Fossile Spuren sind ältester Beleg für zweibeinigen Eidechsensprint

Die Gangart könnte es den Echsen ermöglicht haben, vor Fressfeinden wie den geflügelten Pterosauriern zu fliehen.

Von Michael Greshko
Veröffentlicht am 20. Feb. 2018, 12:44 MEZ
Vor etwa 110 Millionen Jahren gab es in Südkorea üppige Lagunen, in denen sich Eidechsen und ...
Vor etwa 110 Millionen Jahren gab es in Südkorea üppige Lagunen, in denen sich Eidechsen und Pterosaurier tummelten. Manche dieser Eidechsen rannten auf zwei Beinen – und hinterließen Spuren, die vor Kurzem von Wissenschaftlern entdeckt wurden.
Foto von Illustration by Chuang Zhao

Derzeit sind weltweit zahlreiche Augen auf das südkoreanische Pyeongchang gerichtet, wo sich einige der talentiertesten Athleten versammelt haben, um sich in diversen Sportarten von Curling über Rennrodeln bis zum Eiskunstlauf zu messen. Aber vor 110 Millionen Jahren wurde in einer schlammigen Lagune etwa 270 Kilometer südlich der Olympischen Winterspiele 2018 ebenfalls sportliche Geschichte geschrieben, als eine kleine Eidechse auf ihren Hinterbeinen davonlief.

Die versteinerte Trittspur, von der im Fachmagazin „Scientific Reports“ berichtet wurde, ist der älteste direkte Beleg für die Fortbewegung auf zwei Beinen bei Eidechsen. Heutzutage gibt es mehr als 50 Eidechsenarten, die auf zwei Beinen laufen können. Der Fund zeigt, dass sich diese Fähigkeit schon recht früh während der Evolution dieser Tiere herausgebildet hat.

„Fossile Fußabdrücke geben uns einen direkten Beweis für das Verhalten eines Tieres, [was] fossile Skelette nicht können“, sagt der Co-Autor Yuong-Nam Lee, ein Paläontologe an der Seoul National University.

Auf der entsprechenden Schlammsteinplatte befinden sich 29 Fußabdrücke einer Eidechse. Obwohl man nicht genau weiß, was für eine Eidechse die Spuren hinterlassen hat, haben die Forscher dieses Exemplar Sauripes hadongensis („der Eidechsenfuß von Hadong“) getauft – nach dem südkoreanischen Landkreis Hadong-gun, in dem die Steinplatte gefunden wurde.

Wie viele heutige Eidechsen hatte die Eidechse, die diese Fußspuren hinterließ, asymmetrische Füße und einen sehr langen vierten Zeh. Die Autoren der Studie vermuten, dass das Reptil mit den heutigen Leguanen verwandt sein könnte.
Foto von Yuong-Nam Lee

Das Besondere daran ist, dass 25 der 29 Fußabdrücke von den Hinterpfoten der Eidechse stammen. Die großen Abstände zwischen den Fußabdrücken und der schmale Gang lassen vermuten, dass das Tier auf allen Vieren loslief, dann aber auf seine Hinterbeine wechselte und so beschleunigte, ähnlich wie einige heutige Eidechsen das tun.

„Das ist der erste direkte Beweis aus dem Mesozoikum für eine zweibeinige Fortbewegung“ sagt Tiago Simões, ein Paläontologe an der Universität von Alberta, der die Studie überprüft hat. Dieser Abschnitt der Erdgeschichte, der sich in Trias, Jura und Kreide unterteilt, gilt mitunter auch als das Zeitalter der Dinosaurier. „Das zeigt uns, dass einige der interessantesten Aspekte des Eidechsenverhaltens [...] schon in der frühen Kreide vorhanden waren.“

GROSSE SCHRITTE

Die heutigen Eidechsen haben vier Gangarten: einen langsamen Gang auf vier Beinen, einen schnellen Gang auf vier Beinen, diagonales Laufen und das zweibeinige Laufen auf den Hinterbeinen. Manche Arten wie der Helmbasilisk können über kurze Strecken sogar über Wasser laufen.

Allerdings ist es nicht ganz so einfach herauszufinden, wie sich die zweibeinige Fortbewegung bei Eidechsen überhaupt entwickelt hat. Manche Studien haben die relativ langen Hinterläufe fossiler Eidechsen als Hinweis auf eine mögliche zweibeinige Fortbewegung interpretiert. Aber um wirklich zu sehen, wie sich diese urzeitlichen Tiere fortbewegt haben, sind fossile Fußabdrücke immer noch das beste Mittel.

Im August 2014 fanden Yuong-Nam Lee und Co-Autor Hang-Jae Lee Schlammsteinplatten mit Fußabdrücken in einem verlassenen Tagebau in Hadong. Zunächst beachteten die Forscher die Eidechsenspuren nicht weiter, da sie auch Spuren von Pterosauriern entdeckt hatten – den geflügelten Reptilien, die an der Seite der Dinosaurier lebten.

„Ich dachte, die Eidechsenspuren wären einfach nur Spuren irgendwelcher Kleintiere ohne große Bedeutung“, sagte Lee. Die Platte mit den Eidechsenspuren lag bis 2016 unbeachtet in einem Lager – dann realisierte Lee plötzlich ihre Bedeutung.

„Ich habe die Spuren noch mal mit einem frischen Blick untersucht und festgestellt, dass sie die sehr typische Fußmorphologie [oder Fußform] moderner Eidechsen aufwiesen“, erzählte er. „Das hat mich wirklich begeistert, weil das die ältesten Eidechsenspuren der Welt sind.“

Aber warum rannte die Eidechse eigentlich? Die Autoren der Studie vermuten, dass S. hadongensis womöglich vor einem Fressfeind davonlief – und sie haben sogar einen Verdächtigen: Pteraichnus koreanensis. Die markanten Fußabdrücke des Flugsauriers befanden sich in derselben Sedimentschicht wie die der Eidechse.

P. koreanensis wird einer Pterosauriergruppe zugeordnet, zu der auch kleine, wendige Raubtiere mit scharfen Zähnen und großen Augen gehören, sagt Lee. „Sie könnten ihre Beute [zum Beispiel Eidechsen] aus der Luft angegriffen haben, wie es einige Vögel tun.“

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