Atacama: Die trockenste Wüste der Welt wird zu einem Meer aus Blumen

Starke Regenfälle sorgen in der Atacama-Wüste in Chile für das Wetterphänomen „Desierto Florido“. Dieses Jahr blüht es erstaunlich früh – nicht im Frühling, sondern zur chilenischen Winterzeit.

Pink gesprenkelte Hügel: Die Guanako-Pfote (Cistanthe longiscapa) lässt die sonst eher karge und dürre Atacama-Hügellandschaft beinahe unwirklich intensiv leuchten.

Foto von Manuel Muñoz Acuña – stock.adobe.com
Von Marina Weishaupt
Veröffentlicht am 22. Juli 2024, 11:20 MESZ

Blütenpracht so weit das Auge reicht: Alle paar Jahre aufs neue verwandeln ergiebige Regenfälle das Gesicht der Atacama-Wüste und lassen die sonst so karge Landschaft in intensiven Farben leuchten. Ähnlich dem kalifornischen Superbloom lockt das Naturphänomen „Desierto Florido“ dann zehntausende staunende Besucher*innen an. Inspiriert davon eröffnete die chilenische Regierung im Jahr 2023 sogar den gleichnamigen Desierto Florido National Park. Damit soll auf 141.000 Hektar die teils endemische Flora geschützt werden. Für das Jahr 2024 tanzt der Zeitpunkt des Spektakels in der weltweit trockensten Wüste außerhalb der Polarregionen jedoch stark aus der Reihe.

Galerie: „Desierto Florido“: Das bunte Blütenmeer inmitten der Atacama-Wüste

Klimawandel oder Wetterphänomen: Ursache für außergewöhnlich frühe Wüstenblüte im Winter

In der Regel lassen sich die üppigen Blumenteppiche von September bis Dezember bewundern – also während der chilenischen Frühlingszeit. Diesmal öffneten die ersten Blumen ihre Blütenblätter jedoch schon im winterlichen Juni. Verursacht wurde die frühzeitliche Blüte wohl durch starke Regenfälle im April dieses Jahres. Elf bis zwölf Millimeter Regen waren in diesem Monat durchschnittlich auf den Quadratmeter gefallen. Diese Mengen an Wasser sorgten dafür, dass die ersten Blumensamen im trockenen Boden mehr als ein Vierteljahr vorher begannen auszutreiben.

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    Blütenpracht an einem der trockensten Orte der Welt

    Tatsächlich ist eine derart verfrüht blühende Wüste bereits aus der Vergangenheit bekannt. Im Winter 2015 hüllte sich die Atacama-Wüste zu einem ähnlichen Zeitpunkt in ihr buntes Kleid. Wodurch die ergiebigen Regenfälle im April ausgelöst werden, ist allerdings noch nicht wissenschaftlich geklärt. Im Fokus der „Schuldfrage“ steht zum einen El Niño.

    Die Jahre 2023 sowie 2024 standen im Zeichen des Wetterphänomens, das mit erhöhten Wassertemperaturen im Pazifik einhergeht. Während Südostasien, Australien und Ozeanien unter vermehrten Dürren leiden, bedeutet das für südamerikanische Länder wie Chile: Starkregenereignisse, Überflutungen und eben auch zeitliche Verschiebungen bei Naturphänomenen wie Desierto Florido. Ein anderer Auslöser könnte wiederum der Klimawandel mit seinen einhergehenden, verstärkten Wetterereignissen sein.

    Violette Pracht: Ein eher eintöniger Blumenteppich

    Derzeit erstreckt sich die Blumenpracht über schätzungsweise 300 bis 400 Quadratkilometer. Was nach einer riesigen Fläche klingt, ist angesichts dessen, was in der Atacama-Wüste ansonsten zur Blütezeit geschieht, jedoch ein recht mageres Schauspiel. In der Vergangenheit breiteten sich die Blumen über mehrere tausend, bis zu schätzungsweise 15.000 Quadratkilometer weit aus. Dass in diesem Jahr etwas anders ist, wird auch durch die eher rare Farbvielfalt gespiegelt. Wo ab September sonst über 200 Pflanzenarten in vielerlei verschiedenen Farben aus dem Boden sprießen, ist bei der derzeitigen, verfrühten Blüte vor allem die violette Guanako-Pfote (Cistanthe longiscapa) vertreten.

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