Täglich tote Vögel: Flughafen BER hat ein Problem mit dem Tierschutz
An der Glasfassade des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) verenden jeden Tag zahlreiche Vögel – und das bereits seit 11 Jahren. Darunter seien auch viele geschützte Arten, sagt die Landestierschutzbeauftragte Berlins und verlangt Konsequenzen.
Während am Flughafen Berlin Brandenburg Passagiere gen Himmel abheben, endet die Reise für zahlreiche Vögel an den Scheiben des Gebäudes: Sie verenden, weil sie gegen die Glasfassaden fliegen.
Seit 2020 ist der Flughafen Berlin Brandenburg (BER) in Betrieb – eröffnet hatte er mit neun Jahren Verspätung und viel Gespött. Doch die Ära der Pannen scheint nicht vorbei. Der Flughafen hat offenbar ein Problem mit dem Tierschutz: An der Glasfassade des Gebäudes verenden massenhaft Vögel.
„Fassungslose Bürgerinnen und Bürger entdecken teilweise bis zu 30 tote Vögel an einem einzigen Tag“, sagt Dr. Kathrin Herrmann, Landestierschutzbeauftragte von Berlin. Das verstoße gegen den Tier- und Artenschutz und dürfe nicht länger hingenommen werden.
Problem seit 2012 bekannt
Das Problem ist nach Angaben von Herrmann seit 2012 bekannt, getan habe sich seitdem allerdings wenig. „Dabei ist es eigentlich einfach zu beheben. Umso verwunderlicher ist es, dass die Naturschutzbehörden bislang keinen Grund gesehen haben, hier umfassend einzuschreiten“, sagt sie. Naturschutzverbände hätten die Umstände immer wieder öffentlich moniert und bei der Aufsichtsbehörde angezeigt, bislang sei die Behörde jedoch überwiegend untätig geblieben. „Es wurde nur ein kleiner Teil des Gebäudes mit Vogelschutzfolie beklebt, aber das reicht natürlich nicht. Erst vor ein paar Tagen sind rund 30 Meisen tot aufgefunden worden.“
Erst vor ein paar Tagen fand eine Frau 30 tote Meisen am Flughafen Berlin Brandenburg.
Auch der Berliner Tierschutzbeirat schaltet sich ein: „Normalerweise sind Auswirkungen auf geschützte Arten bereits im Rahmen der Bauplanung zu berücksichtigen“, sagt Claudia Wegworth, Mitglied des Beirats. „Dass dies beim BER versäumt wurde, überrascht nicht.“ Nachträglich sei der Aufwand größer, das Problem zu beheben, aber die Kosten seien kein Argument gegen die Einhaltung des Artenschutzes.
Unter den Vogelarten, die am Flughafen verenden, befinden sich viele besonders geschützte Arten wie Eisvogel, Turmfalke, Waldschnepfe, Haubenlerche, Rotkehlchen, Singdrossel und Waldkauz.
„Keine Besonderheit des BER“
Die Flughafenbetreiber geben an, in den vergangenen Jahren gehandelt zu haben: „Seit der Inbetriebnahme des Flughafens Berlin Brandenburg wurden bereits neuralgische Glasflächen mit Folien ausgerüstet“, so BER-Sprecher Jan-Peter Haack. Dadurch konnte eine signifikante Verbesserung dokumentiert werden. Zu weiteren Maßnahmen befinde man sich in Planungen und fortlaufenden Abstimmungen mit allen zuständigen Behörden. „Sämtliche Gebäude des Flughafens Berlin Brandenburg entsprechen den Baugenehmigungen. Das Phänomen, dass Vögel Gebäude nicht immer erkennen, kommt weltweit bei verschiedensten Gebäuden vor und ist keine Besonderheit des Flughafens Berlin Brandenburg“, so Haack.
Vogelschlag in Deutschland: Bis zu 100 Millionen tote Vögel
Laut Hochrechnungen der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten sterben in Deutschland 100 Millionen Tiere im Jahr, weil sie gegen Glasscheiben fliegen. Das sind fünf Prozent der gesamten Vögel im Land.
Galerie: Deutschlands häufigste Wintervögel
Gerade verglaste Hochhäuser und moderne Architektur fordern ihre Opfer. 2009 hatte eine Studie über den Bonner Post Tower ergeben, dass dort in nur einem Jahr rund 200 Vögel starben. In Berlin gehörte das Museum Futurium anfangs zu den Todesfallen für Vögel, es wurde jedoch nach Angaben der Landestierschutzbeauftragten Herrmann nachgerüstet.