Macht häufige Handynutzung unfruchtbar?

Die Spermienqualität ist in den letzten Jahrzehnten stark gesunken. Schuld sind Umweltfaktoren, das eigene Verhalten – und die Nutzung des Smartphones. Doch macht es einen Unterschied, wie oft man zum Handy greift?

Wer sein Handy ständig am Körper trägt, könnte damit seine Fruchtbarkeit aufs Spiel setzen. 

Foto von Michael Burrows / Pexels
Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 10. Nov. 2023, 16:15 MEZ

Kinder zu bekommen, könnte in Zukunft schwieriger werden. In den letzten 50 Jahren hat die Spermienqualität drastisch abgenommen: Während in den 1970er Jahren noch 90 Millionen Spermien auf einen Milliliter Sperma gekommen sind, sind es heute nur noch durchschnittlich 47 Millionen. Damit ist schon fast der Grenzwert von 40 Millionen Spermien pro Millimeter erreicht, ab dem die Chance auf eine Schwangerschaft sinkt. 

Schuld an der Misere sind verschiedene Umweltfaktoren wie Pestizide oder Strahlung und persönliche Verhaltensweisen wie Alkoholkonsum oder Rauchen. Doch nicht nur sie tragen dazu bei, dass sich die Spermienqualität verringert, auch ein anderer stetiger Begleiter könnte ein Risikofaktor sein: das Smartphone. 

Lange wurde vermutet, dass die Handystrahlung Auswirkungen auf die Qualität von Spermien hat – nun konnten Forschende aus Genf und Basel zeigen: Es gibt einen Zusammenhang zwischen starker Handynutzung und Spermienkonzentration. Ihre Studie erschien in der Zeitschrift Fertility and Sterility.

Viel Zeit am Smartphone, weniger Spermien

Zwischen 2005 und 2018 befragten die Forschenden im Rahmen der Studie 2.886 junge Männer aus der Schweiz im Alter zwischen 18 und 22 Jahren. „Wir haben die Teilnehmer zu ihrem Lebensstil, ihrer Gesundheit und ihrer Nutzung von Mobiltelefonen befragt und zudem die Frage gestellt, wo sie das Telefon aufbewahren, wenn sie es gerade nicht benutzen“, erklärt Prof. Dr. Serge Nef von der Université de Genève in Genf und dem Swiss Centre for Applied Human Toxicology (SCAHT), der die Studie mitgeleitet hat.

Dazu untersuchten sie die Spermienkonzentration der Studienteilnehmer. Dabei konnten sie einen signifikanten Unterschied zwischen zwei Gruppen feststellen: Bei der Gruppe, die eine Handynutzung von mehr als 20 Mal pro Tag angegeben hatte, war die Spermienkonzentration um ganze 21 Prozent geringer als bei der Gruppe, die ausgesagt hatte, ihr Handy nur ein- bis fünfmal pro Woche zu nutzen. 

Die häufigen Handynutzer besaßen im Schnitt lediglich 44,5 Millionen Spermien pro Milliliter Samenflüssigkeit, im Gegensatz zu den seltenen Handynutzern, die durchschnittlich 56,5 Millionen Spermien pro Milliliter aufwiesen. Starke Handynutzung führt also zu weniger Spermien – und damit zu verminderter Fruchtbarkeit. 

Wie beeinflusst das Handy die Spermienqualität?

Wo man sein Handy aufbewahrt – ob in der Hosen- oder in der Jackentasche beispielsweise –, sei dagegen nicht ausschlaggebend für die Spermienqualität. Ob es einen Unterschied macht, sein Smartphone außerhalb des Körpers aufzubewahren, konnten die Forschenden nicht feststellen: Es gab zu wenig Vergleichswerte, da die meisten ihr Handy regelmäßig am Körper tragen. 

Wie genau das Smartphone die Spermienqualität beeinflusst, soll nun in einer weiteren Studie untersucht werden. „Hat die von Mobiltelefonen abgegebene Mikrowellenstrahlung eine direkte oder indirekte Wirkung? Verursacht sie einen fruchtbarkeitsschädigenden Anstieg der Hodentemperatur? Wirkt sie sich auf den Hypothalamus im Gehirn aus, der die Hormonproduktion und damit die Spermienproduktion steuert? All das muss noch herausgefunden werden“, so Dr. Rita Rahban, Erstautorin und Co-Leiterin der Studie.

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