Wie eine Geologin dem Quecksilber im Amazonas auf die Spur kommt

National Geographic Explorer Jennifer Angel-Amaya erforscht im peruanischen Teil des Amazonas, wie stark der Fluss durch den dortigen Goldabbau mit Giftstoffen belastet ist. Ihr Ziel: die Einführung eines Zertifikats für quecksilberfreies Gold.

Von Hicks Wogan
Veröffentlicht am 17. Juli 2024, 12:03 MESZ
Jennifer Angel-Amaya mit einem Bohrkern im hohen Schilf.

Jennifer Angel-Amaya mit einem Bohrkern. Die Sedimentprobe stammt von einer ehemaligen Goldschürfstelle in der peruanischen Region Madre de Dios.

Foto von Thomas Peschak

Das Amazonasgebiet ist voller Kontraste – und National Geographic Explorer Jennifer Angel-Amaya kann sie alle hören. Seit mehr als zwei Jahren forscht die kolumbianische Geologin im peruanischen Teil des Amazonasbeckens. Der Lärm des Goldabbaus, sagt sie, sei in dieser Zeit näher gekommen und immer lauter geworden. Als würde er mit dem Gesang der Vögel und dem Geschrei der Affen konkurrieren.

Angel-Amaya arbeitet schwerpunktmäßig in Madre de Dios. In der Region im Südosten Perus findet besonders viel illegaler Goldabbau statt. Im Rahmen der Perpetual Planet Amazon Expedition von National Geographic und Rolex, die eine Reihe von Forschungsprojekten im Amazonasbecken unterstützt, untersucht Angel-Amaya, welche Auswirkungen das Goldfieber auf den Amazonas und seine Nebenflüsse hat.

Amalgamationsverfahren vergiftet den Amazonas

Drei Gebiete stehen dabei im Fokus: Eines, in dem Gold erlaubterweise mit schweren Maschinen abgebaut wird, eines, in dem dies im großen Stil illegal stattfindet, und ein drittes, das vor dem Abbau von Gold geschützt ist. Letzteres dient Angel-Amaya zur Kontrolle. In jedem Gebiet sammelt sie Boden-, Wasser-, Sediment- und Planktonproben und bestimmt deren chemische Zusammensetzung und die Belastung mit Quecksilber.

Das giftige Schwermetall kommt auch natürlich in der Umwelt vor – der Goldabbau ist also nicht seine einzige Quelle. Trotzdem erwartet Angel-Amaya flussabwärts der Abbaugebiete höhere Quecksilberbelastungen – ebenso wie im gesamten Wassereinzugsgebiet des Amazonas.
 

Nahaufnahme eines Arapaimas aus dem brasilianischen Amazonas. Die Schuppen des Fisches sind eines der härtesten natürlichen ...

Der Abbau in diesen Regionen findet handwerklich mithilfe des Amalgamationsverfahrens statt. Bei dieser Art der Goldgewinnung wird der goldhaltige Schwemmsand mit flüssigem Quecksilber vermischt und das entstandene Amalgam erhitzt. Die Giftstoffe verdampfen dabei, verbleiben aber in der Umwelt. Das Verfahren ist schnell, relativ günstig und in Peru legal, obwohl die gesundheitsschädlichen Effekte von Quecksilber bekannt sind.

Angel-Amaya möchte erreichen, dass ein Zertifikat für quecksilberfreies Gold eingeführt wird – ähnlich wie bei zertifizierten Diamanten, die nachweislich aus konfliktfreien Quellen stammen und ebenfalls einen Markt gefunden haben. Weil für zertifiziertes Gold ein höherer Preis verlangt werden kann, hätten die Bergleute einen Anreiz, auf umweltfreundlichere Abbaumethoden umzusteigen. Und Goldkunden könnten das Edelmetall gezielt nur bei entsprechenden Lieferanten einkaufen.

Die Natur kämpft sich zurück

Die Geologin stößt jeden Tag auf viele Herausforderungen. Während sie ihrer wissenschaftlichen Arbeit nachgeht, hat sie mit der Hitze zu kämpfen, mit Stechmücken, Schlangen und den argwöhnischen Fragen von Bergleuten, die ihr nicht über den Weg trauen. Trotzdem liebt sie, was sie tut – auch weil ihre Bemühungen eines Tages dazu führen könnten, dass die vergifteten Orte renaturiert werden.

„Es wird nie wieder so werden, wie es einmal war“, sagt sie. „Aber vielleicht kann es etwas anderes Gutes werden.“ Mit Erstaunen beobachtet sie, wie dort, wo der Goldabbau bereits eingestellt wurde, die Natur ihre ganze Widerstandskraft zeigt. Vor einer Weile hat sie an einer verlassenen Abbaustelle einen Kaiman gesichtet und Spuren von Tapiren und Jaguars im Uferschlamm entdeckt. Das ist genug, um sie hoffen zu lassen.

BELIEBT

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    Dieser Artikel ist ursprünglich in englischer Sprache im August 2024 in der US-Ausgabe von National Geographic erschienen.

    Dieser Artikel wurde durch die Unterstützung von Rolex ermöglicht. Das Unternehmen pflegt eine langjährige Partnerschaft mit der National Geographic Society, um die Herausforderungen der Ökosysteme zu beleuchten, die unseren Planeten am Leben halten – mit Forschung, Expeditionen und Geschichten.

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