Nachtaufnahmen offenbaren Risse im Schelfeis der Antarktis

Mit Satellitenbildern behält die NASA das sich verändernde Eis auch im Dunkel der Polarnacht im Auge.

Von Shaena Montanari
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:41 MEZ

Man könnte es das Knacken nennen, das um die Welt ging.

Seit Jahren hatten Wissenschaftler das Larsen-C-Eisschelf in der Antarktis beobachtet und zugesehen, wie ein gewaltiger Riss in dem Eis stoßweise immer weiterwuchs. Dann, am 12. Juni 2017, brach einer der größten Eisberge der Geschichte vom Schelf ab.

Der als A68 bezeichnete Rieseneisberg hat sich komplett von Larsen C losgelöst. Aber für die Wissenschaftler, die mit Sorge das Abschmelzen der Pole beobachten, hat die Arbeit gerade erst begonnen. Für ein Verständnis der globalen Auswirkungen des Klimawandels ist es wichtig, A68 und andere Eisberge im Weddell-Meer genau zu beobachten.

Es gibt nur ein Problem: Momentan herrscht Winter in der Antarktis und es ist die ganze Zeit dunkel.

Aufgrund der Achsenneigung der Erde und ihres Orbits gibt es in der Antarktis im Grunde nur zwei Jahreszeiten: Winter und Sommer. Sechs Monate im Jahr befindet sich der Kontinent auf der Sonnenseite des Globus, die anderen sechs Monate ist er in nächtliche Dunkelheit gehüllt.

Also haben die Wissenschaftler der NASA ein besonderes Instrument in ihrem Satelliten Landsat 8 installiert, um die Antarktis unabhängig von der Jahreszeit beobachten zu können. Anstatt sich auf das sichtbare Licht zu verlassen, kann der Thermale Infrarotsensor (TIRS) Bilder machen, indem er den Temperaturunterschied zwischen dem Wasser und dem Eis abbildet.

„Wie für Sie oder mich ist es [für den Satelliten] schwer, nachts Bilder zu machen. Um seine Empfindlichkeit zu erhöhen, ist Landsat mit einem Sensor für abgestrahlte Energie ausgestattet“, sagt Christopher Shuman, ein Forscher am Goddard Space Flight Center der NASA.

„Diese Bilder haben es uns ermöglicht, die Entwicklung des Risses und die Ausmaße des Eisbergs zu sehen, während in dem Gebiet gerade die Polarnacht herrscht.“

BLICK INS DUNKEL

TIRS-Bilder sind entweder in Graustufen oder wurden zur Verdeutlichung koloriert. Warme Farben wie Violett und Gelb zeigen vergleichsweise warmes Meerwasser an, welches das kältere Schelfeis umgibt.

Als A68 schließlich abbrach, konnten die Wissenschaftler nicht die genaue die genaue Sekunde des Ereignisses bestimmen.

„Wir mussten in den Wärmedaten nach Hinweisen darauf suchen, wann er Eisberg gekalbt hat“, sagt Shuman. Die Wärmebilder konnten schließlich bestätigen, dass der Eisberg und das Schelf vollständig voneinander getrennt waren.

Die Temperatur des Eises und des Wassers ändern sich täglich. Da der Satellit aber immer wieder über das Gebiet hinwegzieht, können diese Veränderungen genau und exakt beobachtet werden.

Mit diesen Werkzeugen konnten die Wissenschaftler erkennen, dass A68 und andere Eisberge seit dem großen Bruch aufgrund von Stürmen und Strömungen mit verschiedenen Geschwindigkeiten durch das Weddell-Meer getrieben sind. Die Bilder zeigen auch einige neue potenzielle Risse, die sich im Larsen-C-Schelfeis bilden und dessen Stabilität gefährden könnten.

Wenn die Sonne sich bald wieder über der Antarktis zeigt, kann Landsat 8 wieder hochauflösende Bilder machen und von oben ein Auge auf das Eis haben.

„Wir setzen unsere Beobachtungen fort, wenn es das Wetter zulässt“, sagt Shuman.

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