Frauen zum Mars! Warum Astronautinnen die besseren Raumfahrenden sind

Die Raumfahrt ist eine Männerdomäne – zu Unrecht, wie eine Studie der ESA zeigt. Ihr zufolge ist der weibliche Körper viel besser für den Einsatz im Weltraum geeignet. Vor allem, wenn es um künftige Langzeitmissionen geht.

Von Katarina Fischer
Veröffentlicht am 17. Mai 2023, 09:21 MESZ
Zwei Astronautinnen inmitten der Geräte und Kabel der Raumstation.

Die NASA-Astronautinnen Anne McClain (links) und Serena Auñón-Chancellor (rechts) arbeiten am 8. Dezember 2018 im Destiny-Labormodul der Internationalen Raumstation (ISS).

Foto von NASA

Juri Gagarin, Neil Armstrong, Alexander Gerst: Die Liste bekannter Persönlichkeiten aus der Raumfahrt ist auffällig männlich geprägt – aus dem einfachen Grund, dass Raumfahrende in der Vergangenheit überwiegend Männer waren. Bis März 2022 waren nur 75 Astronautinnen im Weltall, damit liegt der Frauenanteil unter den Raumfahrenden bei unter 10 Prozent.

Dabei würden Raumfahrtmissionen vom Einsatz reiner Frauen-Crews enorm profitieren. Das zeigt eine Studie des Teams für Weltraummedizin der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), die in der Zeitschrift scientific reports erschienen ist. Demnach sind Astronautinnen aufgrund verschiedener körperlicher Faktoren viel besser für den Einsatz auf Langzeitmissionen geeignet als ihre männlichen Kollegen.

Der weibliche Körper ist ein Platzwunder

Der Weltraum ist unermesslich groß – und für Menschen eine feindliche Umgebung. Um hier überleben zu können, müssen Raumstationen gebaut und Sauerstoff, Wasser und Nahrung von der Erde mitgebracht werden. Den Ressourcen- und Platzbedarf von männlichen Raumfahrern hat das Studienteam bereits im Jahr 2020 berechnet. Nun wurden weibliche Astronauten analysiert und die Ergebnisse aus beiden Untersuchungen verglichen.

Historische Aufnahmen der Apollo-Mission
Die Apollo-Missionen der USA läuteten eine neue Ära der Raumfahrt ein. Szenen aus „Apollo: Missionen zum Mond“.

Die Studie ergab unter anderem, dass eine rein weibliche Besatzung auf einer 1.080-tägigen Mission 1.695 Kilogramm weniger Nahrungsmittel benötigen würde als eine rein männliche Besatzung. Der Proteinbedarf von Astronautinnen liegt den Studienergebnissen zufolge zum Beispiel 28 Prozent unter dem von Astronauten. 2,3 Kubikmeter Lagerraum könnten auf einer Raumstation eingespart werden, wenn die Nahrungsvorräte ausschließlich für Frauen reichen müssten. Das entspricht 40 Prozent des verfügbaren Raums eines der Module, die in der internationalen Raumstation Lunar Orbital Platform-Gateway verbaut werden sollen.

Wichtig ist aber nicht nur, wie viel Platz von Vorräten eingenommen wird, sondern auch, wie groß der Platzbedarf der Raumfahrenden selbst ist. Auf der Internationalen Raumstation (ISS) ist es so eng, dass die Besatzung dicht an dicht arbeiten muss. Die Räumlichkeiten der Gateway-Station werden den Plänen zufolge noch kleiner ausfallen. Für Frauen, die durchschnittlich eine geringere Körpergröße haben als Männer, ist es leichter, unter diesen Bedingungen zu arbeiten.  

Effizienter Stoffwechsel, niedriger Verbrauch

Doch selbst größere Astronautinnen haben ihren männlichen Kollegen gegenüber einen klaren Vorteil, weil der Stoffwechsel des weiblichen Körpers viel effizienter ist. Sein Gesamtenergieverbrauch liegt um elf bis 41 Prozent unter dem des männlichen Körpers. Frauen benötigen darum weniger Kalorien. Außerdem verbraucht der weibliche Körper weniger Sauerstoff und Wasser und setzt geringere Mengen Kohlendioxid und Wärme frei.

Das gilt sowohl für den Ruhezustand als auch in Situationen körperlicher Anstrengung. Raumfahrende müssen regelmäßig – auf der ISS zum Beispiel an sechs Tagen je zweimal eine halbe Stunde lang – Aerobic-Übungen machen, um Muskelschwäche und Knochenschwund vorzubeugen, die in der Schwerelosigkeit drohen. Das Studienteam hat festgestellt, dass Astronautinnen bei diesen unerlässlichen Sport-Einheiten weniger Sauerstoff verbrauchen, weniger Kohlendioxid ausatmen, weniger Wärme produzieren und 29 Prozent weniger Wasser verlieren als ihre männlichen Kollegen. Wer weniger schwitzt, muss weniger trinken – so wird der Wasservorrat geschont.

BELIEBT

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    Jeder dieser Faktoren könnte den Weltraumorganisationen dabei helfen, bares Geld zu sparen. Laut Angaben der NASA schlägt der Transport von Nutzlasten zur ISS mit rund 93.400 US-Dollar pro Kilogramm zu Buche. Die Studienautoren haben darauf basierend errechnet, dass der Einsatz von Astronautinnen allein im Bereich der Ressourcenversorgung eine Ersparnis von über 158 Millionen US-Dollar je Frachtladung bringen würde.

    Ob NASA, ESA und Co. sich bei der Zusammenstellung zukünftiger Crews von der Studie beeinflussen lassen, könnte sich schon Mitte der Zweitausendzwanzigerjahre zeigen. Dann soll die Raumstation Lunar Orbital Platform-Gateway in Betrieb genommen werden. Möglicherweise zieht eine reine Frauen-WG ein – effizient wäre es.

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