Woher kommt der Aberglaube an Freitag den 13.?

Paraskavedekatriaphobie – die Angst vor Freitag dem 13. – kann selbst nicht-abergläubische Menschen beeinflussen.

Von Brian Handwerk
Krähe im Nebel
Der erste Freitag der 13. in diesem Jahr fällt auf den September.
Foto von Alex Saberi, National Geographic Creative

Der Aberglaube an dieses Datum nicht totzukriegen. Es gibt eigentlich keinen logischen Grund zur Besorgnis, und doch sehen etliche Menschen diesem zufälligen Zusammentreffen von Monats- und Wochentag mit Unbehagen entgegen.

Und Statistiken zeigen: Freitag der 13. hat durchaus signifikante Effekte. Manchmal entstehen diese aber nur in unseren Köpfen.

Ob ihr's glaubt oder nicht

Jane Risen, eine Verhaltenswissenschaftlerin an der Booth School of Business der Universität von Chicago, hat herausgefunden, dass Aberglaube sogar Menschen beeinflussen kann, die nicht abergläubisch sind. In einer Studie entdeckte Rise, dass Menschen, die sich für abergläubisch halten, und solche, die es nicht tun, beide der Meinung waren, ein schlimmer Ausgang eines Ereignisses sei wahrscheinlicher, wenn man ihn vorher prophezeit. Ein Beispiel dafür wäre es, explizit zu sagen, dass man garantiert in keinen Autounfall gerät.

„Im Großen und Ganzen denke ich, dass das passiert, weil man sich das schlimme Ereignis deutlicher vorstellt, wenn es gerade ausgesprochen wurde“, erklärt sie. „Die Leute nehmen die Leichtigkeit, mit der sie sich etwas vorstellen können, als Indiz dafür, wie wahrscheinlich es ist.“

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Diese Art des Denkens könnte am Freitag den 13. noch verbreiteter sein. „Selbst, wenn ich nicht aktiv daran glaube, bedeutet die bloße Tatsache, dass Freitag der 13. ein bekannter Bestandteil der Kultur ist, dass ich diese Möglichkeit in Betracht ziehe“, sagt sie. Wenn eigentlich unscheinbare Ereignisse an diesem Tag stattfinden, fällt uns das eher auf.

„Das nährt diese Intuition ein wenig und sorgt dafür, dass es sich etwas wahrer anfühlt, selbst wenn man erkennt, dass es das nicht ist.“

Glücksbringer

Zum Glück gibt es auch eine Möglichkeit, um diesen „Fluch“ aufzuheben: Man kann zum Beispiel kleine Rituale abhalten, um Unglück abzuwehren – Klopfen auf Holz oder das Streuen von Salz. Risen hat herausgefunden, dass manche Leute diese Rituale nutzen, auch wenn sie nicht daran glauben. Bei Tests zeigten sich dadurch sowohl bei abergläubischen als auch nicht-abergläubischen Menschen positive Effekte.

„Wir haben herausgefunden, dass Menschen, die sich selbst verhexen, das schlimme Ereignis nicht für sonderlich wahrscheinlich halten, wenn sie auf Holz klopfen“, sagt Risen. „Das Ritual scheint ihnen also dabei zu helfen, ihre Bedenken in Zaum zu halten.“

Sich solchem Aberglauben einfach nur bewusst zu sein, kann schon dabei helfen, ein Gefühl der Ordnung in eine Welt aus zufälligen und unkontrollierbaren Sorgen zu bringen, sagt Rebecca Borah, eine Englischprofessorin an der Universität von Cincinnati.

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BELIEBT

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    „Wenn es Regeln gibt und man weiß, wie man sie einhalten kann, scheint es immer etwas einfacher“, erzählte sie National Geographic 2014. „Wir machen nichts Gruseliges [am Freitag den 13.] oder prüfen zweimal, dass wir genug Benzin im Tank haben oder was auch immer.“

    „Manche Leute bleiben sogar zu Hause, obwohl statistisch gesehen die meisten Unfälle zu Hause passieren, also ist das vielleicht nicht die beste Strategie.“

    Woher kommt die Angst vor Freitag dem 13.?

    Es ist für gewöhnlich schwer, die Ursprünge und die Evolution eines Aberglaubens genau zu bestimmen. Aber Stuart Vyse, ein Professor für Psychologie am Connecticut College in New London, hat die Theorie, dass die Angst vor diesem Tag religiöse Wurzeln hat. Dabei geht es um den 13. Gast beim letzten Abendmahl – der Apostel Judas, der Jesus verraten haben soll – und die Kreuzigung von Jesus Christus an einem Freitag, der einst als Henkerstag galt.

    Eine Kombination aus diesen Faktoren führte dann zu „einer Art doppeltem Unglücksbringer, wenn der 13. auf einen eh schon unheilvollen Tag fällt“, erklärte Vyse 2014. Einige Bibelgelehrte sind auch der Meinung, dass Eva Adam an einem Freitag zum Kosten der verbotenen Frucht verführt hat, und dass Abel an einem Freitag den 13. von seinem Bruder Kain erschlagen wurde.

    Spanien scheint sich dieser Kombination aus dem Monats- und Wochentag jedoch entzogen zu haben. Dort gilt Dienstag der 13. als gefährliches Datum.

    Andere Experten haben noch ältere Ursprünge für die sogenannte Triskaidekaphobie (die generelle Angst vor der Zahl 13). Laut Thomas Fernsler, einem Wissenschaftler am Mathematics and Science Education Resource Center an der Universität von Delaware in Newark, hat die 13 mit ihrer Position nach der Zahl Zwölf zu kämpfen.

    Unter Numerologen gilt die Zwölf als „vollständige“ Zahl. Das Jahr hat zwölf Monate, es gibt zwölf Tierkreiszeichen, zwölf olympische Götter, die zwölf Arbeiten des Herakles, die zwölf Stämme Israels und die zwölf Apostel Jesu.

    Die Assoziation der Zahl 13 mit Unglück „hat damit zu tun, dass sie nur ein bisschen außerhalb der Vollständigkeit liegt“, erklärte er 2013.

    Numerologie könnte auch erklären, warum Italiener kein Problem mit Freitag dem 13. haben, sondern stattdessen den 17. nicht mögen. Die römische Zahl XVII lässt sich zu „VIXI“ anordnen, was aus dem lateinischen übersetzt „Ich habe gelebt“ bedeutet.

    Kostspieliger Zufall

    So zufällig es auch sein mag – Aberglaube wie die Angst vor Leitern, schwarzen Katzen oder Unglückszahlen hält sich stur.

    „Sobald sie einmal Teil der Kultur sind, halten wir sie meist in Ehren“, sagte 2013 Thomas Gilovich, ein Professor für Psychologie an der Cornell Universität in Ithaca, New York. „Man hat das Gefühl, wenn man das ignoriert, fordert man das Schicksal heraus.“

    Schwarze Katzen gelten in vielen europäischen Kulturen als Unglücksboten.
    Foto von Robbie George, National Geographic Creative

    Manche Menschen gehen am Freitag den 13. einfach ihren Geschäften nach, ob nun nervös, angstvoll oder gelassen. Andere verhalten sich hingegen wirklich anders.

    Sie weigern sich vielleicht zu verreisen, ein Haus zu kaufen oder einem Aktiengeschäft nachzugehen. Das kann sich spürbar auf die Wirtschaft auswirken, wie der verstorbene Folklorewissenschaftler Donald Dossey National Geographic 2013 erklärte.

    „Man schätzt, dass in den USA an diesen Tagen 800 bis 900 Millionen Dollar an Wirtschaftseinbußen zu verzeichnen sind, weil die Leute nicht wie an normalen Tagen fliegen oder Geschäfte abschließen“, sagte er.

    Ironischerweise könnten Menschen, die ihrem Aberglauben auf diese Weise nachgeben, die Chance vertun, den Tag in einer etwas weniger gefährlichen Welt als sonst zu verbringen. Eine Studie des niederländischen Zentrums für Versicherungsstatistik aus dem Jahr 2008 offenbarte, dass an Freitag dem 13. weniger Verkehrsunfälle geschahen als an anderen Freitagen. Die Meldungen über Brände und Diebstähle sanken ebenfalls.

    Bald ist der vermeintliche Spuk so oder so aber wieder vorbei und wir haben bis zum nächsten Mal unsere Ruhe. 

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

     

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