Prähistorischer Welpe könnte der älteste Beweis für die Bindung zwischen Haustier und Mensch sein
Eine neue Analyse eines 14.000 Jahre alten Hundes bringt die ältesten bekannten Beweise für eine emotionale Bindung zum besten Freund des Menschen.
Hunde sind wohl seit der Anfangszeit der Domestizierung der beste Freund des Menschen – und wurden auch schon immer als solcher behandelt.
Laut einer kürzlich im Journal of Archaeological Science veröffentlichten Studie ist es wahrscheinlich, dass prähistorische Menschen sich wochenlang um einen kranken Welpen kümmerten, bevor er starb. Das deutet auf eine emotionale Bindung zu dem Tier hin.
Ein Mitglied des Rudels
Im Jahr 1914 legten Arbeiter ein Grab in Oberkassel, heute ein Vorort von Bonn, frei. Die Überreste – ein Hund, ein Mann und eine Frau zusammen mit einigen verzierten Gegenständen aus Hirschhorn, Knochen und Zähnen – gehen auf das Paläolithikum zurück, ein Zeitalter vor rund 14.000 Jahren.
Es ist das älteste bekannte Grab, in dem Menschen und Hunde zusammen bestattet worden sind und es birgt einen der frühesten Beweise für Domestizierung.
Jetzt zeigen neueste Analysen, dass dieser Welpe nicht nur domestiziert war, man scheint ihn auch gepflegt zu haben. Bei der Untersuchung der Überreste bemerkte Luc Janssens, Tierarzt und Doktorand an der Universität Leiden, Probleme mit den Zähnen, die zuvor nicht dokumentiert worden waren.
„Ich hatte Glück, weil ich sowohl Veterinär als auch Archäologe bin“, sagt Janssens. „Archäologen schauen nicht immer nach Hinweisen auf Krankheiten oder denken an die medizinischen Implikationen, aber als Tierarzt habe ich viel Erfahrung damit, da ich bei modernen Hunden oft danach suche.“
Der Welpe war etwa 28 Wochen alt, als er starb. Eindeutige Hinweise auf den Zähnen des Tiers belegen, dass er sich vermutlich im Alter von 19 Wochen mit dem Staupe-Virus infiziert hat. Er hat wohl zwei oder drei heftige Schübe der Krankheit erlitten, die fünf bis sechs Wochen andauerten.
Frühe Symptome der Erkrankung sind Fieber, Appetitlosigkeit, Dehydrierung, Lethargie, Durchfall und Erbrechen. Neurologische Anzeichen wie Krampfanfälle können während der dritten Woche auftreten.
„Die Staupe ist eine lebensbedrohliche Krankheit mit hoher Sterblichkeitsrate. Der Hund muss im Alter von 19 bis 23 Wochen unübersehbar schwerkrank gewesen sein“, sagt Liane Giemsch, Co-Autorin des Papers und Kuratorin am Archäologischen Museum Frankfurt. „Er konnte wahrscheinlich nur durch intensive, langfristige menschliche Pflege überleben.“
Diese könnte beinhaltet haben, dass der Welpe gewärmt und sauber gehalten und ihm Wasser und Futter eingeflößt wurde. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass der Welpe ohne diese Pflege nicht hätte überleben können.
Prähistorische Haustiere
Der exakte Zeitpunkt und Ort, an dem Hunde zum ersten Mal domestiziert worden sind, ist unbekannt.
„Auf Basis der vorliegenden Daten, die nicht gerade üppig sind, ist es klar, dass wir schon mindestens vor 15.000 Jahren domestizierte Hunde bei uns hatten“, sagt Keith Dobney, ein Archäologe der Universität Liverpool, der nicht an der Studie beteiligt war. „Wie viel früher domestizierte Hunde bereits existierten, wird noch diskutiert. Einige meinen, dass es bis zu 30.000 Jahre sein könnten.“
Die menschliche Motivation für die Domestizierung von Hunden ist zudem nicht vollständig ergründet. Die meisten Theorien drehen sich um die Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten, die der Mensch für Hunde hat, darunter Jagen, Schutz und das Hüten von Herden. Die Überreste des Bonn-Oberkassel-Hundes deuten jedoch auf noch mehr hin.
„Wir nehmen an, dass zumindest einige paläolithische Menschen einen Teil ihrer Hunde nicht nur auf materieller Ebene und im Sinne ihres Nutzens betrachteten. Sie hatten unserer Meinung nach bereits eine starke, emotionale Bindung zu diesen Tieren“, sagt Giemsch.
Galerie: 20 Fotos vom besten Freund des Menschen
Janssen, Giemsch und ihre Kollegen sagen, dass dieser Welpe den ältesten bekannten Beweis dafür darstellt, dass Hunde als Haustiere betrachtet und auch so behandelt wurden – also als domestiziertes Tier, das eher zum Vergnügen gehalten wurde als aus Notwendigkeit. Während seiner Krankheit hatte er keinerlei Nutzung für seine Besitzer und die dennoch erfolgte Pflege lässt darauf schließen, dass die Menschen von Mitgefühl oder Empathie motiviert wurden. In anderen Worten: sie hatten eine emotionale Bindung.
„Das überrascht mich nicht wirklich“, sagt Matthijs van Kolfschoten, ein Archäologe der Universität Leiden, der nicht an der Studie beteiligt war. „Ich bin auf einem Bauernhof mit vielen Tieren aufgewachsen und man hatte zu allen eine emotionale Beziehung. Wenn man mit oder bei Tieren lebt und arbeitet, hat man diese Bindung.“
Dass sich so gut um diesen Hund gekümmert wurde, sagt uns mehr über menschliches Verhalten als irgendetwas sonst, meint Dobney.
„Die Hinweise lassen darauf schließen, dass dieser Hund jemandem wichtig gewesen ist und das diese Form von emotionaler Beziehung schon vor 14.000 Jahren existierte“, sagt Dobney.
Es scheint also, dass sich Menschen Hals über Kopf in Welpen verlieben, seit der Wolf zum Hund geworden ist.
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