Manchen Regenbögen fehlt es an Farbe

Eine Studie aus dem Jahr 2015 enthüllt: Es gibt mindestens 12 verschiedene Arten von Regenbögen und manche zeigen nicht alle Farben.

Von Sarah Zielinski
Veröffentlicht am 20. Aug. 2020, 17:27 MESZ

Eine der geläufigsten Eselsbrücken, mit deren Hilfe man sich die Farben des Regenbogens merken kann, lautet: „Rot, Orange, Gelb und Grün sind im Regenbogen drin, Blau und Indigo gehts weiter auf der Regenbogenleiter und dann noch das Violett; sieben Farben sind komplett.“  So einfach ist es allerdings nicht.  

Inspiriert von der Vielfalt der Regenbögen entwarf Atmosphärenwissenschaftler Jean Ricard ein neues Klassifikationsschema für Regenbögen, das er im 2015 auf einer Konferenz der American Geophysical Union vorstellte.

Im ersten Moment wirkt es ein bisschen übertrieben, dafür ein eigenes Schema zu entwickeln, aber tatsächlich könnte es den Leuten dabei helfen, hinter das Offensichtliche zu schauen und „unsere Vorstellung von Regenbögen noch einmal zu überdenken“ sagt Ricard, der am französischen National Centre for Meteorological Research forscht.

Welche Arten von Regenbögen gibt es?

Wenn man einen Regenbogen malt, verwendet man dafür in der Regel Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett. Vielleicht kommt auch noch ein bisschen Indigo dazu, auch wenn das laut der Wissenschaft keine offizielle Regenbogenfarbe ist.

Doch wenn man genauer hinsieht, werden Regenbögen schnell komplexer: Bei einem doppelten Regenbogen kann sich ein zweiter Bogen etwas schwächer ausgeprägt über dem ersten zeigen, allerdings mit umgekehrter Farbreihenfolge. Zwischen den Bögen kann ein dunkleres Stück Himmel liegen, und manchmal haben Regenbögen sogar eine Art Heiligenschein in Form von Halos am Beginn und Ende.

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Und dann gibt es noch Regenbögen, denen einzelne Farben komplett fehlen.

Seit den 1950er-Jahren werden Regenbögen hauptsächlich anhand der Größe der Regentropfen, durch die sie entstehen, klassifiziert. Je größer die Tropfen desto kräftiger die Farben.

Ein weiterer Versuch, sie einzuteilen, richtet sich nach dem Sonnenstand über dem Horizont. Bei etwa 70 Grad zeigt ein Regenbogen hauptsächlich Blau- und Grüntöne. Näher am Horizont wechselt das zu Rot und Gelb.

„Bei Sonnenauf- und -untergang verändert sich die Farbe der Sonne und die Intensität der Lichteinstrahlung drastisch“, sagt Ricard. Wenn die Sonne tief am Horizont steht, müssen die Lichtstrahlen mehr von der Erdatmosphäre durchdringen. „Das Rot schafft es noch durch“, erklärt er. „Andere Wellenlängen verschwinden dagegen komplett.“

Fang den Regenbogen

Um die Vielfalt der Regenbögen einzufangen, trugen Ricard und seine Kollegen Hunderte von Fotos von Regenbögen zusammen und teilten sie danach in 12 Kategorien ein – basierend auf der Sichtbarkeit der sechs Farben, der breite dunkler Streifen und ob Abstrahlungen sichtbar waren. Bei einer Kategorie fehlt beispielsweise das Grün, bei einer anderen Blau und Violett, und eine dritte besitzt nur Rot- und Blautöne.

BELIEBT

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    Das System ist so einfach, dass beinahe jeder sich das Bild eines Regenbogens anschauen, klassifizieren und damit die Hintergrundmechanismen für seine Entstehung verstehen kann, meint er. Ein verwaschener, roter Regenbogen kann zum Beispiel nur bei Sonnenauf- oder –untergang durch winzige Regentröpfchen entstehen.

    „Die Menschen sind immer fasziniert, wenn sie einen Regenbogen sehen, und ich werde oft gebeten, entsprechende Fotos zu analysieren“, sagt Raymond Lee, ein Meteorologe an der U.S. Naval Academy in Annapolis, Maryland. „Dabei hilft uns jedes wissenschaftsbasierte Modell, mit dem wir erklären können, warum sich die Farben von Regenbögen mitunter so stark voneinander unterscheiden.“

    Die Untersuchungen von Regenbögen könnten sogar bei der Suche nach außerirdischem Leben helfen. Wenn man Regenbögen auch auf Exoplaneten entdecken würde, gäbe das einen Aufschluss über das mögliche Vorhandensein von Wasser – und damit Leben.

    Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

     

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