Fossilfund: Junger T. rex oder kontroverser Nanotyrannus?

Ein vollständig erhaltener Oberkiefer mit Zähnen und weitere Knochen könnten eine aktuelle Streitfrage der Paläontologie klären.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 4. Apr. 2018, 17:26 MESZ

Die Hell-Creek-Formation ist ein Paradies für Paläontologen. In dem Sedimentgestein in Montana gibt es zahlreiche Lagerstätten, die Zeugnisse der prähistorischen Vergangenheit beinhalten.

Dort war es auch, wo Forscher der Universität Kansas vor Kurzem über die Überreste eines jungen Tyrannosaurus rex stolperten – vermuten sie zumindest.

„Wir waren für eine Prospektion dort und dabei stieß ein Student auf ein paar Knochenfragmente“, erzählt David Burnham, ein Paläontologe der Universität Kansas. In Hell Creek lässt sich das kaum vermeiden. „Wenn man auf der Karte jeden Ort in diesem Gebiet, an dem ein Fossil gefunden wurde, mit einem schwarzen Punkt markieren würde, dann wäre alles schwarz.“

Man hat dort Fossilien aus diversen Epochen gefunden, darunter auch andere T.-rex-Fossilien. Laut den Forschern der Universität Kansas könnte es sich bei dem aktuellen Fund aber um den bislang vollständigsten handeln. Ihnen liegt der komplette Oberkiefer des Dinosauriers samt allen Zähnen vor.

Außerdem gruben sie weitere Teile des Schädels, eines Fußes, der Hüfte und der Wirbelsäule aus.

Wenn die Knochen tatsächlich einem T. rex gehören, wären sie etwa 66 Millionen Jahre alt.

Auch das geringe Alter des Tieres macht den Fund so selten und wertvoll.

„[Jungtiere] sind schwer zu finden“, sagt Burnham. „Unseres ist so wichtig, weil es so viele Knochen hat. Jede Zahnposition ist ausgefüllt.“

Ihm zufolge lassen die bisher gereinigten Zähne darauf schließen, dass es sich um einen jungen T. rex handelt. Allerdings ist noch mehr Arbeit nötig, bis die Forscher ganz sicher sein können.

„Unser junges Selbst sieht rein gar nicht so aus wie unser erwachsenes“, sagt er und verweist zum Beispiel darauf, wie sehr sich die Schädelform im Laufe eines Lebens ändern kann. Dasselbe gilt ihm zufolge für den T. rex, auch wenn die Veränderung seines Skeletts schwieriger zu beurteilen ist, da bisher so wenige Jungtiere gefunden wurden.

Weitere Arbeit an dem Fossil wird zeigen, ob das Team wirklich einen T. rex gefunden hat oder ob es sich womöglich um einen Nanotyrannus handelt. Diese postulierte kleine Art der Tyrannosauridae ist derzeit noch umstritten. Viele Paläontologen glauben, dass es sich bei Nanotyrannus-Fossilien tatsächlich um junge Exemplare des T. rex handelt.

„Wir versuchen, unvoreingenommen zu bleiben“, sagte Burnham über die Untersuchung der Überreste. Er glaubt, dass das neu entdeckte Fossil ein wichtiger Meilenstein für die paläontologische Debatte sein könnte.

„Wir wissen, dass es ausschlaggebend sein wird. Es ist das, was uns all die Jahre gefehlt hat, und es wird uns eine Menge Informationen liefern“, fügt er hinzu.

Die bisher ausgegrabenen Skelettfragmente helfen zwar schon dabei, sich ein Bild des Dinosauriers zu machen, allerdings ist die Arbeit in Hell Creek damit noch nicht beendet. Im kommenden Sommer wollen Burnham und sein Forschungsteam zur Fundstelle zurückkehren.

„Wir würden gern noch einen Oberschenkelknochen oder Schienbeinknochen finden“, sagt er, fügt aber hinzu, dass sie nach allen eventuell vorhandenen Überresten suchen werden.

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