Eure Idee könnte das größte Riff der Erde retten

Australien ruft Wissenschaftler und Erfinder aus aller Welt auf, bei der Rettung des Great Barrier Reef zu helfen.

Von Elaina Zachos
Veröffentlicht am 17. Jan. 2018, 17:18 MEZ
Riff
Australien hatte in den letzten Jahren ein massenhaftes Korallensterben zu verzeichnen.
Foto von David Doubilet, National Geographic Creative

Es ist kein Geheimnis, dass das Great Barrier Reef stirbt. Das Wasser, das sich durch den Klimawandel immer weiter erwärmt, tötet die Korallen ab. Aber mit Kapital in Höhe von 1,6 Millionen Dollar und einem kleinen Wettbewerb arbeitet Australien daran, der Krise ein Ende zu setzen. (Lesenswert: Über 99 % Weibchen – Riesige Kolonie von Meeresschildkröten vor dem Aus?)

Am 16. Januar startete die australische Regierung eine Initiative für Wissenschaftler, die Projekte entwickeln sollen, um die Gesundheit der Korallen in dem 2.300 Kilometer langen Riff zu verbessern. Der internationale Wettbewerb wird am 6. März enden. Anfang Februar sollen weitere Informationen folgen.

RIFFRETTUNG

Der Wettbewerb der Innovationsinitiative Advance Queensland ruft Wissenschaftler, Branchenführer, Erfinder und Unternehmer dazu auf, einen Plan zu entwickeln, mit dem die Erholung des Korallenriffs ermöglicht wird. Das Programm entstand in Zusammenarbeit mit Tourismusunternehmen, Küstengemeinden und örtlichen Fischereien.

Erfolgreiche Vorschläge für nachhaltige Lösungen werden sechs Monate lang mit fast 200.000 Dollar für anfängliche Forschung und Tests unterstützt und im Anschluss zwölf Monate lang mit fast 800.000 Dollar für die Entwicklung.

Blue Hole im Great Barrier Reef erstmals gefilmt
Eine geologische Formation im Great Barrier Reef erstreckt sich über 30 Meter tief. Was sich darin befindet, kann man nur sehen, wenn man unter die Oberfläche taucht.

„Das Ausmaß des Problems ist groß, deshalb brauchen wir großartige Ideen. Aber es ist wichtig, nicht zu vergessen, dass Lösungen von überall kommen können“, sagte der australische Umweltminister Josh Frydenberg gegenüber AFP.

Das warme Meerwasser verschlimmert das Ausbleichen des Great Barrier Reef. Durch den Hitzestress stoßen die Korallen ihre bunten, symbiotischen Algen aus, von deren Stoffwechselprodukten sie sich ernähren. Anfällige Riffe, denen es an Nährstoffen mangelt, können keine Fische beherbergen und somit stirbt das Ökosystem schließlich.

In den Sommern 2016 und 2017 litten einige Abschnitte des Riffs unter massiven Ausbleichungsereignissen. Der Dornenkronenseestern, der sich von Korallen ernährt und sich seit Kurzem verstärkt ausbreitet, bedroht zudem den südlichen Abschnitt des Riffs. Obwohl Korallenriffe nur ein Zehntel eines Prozents des Meeresbodens bedecken, tummeln sich in ihnen mehr als 25 Prozent aller Tiere des Meeres – das macht sie zu einem Hotspot für alle möglichen Tierarten.

Aber der Klimawandel ist nicht der einzige Faktor, der diese Lebensräume des Meeres zerstört. Abwasser, das mit Nährstoffen und Düngemitteln aus der Landwirtschaft oder mit industriellen Chemikalien verschmutzt ist, gelangt ebenfalls ins Meer und tötet die Korallen ab. Während sich Treibhausgase in unserer Atmosphäre ansammeln, wird immer mehr Kohlendioxid vom Meer aufgenommen und senkt den pH-Wert des Wassers, sodass es zunehmend versauert. Das wiederum sorgt dafür, dass die Umgebung schlechtere Lebensbedingungen für andere Organismen bietet, die in Riffen leben – Fische, Schildkröten, Krabben und Würmer. 

BELIEBT

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    „Korallen sind zähe Tiere“, sagte der Korallenexperte Robert Richmond gegenüber National Geographic im April. „Wenn sie eine Chance bekommen, kommen sie wieder. Wir bekommen nur einfach keine Pause und die Schwere des Problems nimmt mit der Zeit zu.“

    NACHHALTIGE LÖSUNGEN

    Die Rettung eines UNESCO-Welterbes wie dem Great Barrier Reef ist eine monumentale Aufgabe. Manche Leute haben vorgeschlagen, schwimmende Blenden zu benutzen, um die Korallen vor dem hellen Sonnenlicht zu schützen, welches die Ausbleichung verschlimmert. Andere empfahlen, Wasser aus tieferen Bereichen des Meeres zu pumpen, um die Riffe abzukühlen. Der Meeresökologe und Professor an der UNC Chapel Hill John Bruno umriss in einem Kommentar in der Washington Post vor Kurzem weitere Vorschläge zur Rettung der Korallen.

    Eine Möglichkeit zur Bekämpfung des Korallensterbens sei es laut Bruno, die lokalen Bedrohungen wie Abwässer und Sedimentablagerungen anzugehen. Obwohl Korallen stark von dem warmen Wasser geschädigt werden, schadet ihnen auch der direkte menschliche Einfluss in Form von Bootsfahrern, die in der Nähe von Korallenriffen ankern, oder Menschen, die auf den Riffen stehen. (Lesenswert: Das blühende Korallenherz der Phillipinen)

    Manche Wissenschaftler züchten in Laboren Korallen heran, die sie in bestehende Riffe einsetzen wollen. Bruno warnt jedoch, dass diese teure und schlecht finanzierte Lösung nur im kleinen Rahmen effektiv eingesetzt werden kann. Das Einsetzen von Korallen im sauren, warmen Wasser und einer generell schädlichen Umgebung beseitigt das zugrundeliegende Problem leider nicht.

    Größte Korallensamenbank der Welt soll Riffe retten
    Die Taronga Conservation Society betreibt die weltweit größte Samenbank für Korallen. Sie will später Korallenriffe wiederaufbauen, die durch die Erwärmung des Meeres absterben und zerstört werden.

    Andere Wissenschaftler hoffen, dass sie mit Techniken zur Genmanipulation (wie CRISPR) die DNA der Korallen verändern können, um sie hitzebeständiger zu machen. Aber auch diesem Ansatz steht Bruno skeptisch gegenüber. Die steigenden Temperaturen beeinflussen indirekt verschiedene Bereiche des Lebensraums der Korallen. Das Absterben der Korallen führt auch zum Absterben anderer Organismen im Riff. Nur die Korallen zurückzubringen, wird also nicht zwingend auch den Rest des Lebensraumes retten.

    „Die Optimierung eines Merkmals hat für gewöhnlich seinen Preis“, schreibt Bruno. „Die Korallen gegen die Erwärmung zu immunisieren, würde sie wahrscheinlich anderen Problemen gegenüber anfälliger machen und dafür sorgen, dass sie sich in der Wildnis schlechter behaupten können.“

    Einer der ältesten Vorschläge für die Wiederbelebung der Korallen ist das Einschränken der Fischerei. Überfischung von Riffen kann die Ökosysteme anfälliger für Schäden machen. Je intakter ein Nahrungsnetz ist, desto robuster ist es menschlichen Einflüssen gegenüber. Aber, so schreibt Bruno, Fischfangverbote hatten bisher keinen messbaren hilfreichen Einfluss auf die Lebensräume der Korallen.

    „Der einzige Weg für ein gutes Ende besteht darin“, schreibt er, „unseren CO2-Ausstoß drastisch zu senken.“

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