen bezüglich der stammesgeschichtlichen Entwicklung. Dadurch komme es zu beträchtlichen Verzögerungen bei der Benennung neuer Tierarten. „Zwischen der Entdeckung einer neuen Art und ihrer Beschreibung können 20 bis 40 Jahre vergehen“, sagt Riehl.

BELIEBT

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    Dadurch, dass die Ocean Species Discoveries mit dem Ziel einer reinen Klassifizierung mehrere verschiedene Meerestiere in einer ‚Mega-Publikation‘ zusammenfassen, kann das internationale Team an Forschenden seine Ergebnisse deutlich schneller veröffentlichen – und damit gefährdete Leben retten. Vier der neu entdeckten Tiere – darunter die runzlige Napfschnecke und die pinke Seegurke – wurden in Regionen gefunden, die vom Tiefseebergbau bedroht sind. „Das Überleben dieser Wirbellosen hängt davon ab, ob wir es rechtzeitig schaffen, sie zu entdecken und zu benennen. Denn nur so können wir auch ihren Gefährdungsstatus auf der Roten Liste der IUCN erfassen, um Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen zu können“, sagt Julia Sigwart, Senckenberg-Meeresforscherin und Co-Leiterin der SOSA.

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