Skyr, Algen, Stockfisch: Wikinger aßen gesund

Neben dem Fleisch von Wild- und Nutztieren genossen die Wikinger eine Vielzahl von Lebensmitteln und importierten auch Leckereien wie Pfirsiche und Zimt.

Von Catherine Zuckerman
Veröffentlicht am 1. März 2021, 12:35 MEZ, Aktualisiert am 8. März 2021, 11:38 MEZ
Skyr, Algen, Stockfisch: Wikinger aßen gesund

Die Teilnehmenden des Slawen- und Wikingerfestes im polnischen Wolin legen großen Wert auf Authentizität. Viele schmücken ihren Körper mit Tattoos, manche ernähren sich wie die Wikinger und schlachten und braten Wild.

Foto von David Guttenfelder, National Geographic

Das ganze Geplündere muss die Wikinger hungrig gemacht haben. Man kann sich gut eine Gruppe von ihnen um einen Tisch herum vorstellen: Männer, die nach einem langen Tag des Plünderns ausgehungert riesige Fleischbrocken verschlingen und Hörner voller Met heben.

Aber dieses Bild würde ihnen nicht gerecht.

So verlockend die Vorstellung für manche auch ist, dass Wikinger kunstlose, fleischlastige Mahlzeiten bevorzugten: Die alltägliche Wikingerkost enthielt in Wahrheit eine Vielfalt von Lebensmitteln, über die auch moderne, gesundheitsbewusste Menschen nicht die Nase rümpfen würden.

So kann man sich stattdessen einen kräftigen, bärtigen Krieger vorstellen, der sein Schwert beiseitelegt, um einen säuerlichen Joghurt-Snack zu sich zu nehmen oder sich mit frischem Grünzeug zu stärken.

„Den Wikingern stand eine große Auswahl an Lebensmitteln und Wildkräutern zur Verfügung, um schmackhafte und nahrhafte Gerichte zuzubereiten“, sagt Diana Bertelsen, die bei der Erforschung und Entwicklung von Rezepten für das dänische Ribe Viking Center mitgeholfen hat. In der rekonstruierten Wikingersiedlung – eine Art Freilichtmuseum – können Besucher in so ziemlich jeden Aspekt der Wikingerkultur eintauchen, einschließlich der Esskultur.

„Es gibt keine Originalrezepte aus der Wikingerzeit“, sagt Bertelsen, „aber wir wissen mit Sicherheit, welche Feldfrüchte und Tiere vor tausend Jahren verfügbar waren. Ausgrabungen zeigen, was die Wikinger aßen und was sie importierten, zum Beispiel Pfirsiche und Zimt.“

Historische Darstellende erwecken ein rekonstruiertes Langhaus im Ribe Viking Center in Dänemark zum Leben. Die Mahlzeiten wurden über einem offenen Feuer auf einem Herd gekocht, und die Wikingerkost umfasste gesalzenen Hering, Gerstenbrei und gekochte Schafsköpfe.

Foto von David Guttenfelder, National Geographic

Natürlich wurde die Ernährung des individuellen Wikingers stark von seinem Standort beeinflusst, sagt die Mittelalterforscherin Eleanor Rosamund Barraclough. In den kalten, trockenen Küstenregionen Skandinaviens zum Beispiel waren Fische wie Hering und Lachs eine wichtige Eiweißquelle und wurden typischerweise getrocknet und in Salz eingelegt.

Dieser Stockfisch, wie er genannt wird, „ist ein bisschen wie Trockenfleisch, nur eben fischig“, sagt Barraclough. „Das wäre eine wertvolle Nahrungsquelle auf langen Seereisen gewesen.“

Auch der Wohlstand spielte eine Rolle bei der Ernährung, erklärt sie. „In Grönland aßen die Wikinger mehr Robben, besonders auf den ärmeren Höfen, während sie auf den reicheren Höfen mehr Rentiere aßen.“

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    Ebenso bestimmten die Jahreszeiten den täglichen Speiseplan der Wikinger. Je nach Saison konnten die Mahlzeiten eine Vielzahl von Beeren, Rüben, Kohl und anderem Grünzeug enthalten, darunter sogar Algen. Gerstenbrei und Fladenbrot aus Roggen standen ebenfalls auf dem Speiseplan. Die Gerichte waren in der Regel einfach, aber „wir haben keinen Grund zu der Annahme, dass das Essen fade und geschmacklos war“, sagt Bertelsen.

    Tatsächlich deuten archäologische Funde darauf hin, dass die Köche der Wikinger geschmacksverstärkende Zutaten wie Zwiebeln, Knoblauch, Koriander und Dill liebten.

    Die Wikinger bereiteten auch besondere Speisen zu, um saisonale Ereignisse zu feiern. „Es heißt, dass während des winterlichen Julfestes Wildschweine geopfert und feierliche Eide auf ihre Borsten geschworen wurden“, sagt Barraclough.

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    Milchprodukte standen wohl häufig auf dem Speiseplan der Wikinger. Die seefahrenden Krieger waren schließlich Bauern und in der Tierhaltung bewandert. Kühe und Schafe lieferten zwar Fleisch, aber sie versorgten die Wikinger auch zuverlässig mit Buttermilch, Käse, Butter und anderen Produkten.

    Vor allem in Island genossen die Wikinger ihre Milchprodukte und aßen sie oft in Form von Skyr, einem fermentierten, joghurtähnlichen Käse, der heute manchmal als „Milch-Superfood“ vermarktet wird. Die cremige Substanz findet sogar in den Überlieferungen der Wikinger Erwähnung, sagt Barraclough. Sie erzählt von einer „Sage, in der sich ein Mann vor seinen Feinden in einem Bottich mit Skyr versteckt – der ihm explizit bis zu den Brustwarzen reicht.“

    Wie vieles an den Wikingern sind auch ihre Essgewohnheiten eine Quelle der Faszination – und Inspiration – für viele Menschen. Angesichts ihrer körperlichen Stärke und ihrer überraschend gesunden Ernährung ist es also vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis „Viking Food“ der nächste Trend nach „Paläo“ wird.

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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